Zusammenfassung
Die Migrationsforschung unterliegt einem Wandel: Von Forschungsarbeiten, die die Ursachen von Migration nach einem klassischen Pusch-Pull-Modell fokussierten, hat sich das Interesse seit gut zwei Jahrzehnten zu solchen Forschungsansätzen hin verschoben, die eruieren, „wie und warum die Migrationsprozesse trotz veränderter Bedingungen fortgesetzt werden“ (Glorius und Matuschewski 2009, zitiert nach Pusch 2013, S. 12, Hervorhebung NW). Transnationalismus und Transmigration beziehen sich auf häufige, unregelmäßige und grenzüberschreitende Verlagerungen von Wohnorten, wodurch soziale Felder, pluri-lokale Netzwerke und transnationale Räume jenseits von nationalstaatlichen Grenzen entstehen (vgl. Merz-Benz 2015, S. 105).
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Notes
- 1.
Eine nähere Beleuchtung der Bedeutung transnationaler Räume folgt unter Abschn. 2.3.
- 2.
Michael Schönhuth, Markus Gamper et al. haben den sogenannten VennMaker entwickelt, eine Software, die die Vernetzung sozialer Netzwerke auf einer digitalen Karte visualisiert.
- 3.
Im Verständnis internationaler Migration als einmalige, langfristige oder permanente Verlagerung des Lebensmittelpunktes in ein anderes Land unterscheiden Pries und Gogolin zwischen Emigration/Immigration, Rückkehr-Migration/Remigration und Diaspora-Migration (vgl. 2004, S. 7). Hinsichtlich eines häufigen Wechsels zwischen mehreren Ländern kennzeichnen sie Transmigrantion als vierten Idealtypus internationaler Migration (vgl. ebd.).
- 4.
Pries führt in dem genannten Buch u. a. sieben internationale Vergesellschaftungsformen auf: Inter-, Supra- und Re-Nationalisierung, Globalisierung, Glokalisierung, Diaspora–Internationalisierung und Transnationalisierung.
- 5.
Eine nähere Auseinandersetzung zu Fremdheit folgt unter Kap. 3.
- 6.
Die Weltsystem-Theorie, entstanden in den 1970er Jahren, nimmt die Beziehungen von Staaten in den Blick, die sich durch eine kapitalistische Weltökonomie verändern. Immanuel Wallerstein, einer der Mitbegründer dieser Theorie, ist dabei der Frage nachgegangen, wie sich das moderne und globale Welt-System allumfassend verstehen lassen kann.
- 7.
Die globale Netzwerktheorie, oder auch Netzwerkgesellschaft nach Manuel Castells (1996), versucht die sich durch moderne Kommunikationsmittel und -wege verändernde Gesellschaft zu erklären. Da nationalstaatliche Grenzen aufgrund länderübergreifender Kommunikation in den Hintergrund geraten, werden die sozialen Netzwerke in den Blick genommen.
- 8.
Der Ausdruck der „Deterritorialisierung“ geht auf Basch et al. (1994) zurück, die von „deterritorialized states“ sprechen, um auf grenzüberschreitende Aktivitäten hinzuweisen. Luin Goldring hingegen plädiert für den Terminus „extraterritorialized states“ (vgl. Goldring 1997, S. 179).
- 9.
María do Mar Castro Varela zieht in ihren Überlegungen zur Kritik in der Kritischen Migrationsforschung zur Beleuchtung der Frage „Was ist Kritik?“ u. a. Butler, Spivak und Foucault heran. „Verstehen wir Kritik als die Operation, die das ‚Normale‘, das ‚Selbstverständliche‘ zu hinterfragen wagt, so ist die Transformation von Gesellschaft geradezu abhängig von der strategischen und persistenten Kritik“ (ebd. 2013, S. 66, Hervorhebung im Original).
- 10.
„Die“ Migrant*innen werden nach Kriterien wie rechtlichem Status, nationalkultureller Orientierung oder Generationenfolge konstruiert und generalisiert, sodass gewisse Problematiken als „rein türkisch“, „rein polnisch“, „rein albanisch“ etc. proklamiert werden (vgl. Hummrich 2009, S. 17).
- 11.
Şermin Langhoff eröffnete als Intendantin das Theater Ballhaus Naunynstraße (2008–2013) in Berlin Kreuzberg mit Dogland – junges postmigrantisches Theaterfestival und prägte somit den Begriff der „postmigrantischen Gesellschaft“ für den deutschsprachigen Raum, der bald von der Migrationsforschung adaptiert wurde.
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Warrach, N. (2020). Transnationale Perspektive und Konzept der Transnationalität. In: Hochqualifizierte Transmigrantinnen. Interkulturelle Studien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27705-5_2
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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