Zusammenfassung
Angeregt durch Studien der (feministischen) Medienforschung zu Verletzungseffekten von Medien (etwa zu Antifeminismus und Sexismus im Netz) und im Kontrast dazu geht der Beitrag der Frage nach den Möglichkeiten der Ermutigung von Rezipient*innen durch Medieninhalte nach. Am Gegenstand der Darstellung weiblicher Kämpferinnen in den Science Fiction-Serien Firefly und Star Trek: Discovery wird untersucht, welche Bedeutung die Repräsentation ‚gewalttätiger‘ Weiblichkeiten für die Rezeption entfalten kann. Hier wird der Anschluss an eine feministische Medienkritik gesucht, die sich nicht nur quantitativ mit Repräsentationen von Geschlecht befasst und etwa (relevante) Fragen stellt nach der Menge der Geschichten über Frauen*, sondern auch damit, wer in der Menge der Geschichten, die erzählt werden, handlungsmächtig erscheint. Das Erkenntnisinteresse fokussiert die allgemeinere Frage, welche kulturellen Narrationen zirkulieren, wer in ihnen handelt und damit auch das Soziale gestaltet und wie sie erzählt werden.
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Notes
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Im vorliegenden Text wird lediglich die erste Staffel berücksichtigt.
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In ihrer Studie zu Mädchengewalt verweist Rahel Heeg auf die Dominanz einer kulturellen Deutung von Gewalttätigkeit im Kontext heteronormativer Geschlechterbilder: „Physische Gewaltausübung gilt gesellschaftlich als Ausweis von Männlichkeit […]. Das vorherrschende Weiblichkeitsbild in unserer Kultur definiert Frauen als nett, nicht aggressiv, empathisch, um andere bemüht und auf andere bezogen. Frauen, welche nicht aus Verzweiflung und zur Verteidigung Gewalt anwenden, verstoßen nicht nur gegen die Rechts- sondern auch gegen die Geschlechterordnung […]. Aggressive Mädchen im Alter von 1 bis 2 Jahren werden dementsprechend ignoriert, aggressive Jungen im gleichen Alter bekommen Aufmerksamkeit durch Erzieherinnen und Erzieher“ (vgl. Heeg 2009, S. 11).
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Das Asterisk-Zeichen (*) erfüllt im vorliegenden Text verschiedene Funktionen: Es ermöglicht zum einen, in der Mehrzahl verschiedene Geschlechter zu benennen (weiblich, männlich und andere) und zum anderen, vergeschlechtlichende Begriffe (Frauen) als ambivalente Konstruktionen zu markieren. Mit dieser Schreibweise wird versucht, sowohl den Auseinandersetzungen der Geschlechterforschung um Pluralität und Identität als auch den Ambivalenzen konkreter Lebenswelten (etwa von Leser*innen) Rechnung zu tragen. Gerade die inkonsistent erscheinende ‚Verteilung‘ des Asterisks möchte zur Reflexion dazu anregen, in welcher Weise geschlechtsbezogene Bezeichnungen im jeweiligen Kontext Bedeutungs-produktiv werden.
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Insbesondere zur Frage, wer in medialen Erzählungen Gewalt ausübt, lassen sich kaum Daten finden. In Bezug auf die Frage von Quantität und Qualität weiblicher Darstellungen gibt eine geschlechtertheoretisch sensibilisierte Medienforschung Aufschluss (vgl. Vom Orde 2013).
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https://bechdeltest.com/, 04.10.2019.
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Im aktuellen Forschungsstand wird – durch die rezipierten Forschenden, aber auch im vorliegenden Text – eine Darstellungsweise gewählt, die auf die theoretische Perspektive der Geschlechterdifferenz referiert: Es wird ein Unterschied zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit vorausgesetzt. Damit wird auf die gelebte Normalität dichotom verfasster Geschlechterordnungen Rücksicht genommen (im Fall der Untersuchung von Medien bedeutet dies: Es wird in vereinfachender Weise davon ausgegangen, dass Figuren in der Regel als entweder männlich oder weiblich konzipiert, dargestellt und interpretiert werden, Geschlechterinszenierungen also gewissermaßen – allen performativitätstheoretischen und repräsentationskritischen Medientheorien widersprechend – ‚lineare‘ Rezeptionsprozesse durchlaufen). Damit werden diese durch die Forschungsperspektive jedoch nicht nur vorausgesetzt, sondern auch als Normalität reproduziert. Aus konstruktivistischer Perspektive lässt sich festhalten: Diese Zirkularität ist konstitutiv für die nicht-dekonstruktivistische Geschlechterforschung.
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Die Markierung von Gesprächsthemen als „typisch weiblich“ konterkariert hier den kritischen Ansatz Nelkes, zumal die Autor*in darauf verzichtet, die anderen genannten Themen als ‚typisch männlich‘ zu kennzeichnen und sie damit implizit normalisiert. Eine Geschlechterkonnotierung von Themen übernimmt zudem dominante Wertungen bestimmter Topoi als (ir)relevant.
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In aktuelleren Studien zu non-fiktionalen Medien, die z. T. international vergleichend arbeiten, bleiben die Befunde ähnlich: Männer sind „durchweg häufiger vertreten als Frauen, der höchste Frauenanteil wurde in Programmen gefunden, in denen weiche Themen wie Beziehungen, Familie und Gesundheit behandelt wurden [s. Fußnote 4, B. H.]. Außerdem wurden Frauen deutlich öfter in Rollen mit niedrigerem Status gezeigt als Männer“ (Nelke 2014). Auch eine deutsche Studie unter Leitung von Margreth Lünenborg und Jutta Röser (2010) lässt die nach wie vor große Repräsentation von Männern (Männlichkeiten) in den Medien sichtbar werden: Sie dominieren zu 95% das Bild der Wirtschaft (S. 1). Zudem führt Nelke an, dass „[i]n der Wissenschaft […] nur zu 13% über Frauen berichtet“ wird – inhaltlich dann auch anders als über Kollegen: „Er hat Visionen und erklärt die Welt, sie ist freundlich und sehr fleißig“ (2014).
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Ausgelassen werden im Folgenden die Namen der Figuren sowie die Titel der von Fleischmann untersuchten Filme.
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Die Figur des „Final Girl“ aus dem Horrorfilm wird von Fleischmann zur Kategorie dazugezählt (2016), spielt jedoch für die weiteren Überlegungen keine Rolle und wird hier nicht weiter betrachtet.
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Auf das Phänomen des „Male Gaze“ nach Mulvey (1975) wird im Beitrag nicht ausführlich eingegangen, weil es mir weniger um die Figur des für den männlichen Blick geschriebenen oder durch den männlichen Blick wahrgenommenen Films geht, sondern vielmehr um die Produktivität des Medientextes in Bezug auf Identifikationspotentiale sich als weiblich verstehender Zuschauer*innen.
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Auf den Aspekt der Provokation im Sinne des Hervorbringens abwertender Lesarten wird im vorliegenden Text nicht weiter eingegangen. Bei Fleischmann findet sich ein Beispiel, in welcher Weise diese Art ‚Reiz‘ nicht-konformer Weiblichkeits-Darstellungen Ausdruck finden kann: „Als kritisch erwies sich dies [die Ignoranz des Unterschieds von Fiktion und Realität] für die Breaking Bad-Darstellerin Anna Gunn, welche stellvertretend für ihre Serienrolle der Skyler White Morddrohungen erhielt“ (Fleischmann 2016, S. 434). Dies als mangelnde Fähigkeit zu deuten, zwischen fiktional und faktual zu unterscheiden, vernachlässigt die Genderdimension.
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O’Connor verweist in diesem Zusammenhang auf den Vorschlag des Inclusion oder Equality Rider. Es handelt sich dabei um eine „provision added to a contract of an actor to ensure that casting and production staff meet certain levels of diversity, for example regarding the inclusion of women, people of color, LGBT people and people with disabilities“ („Inclusion Rider“ o. D.) – ein Vorschlag, dem zunächst die klassische Problematizität einer Quotenregelung anhaftet, der jedoch ein wichtiges Statement beinhaltet: Die Bezeichnung „certain levels of diversity“ greift die Idee auf, dass genau dies ein zentrales Merkmal des Lebens ist, das wir außerhalb fiktionaler Narrationen leben.
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Hoffarth, B. (2019). Zwischen Serenity und Discovery: Female Warriors in Science Fiction. Zwischenräume von Klischee und Agency. In: Kanzler, K., Schwarke, C. (eds) Star Trek: Discovery. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27610-2_6
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