Zusammenfassung
Die klassische ingenieurmäßige Beurteilung von Energiesystemen allein mit Hilfe des Wirkungsgrades η ist nicht hinreichend.
Neben der mit dem Wirkungsgrad beschriebenen Prozessgüte der Energieumwandlung spielt auch die gesamte für diesen Prozess benötigte Infrastruktur eine entscheidende Rolle. Diese Infrastrukturgüte wird mit dem EnergieErntefaktorε beschrieben, der anzeigt, ob der Energieaufwand zum Realisieren eines Energie-Wandlungs-Apparates einschließlich der dazugehörigen gesamten Infrastruktur auch gerechtfertigt ist.
Der Erntefaktor liefert im Grenzfall ε = 1 die anschauliche energetische Amortisationszeit TAM = EInfra/P.
Die Prozess- und Infrastrukturgüte lässt sich gesamtenergetisch mit dem Globalwirkungsgrad δ = δ ( η, ε) universell als harmonisches Mittel zwischen dem Wirkungsgrad η und dem Erntefaktor ε darstellen. Systeme sind nur dann energetisch innovativ, wenn sowohl dη > 0 als auch dε > 0 und damit auch dδ > 0 realisiert wird.
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- 1.
Die Definition des Wirkungsgrades als Leistungsverhältnis (2.16) ist mit der energetischen Formulierung gleichwertig, wenn die Nutzleistung bei stationärem Betrieb simultan zur zugeführten Leistung entnommen wird: η = P/Pzu = E/Ezu.
- 2.
Der Zufluss zur Turbine (Eingangsgröße) ist eine Funktion des Abflusses (Ausgangsgröße).
- 3.
Eine Stromröhre ist dadurch definiert, dass über ihre Mantelfläche weder Masse zu- noch abfließt. Die Mantelfläche wird also nicht durchströmt und verhält sich wie eine materielle Wand. Der Massenstrom längs der Stromröhre ist somit konstant.
- 4.
d Q > 0, d W = − p d V > 0 sind stets dem thermodynamischen System zugeführte Energien.
- 5.
Anmerkung: Die Konstanten legen lediglich das Nullniveau fest und sind für Zustandsänderungen unwesentlich, da diese bei der Differenzbildung herausfallen.
- 6.
In der Realität kann die Wärme zum Heizen nicht aus dem kondensierten Abdampf entnommen werden, da die Kondensation zur möglichst effizienten Stromerzeugung nahezu bei Umgebungstemperatur erfolgt. Zur Auskopplung der Wärme wird mit einer Bypassleitung aus der Turbine in Abhängigkeit von der gewünschten Heiztemperatur Dampf zum Beheizen eines separaten Wasserkreislaufs entnommen. Die so ausgekoppelte Wärme kann dann außerhalb des Kraftwerks zu Heizzwecken (Nah- und Fernheizung) Verwendung finden.
- 7.
Die Erdgas-Niedertemperatur-Brennwertheizung mit Nutzung des oberen Heizwertes durch den Betrieb mit Abgasen unterhalb des Taupunktes ist die beste fossile Heizung.
- 8.
Von Niedertemperaturkreisläufen mit Temperaturen unterhalb 60 °C können Gefahren ausgehen (Infektionen beim Duschen), da diese beste Nährböden für Bakterien wie etwa Legionellaceae sind. Wenn solche Systeme nicht zeitweilig auf Temperaturwerte über 60 °C erhitzt und damit sterilisiert werden, ist ein zweiter Kreislauf zwingend erforderlich (Bild 2.47), dem Frischwasser zugeführt werden muss.
- 9.
Da Energie weder verbraucht noch erzeugt werden kann, sollte nicht vom Primärenergieverbrauch (PEV) sondern vom Primärenergiebedarf (PEB) gesprochen werden. Der umgangssprachlich benutzte Begriff Primärenergieverbrauch (PEV) wird deshalb physikalisch richtig durch Primärenergiebedarf (PEB) ersetzt.
- 10.
Die Umstellung des BSP auf BIP erfolgte im Rahmen der Globalisierung zu Beginn der 90er-Jahre, um auch die ausländische Wertschöpfung die deutschen Infrastrukturen nutzt, berücksichtigen zu können (→ erweiterte Systemgrenze).
- 11.
Anmerkung: Beim Verschrotten kann ein Teil der Bauenergie weitergenutzt werden → gespeicherte Energie.
Ergänzende und weiterführende Literatur
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Unger, J., Hurtado, A., Isler, R. (2020). Energetische Beurteilungskriterien. In: Alternative Energietechnik. Springer Vieweg, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27465-8_2
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