Demographic Match: Profitieren Schüler*innen mit Migrationshintergrund vom Migrationshintergrund ihrer Lehrkräfte?

Zusammenfassung

Im Beitrag wird untersucht, ob a) das Sanktionsverhalten und Stereotype von angehenden Lehrkräften in Abhängigkeit vom Demographic Match, also abhängig von der ethnischen Passung zwischen Schüler*in und Lehrkraft, variieren und b) inwieweit sich Stereotype als Erklärung eines spezifischen Sanktionsverhaltens eignen. Um bestimmte Annahmen zu verschiedenen Kombinationen des Demographic Match beziehungsweise Mismatch zu begründen, wird auf Stereotype und deren Funktion in Prozessen sozialer Identitätsbildung sowie zur Aufrechterhaltung sozialer Hierarchien zurückgegriffen. Die empirische Basis zur Prüfung dieser Annahmen bildet eine Experimentalstudie unter 196 Lehramtsstudierenden, darunter 31 Studierende mit Migrationshintergrund. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehramtsstudierende ohne Migrationshintergrund Schüler männlichen Geschlechts mit Migrationshintergrund nicht wesentlich anders behandeln als Schüler ohne Migrationshintergrund, darüberhinaus lassen sich weder Hinweise auf explizite noch implizite Stereotype finden. Schüler*innen mit Migrationshintergrund profitieren nicht von Lehramtsstudierenden mit Migrationshintergrund: Sie werden im Vergleich der Studierendengruppen ähnlich behandelt. Hingegen werden Schüler*innen ohne Migrationshintergrund durch Studierende mit Migrationshintergrund strenger bestraft als durch Lehramtsstudierende ohne Migrationshintergrund. Die Befunde deuten an, dass dieses Verhalten eine Kompensation der negativen impliziten Stereotype von Studierenden mit Migrationshintergrund gegenüber ihrer Ingroup zur Aufrechterhaltung einer günstigen sozialen Identität sein könnte. Dies wird mit Blick auf die Lehramtsausbildung problematisiert.

Ich danke Dr. Imke Dunkake für ihre wertvolle Mitwirkung bei der Studie.