Zusammenfassung
Praktisch ist es technisch nicht möglich, eine fehlerfreie Messung durchzuführen. Somit stellt die Abschätzung der Brauchbarkeit einer Messung auf der Basis der auftretenden Messabweichungen die entscheidende Aufgabe bei der Durchführung und Auswertung von Messungen dar. Das ist umso wichtiger, weil in der Messpraxis kein Ergebnis akzeptiert werden kann, das nicht durch eine Angabe zu der Vertrauenswürdigkeit des Messergebnisses charakterisiert wurde. Das hierzu wichtige Wissen des Ingenieurs zur Bewertung von Messerergebnissen in der betrieblichen Praxis wird in diesem Kapitel vermittelt. Dabei wird, soweit erforderlich, relevantes mathematisches Handwerkszeug erläutert und vorrangig unter messtechnischen Aspekten beschrieben.
Schwerpunktmäßig müssen somit:
-
die Definition der Messabweichung und der Unterschied zwischen Messabweichung und Fehler,
-
die systematische Messabweichung und die zufallsverursachte Messabweichung,
-
die Unsicherheiten bei direkten Messungen und bei indirekten Messungen, sowie
-
der durch das Messgerät hervorgerufene Teil der Abweichung
behandelt werden. Auf der Basis dieser Kenntnisse kann dann ein Messergebnis in der für die messtechnische Praxis nutzbaren Form berichtet werden.
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Literatur
DIN 1319-1 Ausgabe:1995-01,Grundlagen der Meßtechnik – Teil 1: Grundbegriffe
DIN 1319-2 Ausgabe:2005–10, Grundlagen der Messtechnik – Teil 2: Begriffe für die Anwendung von Messmitteln
DIN 1319-3 Ausgabe:1996–05 Grundlagen der Meßtechnik – Teil 3: Auswertung von Messungen einer einzelnen Meßgröße, Meßunsicherheit
DIN 1319-4 Ausgabe:1999–02 Grundlagen der Meßtechnik – Teil 4: Auswertung von Messungen; Meßunsicherheit
ISO/IEC Guide 98-3:2008-09, Messunsicherheit – Teil 3: Leitfaden zur Angabe der Unsicherheit beim Messen
Richter, W.: Elektrische Meßtechnik, Grundlagen, 3. Aufl. Technik, Berlin (1994)
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Glossar
- Abweichung
-
Oft als Kurzbegriff für Messabweichung benutzt.
- Erwartungswert
-
Mittelwert einer unendlichen Gesamtheit.
- Fehler
-
Hier: unzulässige Messabweichung, die zur Zurückweisung des Messergebnisses führt.
- Fehlergrenze
-
Vom Hersteller einer Messeinrichtung oder vom Gesetzgeber festgelegte und für die Messeinrichtung damit garantierte Größtwerte der positiven bzw. negativen Abweichung des ermittelten Messwertes vom richtigen Wert der Messgröße. Dabei ist die Einhaltung der vorgeschriebenen Einsatzbedingungen der Messeinrichtung unbedingte Voraussetzung.
- Genauigkeitsklasse
-
Von den Fehlergrenzen abgeleitete Genauigkeitsangabe für Messeinrichtungen. Die Genauigkeitsklasse beschreibt symmetrische Fehlergrenzen in Prozent, die eine so gekennzeichnete Messeinrichtung bei Einhaltung der vorgeschriebenen Einsatzbedingungen nicht verletzen darf.
- Häufigkeit
-
Zahl der Messwerte einer Messreihe, die in eine festgelegte Klasse fallen.
- Klasse
-
Festgelegtes Intervall innerhalb des Wertebereiches zwischen größtem und kleinstem Messwert einer Messreihe, in dem die zugehörigen Messwerte der Messreihe einsortiert werden.
- Korrektion
-
Von der systematischen Abweichung abgeleiteter Korrekturwert zur Berichtigung eines Schätzwertes einer Messgröße.
- Messabweichung
-
Differenz zwischen ermitteltem Messwert, dem Schätzwert der Messgröße, und dem richtigen Wert der Messgröße.
- Messreihe
-
Aufnahme von mehreren Messwerten von einem Messaufbau unter möglichst identischen Messbedingungen, d. h. unter Wiederholbedingungen. Die Messreihe wird zur statistischen Analyse und damit zur Bewertung der zufälligen Einflüsse auf ein Messergebnis benötigt.
- Messwert
-
Mit einer Messeinrichtung und theoretischen Überlegungen ermittelter Wert einer Messgröße, auch als Schätzwert der Messgröße bezeichnet.
- Richtiger Wert
-
Mit denkbar größten technischem und theoretischem Aufwand ermittelter Messwert, der als Bezugswert zur Bewertung eines Messergebnisses benutzt wird.
- Standardabweichung
-
In der Messtechnik auch als Streuung bezeichnet, sie ist die Quadratwurzel aus der Varianz.
- Streuung
-
Synonym für Standardabweichung.
- Unsicherheit
-
von zufälligen Einflüssen verursachte Abweichung eines Messergebnisses, sie ist z. B. über die statistische Analyse einer Messreihe abzuschätzen.
- Varianz
-
Beschreibt die quadratische Abweichung einer Zufallsvariable von dem Erwartungswert der betrachteten Gesamtheit.
- Verteilung
-
Beschreibung der Wahrscheinlichkeit mit der Elemente einer Gesamtheit in vorgegebene Bereiche liegen. Zur Analyse sollte die Verteilung durch einen funktionalen Zusammenhang beschrieben sein.
- Wahrer Wert
-
Tatsächlich vorhandener Wert einer physikalischen Größe, er ist durch endliche Genauigkeit der verwendeten Messmittel nicht exakt bestimmbar.
- Wiederholbedingung
-
Konstant halten der beeinflussbaren Bedingungen bei der Aufnahme einer Messreihe.
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Parthier, R. (2020). Bewertung von Messergebnissen. In: Messtechnik. Springer Vieweg, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27131-2_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-27131-2_6
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Publisher Name: Springer Vieweg, Wiesbaden
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