Zusammenfassung
Viele Menschen träumen von einem kreativen Schaffen, von entwicklungsorientierten Aufgaben und der Befreiung von eintönigen Routinen. Bietet hier die Digitalisierung neue Chancen, indem sie uns mehr kreative Freiräume verschafft, oder wird sie uns durch neue Regeln und ein rigides Prozessverständnis weitere Anpassungsleistungen abfordern? Wird die Digitalisierung uns von Routinejobs befreien, oder werden diese sogar eher noch zunehmen? In einer 2018 bei über 1500 Mitarbeitenden durchgeführten Studie haben wir hierzu ein differenziertes Bild von „sowohl als auch“ gefunden und zudem wesentliche Branchenunterschiede festgestellt. So kann dasselbe Digitalisierungsphänomen je nach Branche unterschiedlich ausgelegt werden und auch die Erwartung prägen. Die Trennlinie wird entlang der Aufgabentypologie – menschenzentriert versus automatisierbar, unvorhersehbar versus regelbasiert – gezogen. Und es zeigt sich, dass es hinsichtlich künftiger Freiräume Gewinner und Verlierer zu geben droht. Umso wichtiger ist es, Digitalisierung nicht einfach geschehen zu lassen, sondern Wirkungen realistisch abzuschätzen, Erwartungen der Mitarbeitenden und Ziele der Leitungspersonen abzugleichen, Frei- und Entwicklungsräume zu erhalten, dank Digitalisierung sogar noch zu erweitern und einer digitalen Verwaltungskultur entgegenzuwirken. Dabei lohnt es sich, alle Mitarbeitenden an einem vernünftigen Diskurs über Ziele und Zwecke der Digitalisierung zu beteiligen.
„Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen.“
Pablo Picasso
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Notes
- 1.
Dieses Ergebnis stimmt in etwa mit dem Befund von Auge-Dickhut et al. (2018) überein, wonach zwei Drittel der Bankenmitarbeitenden davon ausgehen, dass sich die Digitalisierung positiv auf ihren Job auswirken wird.
- 2.
Im Rahmen eines Fokusgruppeninterviews haben wir in Zusammenarbeit mit INSOS Schweiz Leiterinnen und Leiter von Institutionen aus dem Behindertenbereich mit den Folgerungen aus der Studie 2018 konfrontiert, um diese gemeinsam vor dem Hintergrund der Praxiserfahrung zu reflektieren.
Literatur
Auge-Dickhut, S., Koye, B., & Windhövel, K. (2018). Digitale Kompetenzen im Banking. In S. Wörwag & A. Cloots (Hrsg.), Zukunft der Arbeit – Perspektive Mensch. Aktuelle Forschungserkenntnisse und Good Practices (S. 183–191). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.
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Hegel, G. W. F. (2017). Phänomenologie des Geistes (14. Aufl.). Frankfurt am Main: Suhrkamp (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 603).
Liessmann, K. P. (2007). Theorie der Unbildung. Die Irrtümer der Wissensgesellschaft [Nachdr.]. Wien: Zsolnay.
Wittern, A., & Baßlsperger, M. (2007). Verwaltungs- und Verwaltungsprozessrecht. Grundriss für Ausbildung und Praxis (19., überarb. u. erw. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer (Recht und Verwaltung).
Wörwag, S., & Cloots, A. (Hrsg.). (2018). Zukunft der Arbeit – Perspektive Mensch. Aktuelle Forschungserkenntnisse und Good Practices. Wiesbaden: Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22099-0.
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Wörwag, S. (2020). Was bringt die Digitalisierung der Arbeit: Raus aus der Routine oder rein in neue Regelabhängigkeiten?. In: Wörwag, S., Cloots, A. (eds) Human Digital Work – Eine Utopie?. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26798-8_6
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