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Eine humane Digitale Transformation der Arbeit

Ein Denkmodell

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Human Digital Work – Eine Utopie?
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Zusammenfassung

Alle träumen wir von einer humanen Digitalen Transformation unserer Arbeitswelt. Doch um bemessen zu können, wann die Digitale Transformation gelungen sein wird, braucht es, sowohl betrieblich als auch gesellschaftlich, einen Diskurs über deren Erfolgsmaßstäbe. Dieses Kapitel gibt in drei Diskurslinien Antworten, worauf bei einer gelingenden Digitalen Transformation der Arbeit zu achten ist. Zuerst wird die Frage behandelt, wie eine gesellschaftliche Transformation im Allgemeinen und eine Digitale Transformation im Besonderen als legitim anerkannter Prozess gestaltet werden kann. Es zeigt sich hierin, dass es einen breiten Diskurs um gute und kohärente Gründe im Einklang mit ethischen Werten und moralischen Normen braucht, damit die digitale Transformation breit abgestützt ist. In der zweiten Dimension stellt sich die Frage, was denn das spezifisch „Humane“ einer Digitalen Transformation sein kann, konkret: welche Eigenschaften des Menschseins sich in der digitalisierten Arbeit in Zukunft (wieder)finden sollen. Im dritten Teil wird die Digitalisierung in Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen und Diskursen gesetzt, unter anderem zum gesellschaftlichen Technik- und Fortschrittsdenken, zum Pluralismus einer postmodernen Gesellschaft, zur Debatte über Individualisierung und Flexibilisierung, zum ökonomischen Markt- und Wettbewerbsdiskurs und zu Phänomenen von Entfremdung und Beschleunigung. Erst wenn alle drei Diskurse gelungen sind, d. h. unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen Kontextes eine den Menschen fördernde Digitalisierung der Arbeit in einem ausgewogenen Legitimationsprozess erreicht wird, werden wir mit guten Gründen von einer humanen digitalen Transformation sprechen können.

„Jeder Mensch ist in sich ein Zweck und nicht ein Mittel für die Ziele und Zwecke anderer.“

Martha C. Nussbaum

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Notes

  1. 1.

    In China hat die Stadt Chongquing unterdessen einen eigenen Gehweg für Smartphone-Nutzer eingerichtet, um Kollisionen mit Fußgängern zu reduzieren, und in Italien wird in 40 % der Scheidungen „WhatsApp“ als Scheidungsgrund angegeben (Markowetz 2015).

  2. 2.

    Ein Forschungsprojekt des Instituts für biomedizinische Ethik an der Universität Zürich hat bei einer Befragung von 382 Schweizer Krankenhausärzten im Jahr 2013 erhoben, wie sich der Berufsalltag aufgrund der Fallpauschalen verändert habe. Hierbei gaben zwei Drittel an, Patientinnen und Patienten zu früh aus dem Krankenhaus entlassen zu haben („bloody exits“), gleich viele gaben an, in den letzten 6 Monaten mindestens einmal eine nützliche Behandlung aus Kostengründen weggelassen zu haben oder durch billigere, wenigere effektive Therapien ersetzt zu haben (Friedli 2013).

  3. 3.

    Nach Forst geht es entlang der aktuellen Gerechtigkeitsdebatte nicht primär um Zustände (wie genug für alle), sondern als relationale Größe um gerechte Verhältnisse zwischen Menschen. Und weiter bei Forst (2015, 176 f.): „Es liegt ein Unterschied ums Ganze darin, ob jemandem bestimmte Güter und Chancen ungerecht(fertigt)erweise vorenthalten werden oder ob er, aus welchem Grund auch immer, einen Mangel an bestimmten Gütern hat. […] Plichten der Gerechtigkeit dürfen nicht auf Pflichten moralisch-solidarischer Hilfeleistungen reduziert werden.“ Diese Konzeption lässt sich auch auf die Teilhabe bei der digitalen Transformation anwenden.

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Wörwag, S. (2020). Eine humane Digitale Transformation der Arbeit. In: Wörwag, S., Cloots, A. (eds) Human Digital Work – Eine Utopie?. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26798-8_2

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