In Kap. 1 haben wir grundlegende Probleme des gymnasialen Lehramtsstudiums aufgezeigt und diesen in Kap. 2 wünschenswerte Zielvorstellungen gegenübergestellt. Kap. 3 thematisiert Ansätze, mit diesen Befunden konstruktiv umzugehen. Wir hoffen, mit diesen Ausführungen eine möglichst lebendige Diskussion anzuregen.

Um den hier entfalteten Problemkreis produktiv weiterzubearbeiten ist ein intensiver Austausch zu den angesprochenen Fragen, Zielsetzungen und Lösungsansätzen von grundlegender Bedeutung. Wir schlagen vor, dass hierfür auch für Fachwissenschaftler weitere Gelegenheiten und positive Anreize geschaffen werden, denn in der fachmathematischen Gemeinschaft gibt es keine ausgeprägte Tradition, eigene Ideen und Ansätze für die Lehre bekannt zu machen. Um darüber hinaus den Dialog und Austausch zwischen allen beteiligten Akteuren (aus Fachwissenschaft, Fachdidaktik und den Bezugswissenschaften) zu fördern, bietet die Hochschuldidaktik als „Emerging Field“ ein sehr geeignetes Forum. Das Kompetenzzentrum Hochschuldidaktik Mathematik (khdm) mit Arbeitsgruppen wie WiGemath, das Hanse-Kolloquium zur Hochschuldidaktik der Mathematik und der Arbeitskreis HochschulMathematikDidaktik leisten hier bereits wertvolle Arbeit.

Grundlegende Fragen wie die folgenden sind dabei zu bearbeiten:

  • Wie lassen sich Stoffumfang und Eindringtiefe ausbalancieren? Dies stellt ein anspruchsvolles Optimierungsproblem dar. Die scheinbar einfache Lösung, die Lehramtsausbildung als verkürzte Fachausbildung anzulegen, greift hierbei zu kurz, denn „verkürzt“ kann allzu leicht so interpretiert werden, dass die Ausbildung auf niedrigen Literacy-Stufen verbleibt.

  • In welchem Umfang sind eigene Lehrveranstaltungen im Lehramtsstudium sinnvoll? Auch hierfür gibt es keine einfachen Antworten. Falls solche eigenen Lehrveranstaltungen durchgeführt werden, dann sollten diese ein spezifisches Profil erhalten im Sinne der Zielsetzungen, die wir in diesem Beitrag beschrieben haben. So wäre etwa ein Plan wie „die schwierigen Beweise weglassen“ eine Simplifizierung, die diesem Anspruch sicher nicht genügt.

Als grundlegende Begleitmaßnahme halten wir eine flankierende Bewusstseinsbildung in allen tangierten Bereichen für notwendig. Die beteiligten Akteure sollten die Lehrerbildung als Feld gemeinsamer Verantwortung verstehen. Dabei sollen die hier aufgezeigten Ansätze als erste mögliche Schritte verstanden werden – es braucht eine Vielzahl weiterer Ideen sowie vielfältiges Engagement aus Fachmathematik, Fachdidaktik und allen an der Lehramtsausbildung beteiligten Bereichen. Um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen, sind zudem vonseiten der Bildungspolitik entsprechende Ressourcen sowie ein überlegter Einsatz der Mittel erforderlich. Die Studierenden benötigen ein Bewusstsein dafür, dass die Vorbereitung auf die Anforderungen ihres künftigen Berufs in einem Spannungsfeld zwischen fachbezogenem Fördern und Fordern liegt und nur mit substanzieller mentaler Anstrengung gelingt. Und schließlich ist mit Blick auf die Gesellschaft insgesamt zu wünschen, dass Professionalisierung der Unterrichtenden und weitere Bewusstseinsbildung bei den Außenstehenden dazu führen, dass das Ansehen des Lehrerberufs wieder gestärkt wird.