Zusammenfassung
Bringt uns solches Schwarz-Weiß-Denken weiter? Der nachstehende Beitrag basiert auf einem bereits gehaltenen Vortrag. Seitdem haben sich die grundlegenden Lager – Lebensmittelindustrie – NGOs – Konsumenten – Politik zwar nicht grundlegend verändert, allerdings verstärkten sich einige der im Beitrag angesprochen Absurditäten noch und nicht zuletzt durch die Klimadebatte wird vielen Menschen die bedeutende Rolle des gesamten Ernährungssystems immer deutlicher bewusst. Wie eng Klima und Gesundheit – der Menschen und des Planeten – zusammenhängen, das machte Anfang 2019 der EAT-Lancet-Report deutlich. Durch die öffentliche Diskussion entsteht Bewegung: Feste „Lager“ zeigen Risse und neue Allianzen bilden sich: Die Firma Iglo trat als Folge der Kontroverse um eine verbraucherfreundliche und praktikable Nährwertkennzeichnung aus dem Branchenverband aus, das Ernährungsministerium gerät mit seiner industriefreundlichen Freiwilligkeits-Strategie zusehends in Erklärungsnot und unter Handlungsdruck und wissenschaftliche Fachgesellschaften schließen sich zu Initiativen wie DANK (Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten) zusammen und stellen klare Forderungen. Forderungen stellt der nachstehende Beitrag ebenfalls, nicht nur an „die Industrie“, sondern auch an uns alle als Verbraucher: Es gilt, die Konsequenzen unseres Ernährungshandelns nicht länger chronisch auszublenden: Je weniger Zubereitungskompetenzen und Wissen um Herkunft, echte Qualitätsmerkmale und Produktionsbedingungen von Lebensmitteln wir haben, desto anfälliger werden wir für die Manipulation unserer Einkaufs- und Essentscheidungen durch Werbung, Leistungsverhalten der Supermärkte und fragwürdige Food-Trends („Superfoods“!). Dann ruft unsere Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit die Fehlentwicklungen hervor, die wir anderseits kritisieren und wir finden in den Supermarktregalen, die Lebensmittel die wir nicht – oder eben doch nachfragen.
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Notes
- 1.
Trotz der Feinstaub-Stellungnahme der „Lungenärzte im Netz“: Die Anzahl vorzeitiger Tode durch verkehrsbedingte Luftverschmutzung dürfte deutlich höher liegen als die Zahl der durch Lebensmittelskandale verstorbenen Personen.
- 2.
2015 lagen die Werbeausgaben für Lebensmittel und Getränke bei knapp 3,3 Mrd. EUR www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/Konsumausgaben/Konsumausgaben.html. Zugegriffen: 13. Aug. 2018. Zum Vergleich: das Budget der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA für gesundheitliche Präventionsmaßnahmen liegt im zweistelligen Millionenbereich Quelle: www.aerzteblatt.de/nachrichten/76993/Praevention-Krankenkassen-wollen-BZgA-zurueckdraengen. Zugegriffen: 13. Aug. 2018.
- 3.
Zum Konzept der QUALYs = Quality Adjusted Life Years (Lebensjahre guter Lebensqualität) bzw. DALYs = Disability-Adjusted Life Years (Lebensjahre mit herabgesetzter Lebensqualität) 17. www.aerzteblatt.de/archiv/70329/Was-ist-ein-Qaly (Zugriff am 13.8.2018) 18. www.who.int/healthinfo/global_burden_disease/metrics_daly/en/ (Zugegriffen: 13.8.2018) 19. www.who.int/quantifying_ehimpacts/publications/en/9241546204chap3.pdf (Zugegriffen: 13.8.2018).
- 4.
Das sind im Einzelnen die Ausgaben für Essen, Wohnen, Bekleidung, Gesundheit, Freizeit, Bildung, Kommunikation, Verkehr sowie Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/Konsumausgaben/Konsumausgaben.html. Zugegriffen: 13. Aug. 2018.
- 5.
Würde der Verzehr von Zucker, Salz und Fetten in Deutschland im Rahmen der offiziellen Empfehlungen liegen, ließen sich jährliche Kosten in Höhe von 16,8 Mrd. EUR allein im deutschen Gesundheitssystem einsparen 34. www.brain-biotech.de/presse/gesundheitsoekonomische-betrachtungen-ernaehrungsabhaengiger-krankheiten (Zugegriffen: 14.8.2018).
- 6.
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Maid-Kohnert, U. (2020). Gute-Böse Lebensmittelindustrie?. In: Klotter, C., Endres, EM. (eds) Gute – Böse Lebensmittelindustrie. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26458-1_8
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