Zusammenfassung
Wie in den meisten anderen EU-Mitgliedstaaten gibt es auch in Deutschland nur insofern Rechtsmittel für Mobbingbetroffene, als dass bestimmte einzelne Handlungen eines Mobbing-Prozesses als allgemeine strafbare Handlungen (z. B. Beleidigung, Bedrohung) angesehen werden können. Typische Mobbing-Aktivitäten sind jedoch sehr viel subtiler und niederschwelliger und dadurch auch als einzelne Handlungen nicht strafbar. Hier ist es, wie auch bei Stalking, die Summe der vielen einzelnen Handlungen und die Dauer in der sie angewandt werden, die den Betroffenen psychisch und physisch verletzt. Der von den Gegnern eines Anti-Mobbing-Gesetzes oft als ausreichend zitierte Rechtsschutz der der/dem Betroffenen zur Verfügung steht, wird dadurch ausgehöhlt. Die rechtliche Einordnung einer Mobbinghandlung beurteilt sich lediglich danach, ob die tatbestandlichen Voraussetzungen einer anderen Rechtsvorschrift im jeweiligen rechtlichen Zusammenhang durch die Mobbinghandling erfüllt werden. Einen juristischen Begriff des Mobbings gibt es in allen bestehenden Rechtsvorschriften Deutschlands nicht.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsNotes
- 1.
Vgl. Bundesministerium des Innern; Bundesministerium der Justiz (Hrsg.): Erster Periodischer Sicherheitsbericht, Berlin 2001, S. 605 f.
- 2.
Vgl. Schwind, Hans-Dieter; Baumann, Jürgen; Schneider, Ursula; Winter, Manfred: Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland. Endgutachten der Unabhängigen Regierungskommission zur Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt (Gewaltkommission), in: Schwind/Baumann u.a. (Hrsg.): Ursachen, Prävention und Kontrolle von Gewalt, Berlin 1990, 45 Rdnr. 61, unter Zitierung von Kerner, Hans-Jürgen: Verbrechensfurcht und Viktimisierung, in: Haesler (Hg.), Viktimologie, Diesenhofen 1986, 155.
- 3.
Vgl. Arbeitsdokument Mobbing am Arbeitsplatz, Generaldirektion Wissenschaft Europäisches Parlament, Reihe Soziale Ange legenheiten SOCI 108 DE, Hrsg. Europäisches Parlament, Luxemburg 2001.
- 4.
Vgl. Internetquelle Abrufbar auf der Internetseite des Deutschen Bundestags; https://www.bundestag.de/resource/blob/508950/893e1796a595656906475166940b8a6a/WD-6-016-17-pdf-data.pdf, Gesetz liche Regelungen in Deutschland zum Schutz vor Mobbing am Arbeitsplatz, Aktenzeichen: WD 6 – 3000 – 016/17, Abschluss der Arbeit: 28. März 2017, Fachbereich: WD 6: Arbeit und Soziales (letzter Aufruf 07.05.2019).
- 5.
Abrufbar in der Internet-Gesetzesdatenbank des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV): https://www.gesetze-im-internet.de/gg (letzter Abruf: 28. April 2019).
- 6.
Bundesarbeitsgericht, Beschluss vom 15. Januar 1997 – 7 ABR 14/96.
- 7.
Landesarbeitsgericht Thüringen, Urteil vom 10. April 2001 – 5 Sa 403/2000.
- 8.
Vgl. Internetquelle Abrufbar auf der Internetseite des Deutschen Bundestags; https://www.bundestag.de/resource/blob/508950/893e1796a595656906475166940b8a6a/WD-6-016-17-pdf-data.pdf, gesetz-liche Regelungen in Deutschland zum Schutz vor Mobbing am Arbeitsplatz, Aktenzeichen: WD 6 – 3000 – 016/17, Abschluss der Arbeit: 28. März 2017, Fachbereich: WD 6: Arbeit und Soziales (letzter Aufruf 07.05.2019).
- 9.
Internetquelle; https://www.legislation.gov.uk/ukpga/1997/40/contents (letzter Aufruf 20.04.2019).
- 10.
Internetquelle; http://www.europarl.europa.eu/workingpapers/soci/pdf/108_de.pdf.
- 11.
Vgl. Internetquelle: https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/krankenkassen/article/603348/mobbing-kostet-gesellschaft-milliarden.html (letzter Aufruf 23.06.2019).
- 12.
Polizeiliche Kriminalstistik 2018, Bundeskriminalamt, Jahrbuch Band 1 Fälle–Aufklärung–Schaden Version 2.0, Wiesbaden.
- 13.
Vgl. Schadensersatz und Schmerzensgeld bei Mobbing – Urteil Bundesarbeitsgericht vom 16.05.2007 – 8 AZR 709/06.
Literatur
Heinz, W. (2004). Kommunale Kriminalprävention aus wissenschaftlicher Sicht. In H.-J. Kerner, E. Marks (Hrsg.), Internetdokumentation Deutscher Präventionstag. Hannover. http://www.praeventionstag.de/content/9_praev/doku/heinz/index_9_heinz.html.
Leymann, H. (1993). Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann, Reinbeck bei Hamburg, S. 21.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2020 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Schirra, H.J. (2020). Exkurs: „Mobbing als Straftat“ – Betrachtung der aktuellen rechtlichen Einordnung von Mobbing in Deutschland. In: Böhmer, M., Steffgen, G. (eds) Mobbing an Schulen. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26456-7_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26456-7_2
Published:
Publisher Name: Springer, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-26455-0
Online ISBN: 978-3-658-26456-7
eBook Packages: Psychology (German Language)