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Theorie der Praxis: Über die Einverleibung eines Habitus (Pierre Bourdieu)

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Soziale Interaktion
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Zusammenfassung

Die Forschungen des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (1930–2002) erstreckten sich über ein weites Spektrum, von der Kultur über die Kunst bis zur Erziehung, von der Religion über die Arbeit bis zur sozialen Ungleichheit. Für den Zusammenhang von Interaktion und Identität sind vor allem zwei Thesen von Belang. Zum einen sagt Bourdieu, dass das Individuum unter dem Einfluss seiner objektiven sozialen Verhältnisse von Anfang an typische Wahrnehmungen, Einstellungen und Handlungsstrategien ausbildet. Diese unbewusste Disposition, die auch das Bewusstsein des Individuums von sich selbst in der Interaktion mit den Anderen bestimmt, nennt Bourdieu „Habitus“. Zum anderen behauptet er, dass das Individuum der Gesellschaft nicht gegenübersteht, sondern dass es Gesellschaft „verkörpert“, Gesellschaft also ist. Diese These wirft die Frage auf, wer oder was sind dann die Individuen, die – im Sinne aller anderen soziologischen Theorien – in dem ganzen sozialen Geschehen interagieren? Bourdieu hat Zweifel, ob man wegen des strukturellen Zwangs des Habitus und der unausweichlichen Einverleibung der gesellschaftlichen Verhältnisse überhaupt von einem „Subjekt“ sprechen könne.

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Notes

  1. 1.

     Die beiden Jahreszahlen werden nur hier genannt, denn der Entwurf einer Theorie der Praxis wurde erstmals 1972 veröffentlicht. Für die deutsche (und auch englische) Übersetzung wurde aber der zweite Teil, auf den ich mich ausschließlich beziehe, erheblich umformuliert und erweitert und wird deshalb als Bourdieu (1976) zitiert.

  2. 2.

     Vgl. Abschn. 6.2 Die Orientierung an Zeichen, Gesten und signifikanten Symbolen.

  3. 3.

     Vgl. Abschn. 6.2 Die Orientierung an Zeichen, Gesten und signifikanten Symbolen.

  4. 4.

     Vgl. Abschn. 6.3 Symbolisierung von Erfahrungen, Generalisierung von Erwartungen, Sprache und Denken und Kap. 7 Symbolische Interaktion.

  5. 5.

     Vgl. Kap. 12 Praktische Methoden, alltägliche Interaktionen in Gang zu halten.

  6. 6.

     Nehmen Sie diese wie auch andere Aussagen für’s erste nur hin. Ich hoffe, dass ich das meiste gleich aufklären kann.

  7. 7.

     Vgl. Abschn. 12.4 Durch ihr Handeln bringen die Individuen implizit Erklärungen für ihr eigenes Handeln und das der Anderen zum Ausdruck.

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Abels, H. (2020). Theorie der Praxis: Über die Einverleibung eines Habitus (Pierre Bourdieu). In: Soziale Interaktion. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26429-1_17

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