Zusammenfassung
Alfred Schütz (1899–1959) arbeitete nach seinem Examen in den Rechtswissenschaften als Finanzjurist und befasste sich nebenher intensiv mit den wissenschaftstheoretischen Schriften Max Webers und vor allem mit dessen verstehender Methode. Im Jahre 1932 erschien sein Buch „Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie“. Es ist der Versuch, eine philosophische Fundierung für die Soziologie von Weber zu liefern, der seines Erachtens die Grundthematik der Sozialwissenschaften und ihrer verstehenden Methode nicht genügend expliziert und die „Urphänomene des gesellschaftlichen Seins“ nicht hinreichend erforscht habe. Diese Lücke will Schütz schließen, indem er „die Wurzeln der sozialwissenschaftlichen Problematik bis zu den fundamentalen Tatsachen des Bewusstseinslebens“ zurückverfolgen will.
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Notes
- 1.
- 2.
Wo ich aus den „Strukturen der Lebenswelt“ zitiere, nenne ich immer Schütz als Autor, weil Luckmann sich ausdrücklich als „Nachfolgeautor“ bezeichnet, der den Intentionen von Schütz „so getreu wie möglich“ gefolgt sei (vgl. Luckmann 1975, S. 15 ff.).
- 3.
Doxa – griech. Meinung, Vorstellung, im Gegensatz zu episteme, dem sicheren Wissen.
- 4.
Siehe unten Abschn. 10.6 Die intersubjektive Struktur der Lebenswelt und die Generalthese der wechselseitigen Perspektiven.
- 5.
Diese Lösung wird Garfinkel als Entindexikalisierung bezeichnen. Siehe unten Abschn. 12.7.2 Das Problem der Indexikalität.
- 6.
Vgl. oben Abschn. 5.1 Soziales Handeln, dem gemeinten Sinn nach auf das Verhalten Anderer bezogen und daran in seinem Ablauf orientiert.
- 7.
Vgl. Abschn. 5.3 Soziale Beziehung – aufeinander eingestelltes Verhalten.
- 8.
Siehe auch oben Abschn. 10.1 Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt.
- 9.
Die Übersetzer haben diesen Begriff in Abstimmung mit seinem Schüler Thomas Luckmann aus einem englischen Aufsatz von Schütz aus dem Jahre 1951 übernommen, auf den ich gleich zu sprechen komme.
- 10.
- 11.
Die Verweise auf das englische Original und die spätere deutsche Übersetzung sollen helfen, meine Zusammenfassung der Gedanken von Schütz nachzuvollziehen.
- 12.
Schütz spricht durchgängig von einer face-to-face relationship, was in der deutschen Übersetzung umständlich und verwirrend als „Gesichtsfeldbeziehung“ bezeichnet wird.
- 13.
Siehe unten Kap. 12 Praktische Methoden, alltägliche Interaktionen in Gang zu halten.
Literatur
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Schütz, A. & Luckmann, T. (1984). Strukturen der Lebenswelt, Bd. II. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
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Abels, H. (2020). Sinnhafter Aufbau der sozialen Welt, natürliche Einstellungen in der Lebenswelt des Alltags, Strukturen des Handelns, Wirkensbeziehung (Alfred Schütz). In: Soziale Interaktion. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26429-1_10
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