Zusammenfassung
Die Theorien der sozialen Interaktion reichen in ihren Ursprüngen weit in die Geschichte der Soziologie zurück. Am Anfang steht die Aussage des englischen Staatsphilosophen des ausgehenden 17. Jahrhunderts, John Locke, dass wir in unserem Handeln eher dem „law of opinion or reputation“ als dem göttlichen oder staatlichen Gesetz folgen. Nach der englischen Aufklärung sind nicht transzendentale Ideen oder der Glaube Quellen der Erkenntnis, sondern allein die Erfahrungen. Den damit begründeten Empirismus, der hinfort für jede Wissenschaft zu gelten habe, hat im 18. Jahrhundert die Schottische Moralphilosophie auf die Fragen gewandt, wie das menschliche Zusammenleben funktioniert, wie also Gesellschaft möglich ist und sich erhält. Eine Antwort lautete, dass die Menschen gemeinsame Gefühle ausbilden und sich so in die Lage eines Anderen hineinversetzen können. Sie beobachten einander und ziehen aus der Beobachtung Schlüsse, welches Verhalten öffentliche Anerkennung verspricht.
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Notes
- 1.
Das ist eine frühe Formulierung des von Mead später sogenannten Prinzips „taking the role of the other“. Siehe unten Abschn. 6.6 Rollenübernahme und die Verschränkung der Perspektiven.
- 2.
Diese Erklärung spielt auch in Riesmans These der Außenleitung in der Moderne eine Rolle. Siehe Kap. 9 Außenleitung – die Orientierung an den vielen Anderen.
Literatur
Hume, D. (1739/40). Ein Traktat über die menschliche Natur. Zwei Bände. Band II, Drittes Buch: Über Moral (Übers. T. Lipps). Hamburg: Meiner (1978).
Hume, D. (1751). Untersuchung über die Prinzipien der Moral. Hamburg: Meiner (1972).
Jonas, F. (1968/1969). Geschichte der Soziologie (Bd. 4). Reinbek: Rowohlt.
Locke, J. (1690). An essay concerning human understanding. Oxford: Clarendon Press (1975).
Smith, A. (1759). Theorie der ethischen Gefühle. Hamburg: Meiner (1985).
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Abels, H. (2020). Sittliche Gefühle, Tugenden, wechselseitige Beobachtung (Schottische Moralphilosophie). In: Soziale Interaktion. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26429-1_1
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