Skip to main content

Autobiografien deutscher Gangstarapper im Vergleich

  • Chapter
  • First Online:
  • 2256 Accesses

Zusammenfassung

In seiner zeitdiagnostischen Arbeit zur Bedeutung von Resonanz für den gesellschaftlichen Zusammenhalt gelangt der Sozialtheoretiker Hartmut Rosa zu einer skeptischen Einschätzung der (emanzipatorisch-)politischen Potenziale der Populärkultur. Diese, so Rosa (2016: 374), sei „überwiegend unpolitisch geworden, sie versteht sich kaum mehr als Avantgarde, sondern versucht eher in variierenden Retrowellen den Geist vergangener Tage (des Punk, des Rockabilly, der Flowerpower etc.) wiederzubeleben.“

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   29.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Für wertvolle Hinweise danke ich Carolin Amlinger.

  2. 2.

    Yildiz (2007: 38) bezeichnet diese subjektiven Selbstverständlichkeiten auch als „ethnisches Alltagswissen, das ständig reproduziert und bestätigt wird.“

  3. 3.

    Ähnlich erkennt auch Herbert Blumer (2013: 141) die Entstehung sozialer Probleme als „Resultat eines Prozesses kollektiver Definition“. Gesellschaftliche Missstände erscheinen aus dieser Sicht also keineswegs als objektiv gegeben, sondern entstehen als Gegenstand sozialer Konstruktion.

  4. 4.

    Zusätzlich zu Klasse, Ethnizität und Geschlecht rückt hier die Kategorie Körper ins Zentrum des Interesses.

  5. 5.

    Oder zumindest insofern nicht, als dass sie nicht selbst arm bleiben möchten. Inwiefern die Konsequenz einer solchen (geteilten) Ungleichheitserfahrung eine kollektive Klassenpolitische Mobilisierung bedeutet, stellt sich aus Sicht der verschiedenen Genrevertreter höchst unterschiedlich dar.

  6. 6.

    Für Ausnahmen in Form einer „weiblichen Empowerment“ siehe Goßmann und Seeliger (2013).

  7. 7.

    Zur Kultivierung solcher Idealbilder siehe die Arbeiten zum Business Punk von Seeliger (2011).

  8. 8.

    Entsprechend verstanden und bezeichneten die Protagonisten dieses Ansatzes ihre Theorie auch als eine „Kritische Theorie“. In Bezug auf Rap-Musik siehe hierzu – positiv – Behrens (2004) und – negativ – Seeliger (2016).

  9. 9.

    Diese (potenziell emanzipatorische) Kraft der Populärkultur ist in der politischen (Revolutions-)Theorie keineswegs unbeachtet geblieben. Besonders deutlich zeigt sich dies im Plädoyer für die Politisierung der Literatur, wie es Wladimir Iljitsch Lenin (1905: 13 f.) äußert: „Nieder mit den parteilosen Literaten! Nieder mit den literarischen Übermenschen! Die literarische Tätigkeit muss zu einem Teil der allgemeinen proletarischen Sache, zu einem ‚Rädchen und Schräubchen‘ des einen einheitlichen, großen sozialdemokratischen Mechanismus werden, der von dem ganzen politisch bewussten Vortrupp der ganzen Arbeiterklasse in Bewegung gesetzt wird.“.

  10. 10.

    Wie Bushido in seinem zweiten schreibt, bestätigt ihm sogar seine Ehefrau, „dass deutsche Typen in der Pubertät stecken geblieben sind.“.

  11. 11.

    Entweder, so heißt es dort weiter, „du hältst das Schiff über Wasser“ oder „du öffnest dich vollkommen und kannst hundertprozentig davon ausgehen, dass deine Freundin oder Frau eines Tages zur Hure wird, ein Messer tief in dein Herz sticht und ganz langsam darin herumstochert“ (ebd.: 127). Zu diesem Zeitpunkt (d. h. bevor er ein paar Jahre nach Erscheinen seines Buches die Schwester Sarah Connors' heiratet) ist nur die eigene Mutter in Ordnung. Und daher hat er sich auch ihren Namen ‚Luise Maria‘ auf den rechten Unterarm tätowiert.

  12. 12.

    Man kann sie allerdings nie erreichen, denn etwas besser geht immer.

  13. 13.

    Man erinnere sich auch an sein 2015 veröffentlichtes Album unter dem Titel „Keiner kommt klar mit mir“.

  14. 14.

    Wer kriegt nach der vierten abgebrochenen Ausbildung eigentlich noch einen Ausbildungsplatz?

  15. 15.

    „Er grinste schief und trat mit dem rechten Fuß gegen einen Stein, der mich treffsicher am Schienbein traf“ (Massiv 2012: 103).

  16. 16.

    Als er noch klein ist, freundet sich der junge Massiv etwa mit einer Ratte an, die bei ihnen in der Wohnung lebt. Mit Hilfe von Käsekrümeln bringt er der Ratte Kunststücke bei. Als der Vater dies mitbekommt, tötet er die Ratte mit den Worten „Hier wird nichts verschenkt“ (Massiv 2012: 37).

  17. 17.

    Dass die objektiven Geschehnisse in den jeweiligen Lebensläufen nicht dazu gehören spiegelt sich am anschaulichsten in der Selbstdarstellung Xatars, der immer wieder mit dem (vermeintlichen) Erfolg seines Goldraubes kokettiert. Das funktioniert besonders gut, weil eben nicht klar ist, ob er das Gold (oder einen Gegenwert, den er im Zuge eines Verkaufs erzielt haben könnte) noch besitzt oder nicht.

  18. 18.

    Und selbst wenn das nicht der Fall wäre: Wäre eine Popkultur ohne explizite Referenzen an soziale Ungleichheit, wie sie sich etwa in den Songs von Rappern wie Crow findet, nicht auch zumindest in dem Sinne politisch, dass ihre Schwerpunktsetzung die bestehende Ordnung stillschweigend rechtfertigen würde?

Literatur

  • Adorno, T. W. (1973). Ästhetische Theorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Adorno, T. W. (2003). Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Baasner, R. (1996). Literatursoziologie. In R. Baasner & M. Zens (Hrsg.), Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft. Eine Einführung (S. 201–207). Berlin: Schmidt.

    Google Scholar 

  • Behrens, R. (2004). Adornos Rap. http://txt.rogerbehrens.net/Rap.pdf.

  • Blumer, H. (2013). Soziale Probleme als kollektives Verhalten. In H. Blumer (Hrsg.), Symbolischer Interaktionismus. Aufsätze zu einer Wissenschaft der Interpretation (S. 141–155). Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Bourdieu, P., & Wacquant, L. J. D. (2006). Reflexive Anthropologie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Bushido. (2008). Bushido. München: Riva.

    Google Scholar 

  • Bushido. (2013). Auch wir sind Deutschland. Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. München: Riva.

    Google Scholar 

  • Connell, R. W. (2006). Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten. Wiesbaden: VS Verlag.

    Google Scholar 

  • Crenshaw, K. (1993). Mapping the margins: Intersectionality, identity politics, and violence against women of color. Stanford Law Review, 43, 1241–1299.

    Article  Google Scholar 

  • Degele, N., & Winker, G. (2009). Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: Transcript.

    Google Scholar 

  • Di Blasi, L. (2013). Der weiße Mann. Ein Anti-Manifest. Bielefeld: Transcript.

    Book  Google Scholar 

  • Dörner, A., & Vogt, L. (2013). Literatursoziologie Eine Einführung in zentrale Positionen – von Marx bis Bourdieu, von der Systemtheorie bis zu den British Cultural Studies. Wiesbaden: Springer.

    Google Scholar 

  • Fiske, J. (1989). Reading the popular. London: Routledge.

    Google Scholar 

  • Fler, W. (2011). Im Bus ganz hinten. München: Riva.

    Google Scholar 

  • Foroutan, N. (2013). Hybride Identitäten. Normalisierung, Konfliktfaktor und Ressource in postmigrantischen Gesellschaften. In H. U. Brinkmann & H.-H. Uslucan (Hrsg.), Dabeisein und Dazugehören Integration in Deutschland (S. 85–99). Wiesbaden: Springer.

    Chapter  Google Scholar 

  • Fügen, H. N. (1974). Die Hauptrichtungen der Literatursoziologie und ihre Methoden. Bonn: Bouvier.

    Google Scholar 

  • Goßmann, M., & Seeliger, M. (2013). „Ihr habt alle Angst, denn ich kann euch bloßstellen!“. Weibliches Empowerment und männliche Verunsicherung im Gangstarap. Pop-Zeitschrift, 2, 291–307.

    Google Scholar 

  • Ha, K. N. (2005). Hype um Hybridität. Kultureller Differenzkonsum und postmoderne Verwertungstechniken im Spätkapitalismus. Bielefeld: Transcript.

    Google Scholar 

  • Haftbefehl, H. T. (2016). Hayat. München: Riva.

    Google Scholar 

  • Hall, S. (1994a). Alte und neue Identitäten, alte und neue Ethnizitäten. In S. Hall (Hrsg.), Rassismus und kulturelle Identität (S. 66–88). Hamburg: Argument.

    Google Scholar 

  • Hall, S. (1994b). Neue Ethnizitäten. In S. Hall (Hrsg.), Rassismus und kulturelle Identität (S. 15–26). Hamburg: Argument.

    Google Scholar 

  • Horkheimer, M., & Adorno, T. W. (1988). Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. München: Fischer.

    Google Scholar 

  • Klinger, C., et al. (Hrsg.). (2007). Achsen der Ungleichheit. Vom Verhältnis von Klasse, Geschlecht und Ethnizität. Frankfurt: Campus.

    Google Scholar 

  • Leenen, R., & Grosch, H. (2009). Migrantenjugendliche in deutschsprachigen Medien. In M. Ottersbach & T. Zitzmann (Hrsg.), Jugendliche im Abseits. Zur Situation in französischen und deutschen marginalisierten Stadtquartieren (S. 215–241). Wiesbaden: VS verlag.

    Google Scholar 

  • Lenin, W. I. (1905). Parteiorganisation und Parteiliteratur. In W. I. Lenin (Hrsg.), Werke (Bd. 10, S. 29–34). Berlin: Dietz.

    Google Scholar 

  • Liebold, R. (2010). Autobiographien der Wirtschaftselite: Selbstbild und Selbstinszenierungsformen. Bios 23 (2), S. 280–297.

    Google Scholar 

  • Mannitz, S. (2006). Die verkannte Integration. Eine Langzeitstudie unter Heranwachsenden aus Immigrantenfamilien. Bielefeld: Transcript.

    Book  Google Scholar 

  • Massiv. (2012). So lange mein Herz schlägt. Köln: Bastei Lübbe.

    Google Scholar 

  • Neckel, S. (2006). Gewinner Verlierer. In S. Lessenich & F. Nullmeier (Hrsg.), Deutschland Eine gespaltene Gesellschaft (S. 351–371). Bonn: Springer.

    Google Scholar 

  • Neckel, S. (2008). Flucht nach vorn. Die Erfolgskultur der Marktgesellschaft. Frankfurt a. M.: Campus.

    Google Scholar 

  • Rosa, H. (2016). Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Scharenberg, A. (2001). Der diskursive Aufstand der schwarzen ‚Unterklassen‘ Hip Hop als Protest gegen materielle und symbolische Gewalt. In A. Weiß, et al. (Hrsg.), Klasse und Klassifikation. Die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit (S. 243–269). Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.

    Google Scholar 

  • Seeliger, M. (2011). „We like to close the bar at four in the morning and be at the office a few hours later.“ – Eine intersektionelle Analyse des Business-Punk-Magazins unter Aspekten hegemonialer Männlichkeit. In K. Knüttel & M. Seeliger (Hrsg.), Intersektionalität und Kulturindustrie. Bielefeld: Transcript.

    Google Scholar 

  • Seeliger, M. (2012). Kulturelle Repräsentation sozialer Ungleichheit. Eine vergleichende Betrachtung von Polit- und Gangstarap. In M. Dietrich & M. Seeliger (Hrsg.), Deutscher Gangsta-Rap. Sozial- und kulturwissenschaftliche Beiträge zu einem Pop-Phänomen. Bielefeld: Transcript.

    Google Scholar 

  • Seeliger, M. (2013). Deutscher Gangstarap. Zwischen Affirmation und Empowerment. Berlin: Posth.

    Google Scholar 

  • Seeliger, M. (2016). Deutschsprachiger Rap und Politik. In M. Dietrich (Hrsg.), Rap im 21. Jahrhundert. Eine (Sub-)Kultur im Wandel. Bielefeld: Transcript.

    Google Scholar 

  • Seeliger, M., & Knüttel, K. (2010). „Ihr habt alle reiche Eltern, also sagt nicht, ‚Deutschland hat kein Ghetto!‘“ Zur symbolischen Konstruktion von Anerkennung im Spannungsfeld zwischen Subkultur und Mehrheitsgesellschaft. Prokla 160 (3), 395–410.

    Google Scholar 

  • Siebel, W. (2015). Die Kultur der Stadt. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Spivak, G. C. (1995). Can the subaltern speak? In B. Ashcroft et al. (Hrsg.), The post-colonial studies reader (S. 24–28). London: Routledge.

    Google Scholar 

  • Xatar. (2015). Alles oder Nix: Bei uns sagt man, die Welt gehört dir. München: Riva.

    Google Scholar 

  • Yildiz, E. (2007). Migration bewegt die Gesellschaft: Von der hegemonialen Normalität zur Alltagspraxis in der Migrationsgesellschaft. In B. Figatowski, et al. (Hrsg.), The Making of Migration: Repräsentationen – Erfahrungen – Analysen (S. 33–45). Münster: Westfälisches Dampfboot.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Martin Seeliger .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Seeliger, M. (2019). Autobiografien deutscher Gangstarapper im Vergleich. In: Verhandelte Globalisierung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26372-0_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26372-0_6

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-26371-3

  • Online ISBN: 978-3-658-26372-0

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics