Zusammenfassung
Im Gegensatz zu den bisherigen, im Teil I zusammengefassten Kapiteln, in denen eine Makro-Perspektive auf die kapitalistische Dynamik entwickelt wurde, geht es in diesem und den folgenden Kapiteln um eine Analyse der organisatorische und technische Innovationen bestimmenden Leitbilder und deren Dynamik. Kap. 5 widmet sich dem Wandel der für industrielle Rationalisierung maßgeblichen Paradigmen, wobei der in den 1980er und 1990er Jahren viel diskutierte Übergang von zentralistischen und tayloristischen Konzepten zu Konzepten dezentraler Selbststeuerung („lean production“, „fraktale Fabrik“ usw.) im Zentrum steht. Am Beispiel dieses Übergangs werden die Ursachen und Faktoren herausgearbeitet, die die diskontinuierliche Bewegungsform des Rationalisierungswissens bestimmen. Die Untersuchung mündet in die These, dass industrielle Rationalisierungsprozesse in einem Kontext fundamentaler Unsicherheit stattfinden. Rationalisierungskonzepte haben daher den Charakter von „Mythen“ im Sinn der neo-institutionalistischen Organisationsforschung, die gerade durch ihre Implementierung immer neue „blinde Flecken“ entstehen lassen und so die Bedingungen ihres eigenen Erfolges untergraben. Sie können dem Handeln daher nur temporär Orientierung bieten.
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Notes
- 1.
Bei Robert Jackall findet sich folgende amüsante Schilderung einer Begegnung mit der Welt der Berater: „Management consultants probably play a signal role in the systematic condensation, simplification and popularization of important thought in all the social sciences. At one private conference of management consultants I recently attended, one speaker gave virtuoso performance of such syncretic ability. Among those theorists whose ideas were clearly recognizable, though unacknowledged, were not only Marx, Weber and Freud, but also Ferdinand Toennies, Emile Durkheim, Robert Merton, Daniel Bell and C. Wright Mills. The performance concluded with dire prophecies of corporate disaster unless the consultant’s warnings were heeded“ (Jackall 1988, S. 139).
- 2.
Auch der die Kontingenz organisatorischer Gestaltungsprozesse scheinbar so betonende „mikropolitische“ Ansatz Ortmanns kann letztlich nur die sukzessive Schließung mikropolitischer „Entscheidungskorridore“, nicht ihre Öffnung plausibel erklären und ist insofern sehr viel stärker strukturtheoretisch angelegt, als es auf den ersten Blick den Anschein hat: „Mikropolitisch einmal Ausgehandeltes wird nur ungern angetastet, weil es in der Regel ein recht fragiles Arrangement unterschiedlicher Interessen bildet. Die mikropolitischen Kosten eines neuen bargaining werden normalerweise gescheut. Dies alles führt dazu, dass im Entscheidungskorridor normalerweise nur inkrementalistisch vorgegangen wird, die Richtung nur unter größeren Mühen geändert werden kann, dass Stoppen und Umkehren (fast) nicht möglich sind.“ (Ortmann 1995, S. 63).
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Deutschmann, C. (2019). Die Mythenspirale. In: Kapitalistische Dynamik. Wirtschaft + Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26227-3_5
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