Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert die Ansätze zur Erklärung der Euro-Krise und setzt sich kritisch mit gängigen Thesen auseinander, die Schuldenkrise sei vor allem auf die Widersprüche in der institutionellen Konstruktion der europäischen Gemeinschaftswährung oder auf Rationalitätenfallen demokratischer Politik zurückzuführen. Die Hauptursache der Krise liegt vielmehr, wie argumentiert wird, in dem jahrzehntelangen Prozeß der „Finanzialisierung“, der nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und anderen OECD-Ländern die Polarisierung der Einkommens- und Vermögensverteilung vorangetrieben und zum Aufbau eines beträchtlichen Überhangs an nicht einlösbaren Vermögensforderungen geführt hat. Die demokratische Politik ist mit der Herausforderung konfrontiert, tragfähige Wege zum Abbau der überhöhten Vermögensforderungen zu finden – eine Herausforderung, die ein (mindestens) europaweit koordiniertes Vorgehen verlangt.
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Notes
- 1.
Zur Illustration sei nur an die Abwertung der türkischen Lira im Jahr 2014 erinnert, die zu einer Anhebung des Zentralbankzinssatzes von 4,5 auf 10 % führte.
- 2.
Schon seit langem stammt z. B. noch nicht einmal mehr die Milch, aus der der griechische Feta-Käse produziert wird, aus Griechenland selbst, sondern aus Deutschland (Sklair 2002, S. 146).
- 3.
Das Gleiche gilt in gewisser Weise auch für die noch immer in ihren nationalstaatlichen Wahrnehmungsschemata befangene akademische „National“-ökonomie.
- 4.
Auf die in der Studie von Piketty (2014) zusätzlich erfassten öffentlichen und privaten Sach- und Immobilienvermögen gehe ich hier nicht ein.
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Deutschmann, C. (2019). Euro-Krise und internationale Finanzkrise. In: Kapitalistische Dynamik. Wirtschaft + Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26227-3_13
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-658-26227-3
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