Zusammenfassung
Es ist ruhig geworden um die Mikropolitik in Schulentwicklungsprozessen. Man ist geneigt zu sagen: zu ruhig – und hier spricht nicht nur der Wissenschaftler, sondern das ehemalige Steuergruppenmitglied eines Schulentwicklungsprozesses unter Leitung von Elmar Osswald vom Baseler ULEF. Das Standardwerk zur Mikropolitik in Schulentwicklungsprozessen, das von Herbert Altrichter und Peter Posch 1996 herausgegeben wurde, hat seitdem keine Überarbeitung oder Neuauflage erfahren. Dies soll jedoch dezidiert nicht als Kritik an den Herausgebern verstanden werden, im Gegenteil, dass die höchst gewinnbringende mikropolitische Perspektive überhaupt für Schulentwicklungsprozesse im deutschsprachigen Raum erschlossen wurde, ist vornehmlich diesen Autoren zu verdanken. Aber offensichtlich, und das kann man aus der unveränderten Auflage von 1996 und insgesamt der Forschungs- und Literaturlage zur Mikropolitik, die ganz überwiegend aus den 80er und 90er Jahren stammt, schließen, hat diese Perspektive bis heute zu wenig Resonanz bzw. Impact in der Schulentwicklungspraxis erzeugen können. Es stellt sich an dieser Stelle die Frage, warum dies so ist? Handelt es sich immer noch um ein Nicht-Wissen bezüglich der mikropolitischen Perspektiven auf Schulentwicklungsprozesse? Handelt es sich um ein Nicht-Wollen der Einbeziehung mikropolitischer Perspektiven auf Schulentwicklungsprozesse, weil sich diese Theorie mit einer durchaus unangenehmen Seite in Organisationen beschäftigt? Beide Thesen sind denkbar. Dieser Beitrag behandelt die Zusammenhänge zwischen Evaluationen und Mikropolitik und möchte damit auch einen Beitrag dazu leisten, die mikropolitische Theorie wieder in den Diskurs der Schulentwicklungspraxis zurückzubringen.
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Bogner, D.P. (2019). Evaluationen und Schulentwicklung aus mikropolitischer Sicht. In: Stricker, T. (eds) Zehn Jahre Fremdevaluation in Baden‐Württemberg. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25778-1_3
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