Zusammenfassung
Der Artikel stellt eine explorative Analyse zur Wirkung einer von Studierenden erstellten inklusiven Lernumgebung dar. Die Lernumgebung wurde im Kontext der Seminarreihe „Inklusiver Unterricht in der Praxis“ auf Grund diagnostischer Analysen erstellt und an drei Tagen in Form eines Projektunterrichts in der Klassenstufe 5 durch Studierende umgesetzt. Die Datengrundlage der explorativen Untersuchung wurde anhand einer Fragebogenerhebung (N = 50) eine Woche nach der Durchführung ermittelt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass – aus der Perspektive der Schüler*innen – ein hoher Lernertrag (85 %) den erstellten Lernumgebungen zugeschrieben wird und mit einer sehr hohen Zufriedenheit (96 %) seitens der Schüler*innen einhergeht. Standardisiert wurden zudem die Partizipationsmöglichkeiten der Schüler*innen erhoben (Eder 2002, α = 0,85) und mit Daten einer Evaluationsstudie an Thüringer Schulen (N = 615) ins Verhältnis gesetzt. Es zeigt sich ein sehr starker Effekt (d = 1,32) an der Versuchsschule zur Vergleichsgruppe, sodass von einem überdurchschnittlichen Niveau einer aktiven und eigenständigen Unterrichtsbeteiligung ausgegangen werden kann. Die drastischen Unterschiede könnten wohlmöglich z. T. durch Kontextfaktoren erklärt werden, geben jedoch Anlass, das verfolgte, inklusive Unterrichtssetting auszubauen und umfangreicher zu untersuchen.
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Notes
- 1.
Die Umsetzung der Lernumgebung wurde im Schulalltag als „Projekttage“ bezeichnet, weshalb im Folgenden auch von Projekttagen gesprochen wird.
- 2.
Die hier verwendete Skala wird von den Urhebern ursprünglich als „Mitbestimmung im Unterricht“ beschrieben (Eder und Mayr 2000). Hier wird der Begriff der Partizipation synonym verwendet.
- 3.
Bei drei Schüler*innen fehlte mindestens eine der fünf Items der Skala.
- 4.
Wissenschaftliche Begleitstudie zur Thüringer Gemeinschaftsschule (Ritter et al. 2014). Auftraggeber war das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport.
- 5.
Die Kategorien „stimmt nicht“ und „stimmt überhaupt nicht“ wurden zusammengefasst, da die Zellenbesetzung zu gering war.
- 6.
Einschränkend muss jedoch erwähnt werden, dass die Zellenbesetzung im Rahmen der Chi-Quadrat bzw. der T-Tests v. a. im Bereich der Differenzierung nach Projektgruppen z. T. zu gering war, um fundierte Aussagen über statistische Unterschiede machen zu können.
- 7.
Anzumerken ist, dass praktisch bedeutsame Unterschiede insbesondere im Bereich der Projektzugehörigkeit nicht auszuschließen sind, da die Stichprobenanzahl für diese Kategorien zu gering ausfällt.
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Ritter, M. (2019). Explorative Analyse zur Umsetzung der inklusiven Lernumgebungen. In: Langner, A., Ritter, M., Steffens, J., Jugel, D. (eds) Inklusive Bildung forschend entdecken. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25515-2_9
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