Zusammenfassung
Ärzte und Kliniken müssen Bewertungen durch Patienten in Bewertungsportalen auch ohne ihre Einwilligung oder sogar gegen ihren ausdrücklich erklärten Willen hinnehmen. Sie haben grundsätzlich keinen Anspruch auf Nichtbewertung oder auf Löschung sämtlicher Bewertungen. Ansprüche auf Unterlassung konkreter Äußerungen kommen aber in Betracht, wenn diese als unwahre Tatsachenbehauptung oder als Formalbeleidigung oder Schmähkritik unzulässig sind. Fake-Bewertungen sind immer unzulässig. Hat der Betroffene Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Rechtsverletzung, sollte er dies gegenüber dem Portalbetreiber unverzüglich beanstanden, damit das vom Bundesgerichtshof entwickelte Beanstandungs- und Nachweisverfahren („notice and action“) eingeleitet wird. Über diesen Weg kann man schnell und ohne gerichtliche Inanspruchnahme zum gewünschten Ziel kommen. Das Grundproblem bleibt der uneingeschränkte Schutz der anonymen Meinung, der dazu führt, dass der betroffene Arzt regelmäßig nicht seinen Kritiker, sondern nur den Portalbetreiber als Intermediär dieses asymmetrischen Kommunikationsprozesses in Anspruch nehmen kann. Die Rechtsprechung wird sich auch in der Zukunft mit diesem Thema befassen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Literatur
Ahrens A, Richter H (2011) Fingierte Belobigungen im Internet, Eine lauterkeits- und vertragsrechtliche Analyse am Beispiel von Hotelbewertungsportalen. Wettbewerb in Recht und Praxis (WRP) 2011:814
Boehme-Neßler V (2016) Das Rating von Menschen – Onlinebewertungsportale und Grundrechte. Kommunikation & Recht (K&R) 2016:637
Franz U (2017) Anmerkung zum Urteil des BGH vom 4. April 2017, AfP – Zeitschrift für Medien- und Kommunikationsrecht 2017, S 321
Franz U (2018) Der digitale Pranger – Bewertungsportale im Internet, Schriftenreihe der Juristischen Gesellschaft zu Berlin, Bd 196. De Gruyter, Berlin
Höch D (2016) Bewegung bei Bewertungsportalen – wie Unternehmen ihren Ruf im Netz besser schützen können, Betriebs-Berater (BB) 2016:1475
Kühling J (2015) Im Dauerlicht der Öffentlichkeit – Freifahrt für personenbezogene Bewertungsportale!? Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 2015:447
Ladeur K-H (2009) Anmerkung zum Urteil des BGH vom 23. Juni 2009 www.spickmich.de, JuristenZeitung (JZ) 2009:966
Lauber-Rönsberg A (2014) Rechtsdurchsetzung bei Persönlichkeitsrechtsverletzungen im Internet – Verantwortlichkeit von Intermediären und Nutzern in Meinungsforen und Personenbewertungsportalen, MultiMedia und Recht (MMR) 2014:10
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Franz, U. (2019). Bewertungsportale im Internet. In: Pfannstiel, M., Da-Cruz, P., Mehlich, H. (eds) Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen VI. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25461-2_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-25461-2_4
Published:
Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-25460-5
Online ISBN: 978-3-658-25461-2
eBook Packages: Business and Economics (German Language)