Zusammenfassung
Attraktivere Menschen haben in vielen Lebensbereichen einen systematischen Wettbewerbsvorteil. Dies lässt sich auch in Bezug auf die Erfolgschancen von Politikerinnen und Politikern bei Wahlen feststellen. So konnte bei der Bundestagswahl 2017 erneut gezeigt werden, dass die physische Attraktivität von Direktkandidierenden empirisch einen Einfluss auf den Wahlerfolg, konkret auf die Erst- und Zweitstimmenanteile, hat. Dabei liegen die kausalen Annahmen zugrunde, dass sich eine stärker ausgeprägte Attraktivität auf die Bekanntheit der Kandidierenden, ihre Bewertung sowie die ihrer Parteien seitens der Bevölkerung positiv auswirkt. Empirisch bestätigte sich dieser positive Effekt der Attraktivität auf die Bekanntheit der Kandidierenden und die Bewertung der jeweiligen Parteien.
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Notes
- 1.
ZDF-Sendung „Wie geht’s Deutschland“ vom 05.September 2017, online verfügbar: https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/videos/alice-weidel-von-afd-verlaesst-talk-im-zdf-100.html (zuletzt aufgerufen am 2. Mai 2019).
- 2.
Das Youtube-Interview mit Angela Merkel, Youtube LiveStream vom 16.August 2017 #DeineWahl – YouTuber fragen Angela Merkel|Mit Ischtar Isik, AlexiBexi, MrWissen2go, ItsColeslaw, online verfügbar: https://youtu.be/Uq2zIzscPgY (zuletzt aufgerufen am 2. Mai 2019).
- 3.
Für die Unterstützung bei der Datenerhebung möchten wir uns bei Felicitas Reick und Jordy de Vries bedanken.
- 4.
Bei einem Within Subject-Design werden den Probanden und Probandinnen mehrere Stimuli in wiederholter Messung vorgelegt.
- 5.
Soweit dies möglich war, wurden hier Fotografien verwendet, die einem klassischen Porträt entsprechen, das heißt in denen das Gesicht der Kandidierenden im Mittelpunkt steht. Insgesamt konnten so Fotografien für alle angetretenen Politikerinnen und Politiker gefunden werden. Konnte in wenigen Fällen aufgrund von etwa Fotoqualität oder fehlenden Bildern kein geeignetes Bild den offiziellen Parteiauftritten im Internet entnommen werden, wurde auf Abbildungen in anderen öffentlichen Darstellungen, wie zum Beispiel den Online-Ausgaben von Regionalzeitungen zurückgegriffen.
- 6.
So wurden im Vorfeld Merkmale, die Rückschlüsse auf die politische Funktion der Personen zulassen, durch Bildbearbeitung entfernt. Dazu gehören beispielsweise Parteilogos im Hintergrund oder aber Anstecknadeln von Parteien. Ebenso wurde darauf geachtet, dass weder status- noch religionsbezogene Merkmale auf den Fotografien gezeigt wurden.
- 7.
Die Angaben basieren auf Angaben, die den Internetauftritten des Bundeswahlleiters (http://www.bundeswahlleiter.de) und des Bundestages (http://www.bundestag.de) entnommen werden konnten.
- 8.
Gefragt wurde: „Kennen Sie den Namen von einem oder vielleicht sogar mehreren der hiesigen Wahlkreiskandidaten und können Sie mir sagen, für welche Partei diese bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 antreten? Bitte nennen Sie mir den Namen und die Partei der Kandidaten“.
- 9.
Die Frageformulierung lautete: „Und sagen Sie mir bitte, ob Sie viel oder nicht so viel von [Name des Wahlkreiskandidaten] halten. Bitte nennen Sie mir den entsprechenden Wert auf dieser Liste“. Im Datensatz wurde die Variable dann mit den Werten 1 bis 11 codiert.
- 10.
„Was halten Sie so ganz allgemein von den einzelnen politischen Parteien? Sagen Sie es mir bitte anhand dieser Skala. −5 heißt, dass Sie überhaupt nichts von der Partei halten, +5 heißt, dass Sie sehr viel von der Partei halten. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre Meinung abstufen. Was halten Sie von der…?“. Im Datensatz wurde die Variable dann den Werten 1 bis 11 codiert.
- 11.
Die Parteizugehörigkeiten zu den Parteien der Linken und der AfD wurden hier nach Wahlregion differenziert betrachtet, um den Unterschieden in den zu erwarteten Stimmenanteilen in den alten und neuen Bundesländern Rechnung zu tragen.
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Gaßner, A., Masch, L., Rosar, U., Schöttle, S. (2019). Schöner wählen: Der Einfluss der physischen Attraktivität des politischen Personals bei der Bundestagswahl 2017. In: Korte, KR., Schoofs, J. (eds) Die Bundestagswahl 2017. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25050-8_4
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