Von Visionen und Irrtümern – Reformbemühungen in der Berufsbildung im Königreich Saudi-Arabien

Zusammenfassung

Seit 2008 lassen sich visionäre Entwicklungen im Königreich Saudi-Arabien identifizieren, die die Ausrichtung berufsbildender Prozesse sehr viel stärker mittels marktwirtschaftlicher Mechanismen in den Blick nimmt.

Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Problemlagen werden die Reformen der berufsbildenden Bildungsstrukturen beschrieben. Dabei wird augenfällig, dass ein schweres Missverhältnis zwischen den Notwendigkeiten des Beschäftigungssystems auf der einen Seite und dem Leistungsstand des Bildungssystems auf der anderen Seite zu existieren scheint – und dies trotz im internationalen Maßstab überdurchschnittlicher Investitionen im Bildungsbereich. Die in der Vergangenheit verfolgten klassischen Entwicklungsstrategien in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit zeigten offensichtlich nicht die erwarteten Wirkungen. Das Königreich Saudi-Arabien hat daher einen ambitionierten Reformprozess initiiert, der sehr viel stärker auf marktwirtschaftliche Strukturen im beruflichen Bildungsbereich setzt, und damit auch als eine grundlegende Abkehr von wesentlichen Rahmenbedingungen im traditionellen beruflichen Bildungswesen Saudi-Arabiens verstanden werden kann. Dies zeigt sich unter anderem an der Förderung wettbewerblicher Strukturen von Bildungsinstitutionen und daran, dass die neu geschaffenen Institutionen aufgrund ihrer privatrechtlichen organisatorischen Einbindung außerhalb der bestehenden Regierungsbürokratie entstanden sind, was z.B. auch das Umgehen eines attraktiven öffentlichen Beamtendienstverhältnisses saudischer Lehrkräfte impliziert.

Die Reformstrategien werden abschließend beschrieben und vor dem Hintergrund sozio-ökonomischer Herausforderungen des Königreichs sowie erster Implementierungserfahrungen bewertet.