Zusammenfassung
Der Text stellt den pädagogischen Bezug und das erzieherische Verhältnis als Interaktions- und Kommunikationsform vor. Beginnend mit den klassischen Bestimmungen der geisteswissenschaftlichen Pädagogik bei Dilthey und Nohl werden die wichtigsten Modelle kritisch dargestellt und diskutiert. Neben Bubers dialogphilosophischer, Schallers und Mollenhauers kommunikationstheoretischer wird schließlich die responsive Fundierung des pädagogischen Bezugs und des erzieherischen Verhältnisses nach Waldenfels vorgestellt. Deutlich wird, dass der pädagogische Bezug sich in einem Zwischen aufbaut. Er ist weder ein Verhältnis zwischen Subjekten noch eine Subjekt-Objekt-Konstellation, auch kein Wissensübermittlungsprozess, sondern vielmehr eine Interaktions- und Kommunikationsform, in der die Asymmetrie von Lernenden und Lehrenden die Grenzen und Möglichkeiten des Lernens bestimmt, ohne dass hier klare Rollen zugewiesen werden könnten.
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Vgl. dazu in begründungstheoretischer Perspektive die Ethik der familiären Erziehung unter dem Aspekt des kindlichen Glücks bei Fuhr 1998.
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Lippitz, W., Woo, JG. (2019). Pädagogischer Bezug. Erzieherisches Verhältnis. In: Brinkmann, M. (eds) Phänomene der Erziehung und Bildung. Phänomenologisch-pädagogische Studien. Phänomenologische Erziehungswissenschaft, vol 7. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24187-2_5
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