Zusammenfassung
„Heimat“ wird in diesem Beitrag als Konzept der Alltags- und Lebenswelt aufgefasst, das inhaltlich jenem Phänomenkreis entspricht, der aus sozialwissenschaftlicher Sicht als „raumbezogene Identität“ bezeichnet wird. Es handelt sich um ein holistisches Denkmodell, das dementsprechend vage und vieldeutig ausfällt. Um dieses Konzept sozialwissenschaftlich greifbar und analytisch differenzierbar zu machen, werden zunächst einige Rahmenbedingungen und Grundmuster der Mensch-Raum-Beziehungen erörtert. Ausgehend von den Capability Constraints der Zeitgeografie wird dargestellt, dass die Körperlichkeit des Menschen eine besonders ausgeprägte Bindung des Subjekts an die „Home Base“ des jeweiligen Wohnstandortes und des mit ihr verknüpften Activity Space bewirkt. Diese Bindung wird besonders deutlich erkennbar, wenn die Körperlichkeit des Menschen durch das phänomenologische Konzept des Leibes gefasst wird. Von der Kindheimat bis zum jeweils aktuellen Zuhause umfassen die dabei bedeutsamen Activity Spaces das Integral jener Orte, in denen Subjekte den überwiegenden Teil ihrer kognitiven Konzepte, Gewohnheiten und Erfahrungen sowie die Elemente ihres Leibgedächtnisses erworben haben und die damit auch die grundlegende Bezugsbasis für die Produktion und Reproduktion personaler Identität darstellen.
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Weichhart, P. (2019). Heimat, raumbezogene Identität und Descartes’ Irrtum. In: Hülz, M., Kühne, O., Weber, F. (eds) Heimat. RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24161-2_3
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