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Die Psychopathologie der extremistischen Radikalität

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Zusammenfassung

Der Linksextremismus und -terrorismus in Deutschland wurde zum Untersuchungsgegenstand eines der umfassendsten und zu Unrecht in Vergessenheit geratenen, weil nach wie vor wegweisenden, Forschungsprojekte der 1970/80er Jahre mit dem Titel „Analysen zum Terrorismus“. Dessen Teilprojekte befassten sich mit Ideologien und Strategien, Lebenslaufanalysen, Gruppenprozessen, Legitimitätsfragen und Radikalisierungsdynamiken. Demgegenüber haben die frühen Studien zum bundesdeutschen Linksterrorismus ohne Berücksichtigung der soziologischen Befunde die psycho(patho)logischen Erklärungsansätze bemüht, was angesichts der schwersten Straftaten und des Aufkommens eines „Sozialistischen Patientenkollektivs“ (1970) um den Heidelberger Assistenzarzt Dr. Wolfgang Huber durchaus plausibel erscheinen mag.

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Notes

  1. 1.

    „Indeed, the speediness and superficiality with which the old models have been transferred to the new issues sometimes gives the interpretations the appearance of travesties“ (Rasch 1979, S. 79).

  2. 2.

    „As a consequence, the explanations offered are idle speculation. The authors have attempted to force their pet theory upon the character of the terrorists. In some cases, well-known personalities of the terrorist scene have been utilized as show-pieces for propagating the authors’ own ideas“ (Rasch 1979, S. 79).

  3. 3.

    Vgl. dazu abweichend: „In der Psychopathologie des rechtsextremen Gewalttäters führt die aggressive Durchdringung des Größen-Selbst zu einem bösartigen Narzissmus, d. h. er fühlt eine innere, ‚selbstverständliche‘ Grandiosität in Kombination mit Grausamkeit oder Sadismus und schweren paranoiden Persönlichkeitszügen. Zwischenmenschliche Beziehungen entbehren für ihn jeden gemeinverständlichen Wertes, seine eigene innere Beziehungswelt ist zerstört. Diese Menschen besitzen eine extreme und gewöhnlich nicht behandlungsfähige Über-Ich-Pathologie. Eine Resozialisierung ist meist völlig aussichtslos, erstens weil sie unfähig sind, auch nur die geringste Hilfestellung anzunehmen oder sich von anderen Menschen sagen zu lassen, was sie tun dürfen und was nicht und zweitens, weil nur jemand resozialisiert werden kann, der bereits sozialisiert worden ist, was bei dem rechtsextremen Gewalttäter nicht der Fall ist. Die rechtsextremen Gewalttäter entziehen sich somit der Einwirkung jeglicher moderner Strafmaßnahme. Der rechtsextreme Gewalttäter sucht seinen Narzissmus zu befriedigen, indem er für sein Verhalten Anerkennung und Lob von seiner Gruppe, Partei, Nation sucht. Er ist geradezu abhängig davon, Zeichen der Bestätigung wahrzunehmen. Wird er zurückgewiesen, stellt dies eine tiefe und ernsthafte Kränkung für ihn dar. Anstatt jedoch aus einer Zurückweisung den Schluss zu ziehen, dass er sein Verhalten zu ändern habe, besteht er weiterhin darauf, Befriedigung, Verständnis und Bekräftigung der eigenen Haltung zu bekommen oder er fühlt sich derart tief gekränkt, dass er sich aus der drohenden inneren Leere nur durch körperliche Stimuli (einen Kampf anzetteln, das Stürzen in waghalsige Unternehmungen, Zufügen von Schmerzen) wieder ein Gefühl des Wirklichseins verschaffen kann. Ein Nebeneffekt hiervon ist wiederum Aufmerksamkeit, die die Gesellschaft ihm schenkt. Die Ursache des grausamen, mörderischen Rechtsradikalismus in Deutschland ist der Zerfall der Familie, die Abwertung des Vaters, der Kultur und der damit zusammenhängenden Triebhemmung, verursacht auch durch hohe Industrialisierung und die vielen Kriege in der Geschichte dieses Landes“ (Bielicki 1994, S. 8).

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Logvinov, M. (2019). Die Psychopathologie der extremistischen Radikalität. In: Zur Psychopathologie des Extremismus und Terrorismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23816-2_4

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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