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Aufenthalt gegen Leistung? Der Einzug meritokratischer Elemente in die deutsche Flüchtlingspolitik

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Flucht – Bildung – Integration?

Zusammenfassung

Über Flüchtlingspolitik wurde in Deutschland seit dem Jahr 2015 viel gestritten. In der öffentlichen Wahrnehmung ging es dabei meist darum, ob die Grenzen nun zu offen oder nicht offen genug seien. Blickt man allerdings etwas genauer auf die Entwicklungen in der deutschen Flüchtlingspolitik, so fällt auf, dass diese trotz der aufgeregten Debatten und nicht zu verleugnenden restriktiven Tendenzen in manchen Aspekten auch deutlich liberaler geworden ist. Der Beitrag wird auf Basis einer Analyse gesetzlicher und untergesetzlicher Änderungen der letzten Jahre argumentieren, dass zunehmend leistungsorientierte Kriterien Eingang in die deutsche Flüchtlingspolitik finden. Teilhabechancen und sogar den Aufenthaltstitel, insbesondere den dauerhaften, muss man sich auch als Flüchtling zunehmend durch Leistung in Arbeit und Bildung verdienen. Damit tut sich ein Spannungsfeld zwischen humanitärem Schutzanspruch und einer marktförmigen Migrations- und Flüchtlingspolitik auf, das in Forschung und Praxis bislang wenig thematisiert wird.

Große Teile dieses Beitrags sind einem Beitrag des Autors in der Zeitschrift Sozialer Fortschritt entnommen (Schammann 2017). In Gegensatz zum ursprünglichen Beitrag fehlt hier ein Kapitel zu organisatorischen Neujustierungen. Hinzugefügt wurden dagegen einige Ausführungen zu bildungspolitischen Entwicklungen. Aus redaktionellen Gründen sind rechtliche Änderungen nur bis zum Ende des Jahres 2018 berücksichtigt.

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Notes

  1. 1.

    Ausführlich am Beispiel Österreichs vgl. Gruber et al. (2016).

  2. 2.

    Es ließe sich einwenden, dass gefährliche Migrationsrouten, die Geflüchtete auf dem Weg zu internationalem Schutz zurücklegen müssen, ein hartes und leistungsorientiertes Selektionskriterium darstellen und durch die Bundesregierung mit verantwortet werden. Dies ist sicherlich ein gewichtiges Argument in politischen Debatten, soll aber hier nicht weiter Berücksichtigung finden.

  3. 3.

    Für Geflüchtete gelten die im Folgenden genannten Punkte des § 9 AufenthG in ähnlicher Form, der § 26 AufenthG modifiziert sie nur leicht, was in der Darstellung zu einem etwas verschachtelten und umständlichen Gesetzestext führt. Aus Gründen der Lesbarkeit und da die generelle Stoßrichtung identisch ist, wird hier der allgemeinere § 9 AufenthG zitiert.

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Schammann, H. (2019). Aufenthalt gegen Leistung? Der Einzug meritokratischer Elemente in die deutsche Flüchtlingspolitik. In: Baader, M., Freytag, T., Wirth, D. (eds) Flucht – Bildung – Integration?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23591-8_3

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