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Wer oder was ist „die Öffentlichkeit“?

Soziologische Reflexionen zur polizeilichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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Polizeiliche Gefahrenabwehr und Sicherheitsproduktion durch Netzwerkgestaltung

Zusammenfassung

Die Öffentlichkeitsarbeit (ÖA) in der Polizei hat eine wichtige Funktion: Sie ist eine entscheidende Schnittstelle zur medialen Öffentlichkeit aber auch zu unterschiedlichen Zielgruppen und Teilöffentlichkeiten der Gesellschaft. Beobachtet man diese Funktion in ihrer behördlichen Wirklichkeit, kann man allerdings feststellen, dass es einige Missverständnisse über die Funktion, ihre zentralen Aufgaben und den tatsächlichen organisatorischen Stellenwert der ÖA gibt. Der Begriff der „Öffentlichkeit“ selbst wird in den Polizeibehörden oft zu einfach konstruiert, die professionelle Kompetenz der Mitarbeiter in diesen Organisationseinheiten wird mitunter dem Zufall überlassen und der strategische Stellenwert der ÖA unterschätzt. Der Beitrag schlägt eine komplexere Fassung des Aufgabenfeldes und der organisatorischen Ansiedelung dieser Aufgabe vor, mit dem Zweck, die komplexe Umwelt von Polizeibehörden systematischer erfassbar und bearbeitbar zu machen.

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Notes

  1. 1.

    „Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: Hosianna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe!“ (Mt 21,9).

  2. 2.

    „Eine sehr starke Entwicklung des ‚Rechts auf das Amt‘ erschwert naturgemäß die Besetzung der Ämter nach technischen Zweckmäßigkeitsrücksichten und auch die Karrierechancen strebsamer Anwärter.“ (Weber 1980).

  3. 3.

    Zur Überprüfung der soziologischen Haltbarkeit einer solchen These vgl. Grutzpalk (2015).

  4. 4.

    Wobei die Unterscheidung, die Luhmann im System der Massenmedien am Werk sieht mit einem Begriff der „Information“ arbeitet, dem eine besondere Wertung des Neuigkeitswertes anhaftet: „Die wohl wichtigste Besonderheit des Codes Information/Nichtinformation liegt in dessen Verhältnis zur Zeit. Informationen lassen sich nicht wiederholen; sie werden, sobald sie Ereignis werden, zur Nichtinformation. Eine Nachricht, die ein zweites Mal gebracht wird, behält zwar ihren Sinn, verliert aber ihren Informationswert. Wenn Information als Codewert benutzt wird, heißt dies also, daß die Operationen des Systems ständig und zwangsläufig Information in Nichtinformation verwandeln.“

  5. 5.

    Es ist zwar tatsächlich bedauerlich, wie falsch Arbeitsweise und Funktion der Verfassungsschutzbehörden in „Tatort“-Verfilmungen dargestellt werden. Der Anlauf des Verfassungsschutzes Niedersachsen, einer der Hauptdarstellerinnen der Serie einen aufklärerischen Brief zu schreiben (Walter 2010, S. 167), musste aber aus systemtheoretischer Hinsicht scheitern, weil das Kunstsystem mit der Unterscheidung „Kunst/Nicht-Kunst“ arbeitet (Luhmann 1995, S. 458) und dementsprechend letztlich empfindungslos dem Anliegen der Behörde gegenüber bleiben muss.

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Grutzpalk, J. (2019). Wer oder was ist „die Öffentlichkeit“?. In: Barthel, C. (eds) Polizeiliche Gefahrenabwehr und Sicherheitsproduktion durch Netzwerkgestaltung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23574-1_9

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