Zusammenfassung
Technische Redakteure konzipieren, erstellen und aktualisieren technische Dokumentationen – beispielsweise Installations- und Betriebsanleitungen oder Serviceliteratur. Diese produktbegleitenden Informationen sichern – hier mit Fokus auf industrielle Fertigungsumgebungen – die Produktionsbereitschaft der Systeme sowie die Handlungsfähigkeit des Personals. Im Zuge von Industrie 4.0 wird sich der Anwendungsbereich der Technischen Informationen verändern. Denn die smarte Fabrik wird vor allem durch die fraktale Organisation cyber-physischer Systeme (CPS) charakterisiert, die sich über Datennetze verknüpfen und miteinander interagieren können. Die Produktionsbereitschaft wird künftig stark durch die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, Service-Roboter, autonome SaaS-Applikationen und kontext-dynamisch generierte Informationsartefakte bestimmt. Dies wird den Arbeitskontext Technischer Redakteure nachhaltig verändern. Nicht mehr das Schreiben der redaktionellen Texte wird künftig im Vordergrund stehen, sondern die ontologische Beschreibung der Informationsversorgung. Berichtet wird von den Ergebnissen des Forschungsprojektes „Technische Kommunikation 4.0“ am KompetenzCentrum Technologie- und Innovationsmanagement (KCT) der FOM Hochschule.
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Zum Vergleich: 2017 waren 36.000 Journalisten in deutschen Medienunternehmen (Print- und Radio/TV) fest angestellt beschäftigt (Statista 2018).
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XML (eXtensible Markup Language) ist eine Auszeichnungssprache zur Darstellung hierarchisch strukturierter Daten im Format einer Textdatei, die von Menschen und von Maschinen lesbar ist und daher auch für den Austausch von Daten zwischen Computersystemen eingesetzt wird.
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Die Nutzerzentrierung ist unter anderem in der DIN ISO 9241–210 als Norm für eine auf den Benutzer zentrierte Entwicklungsarbeit festgeschrieben. Im Zuge der digitalen Transformation wird der Begriff unter dem Aspekt der Usability von „Smart Services“ präzisiert. Da der Nutzungskontext durch Digitalinformation momentgenau bestimmt werden kann, besteht die Möglichkeit, die Digitalservices dynamisch auf exakt diesen Moment angepasst bereitzustellen.
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One-Piece-Flow steht für einen mitarbeitergebundenen Arbeitsfluss, bei der in Fließfertigung die Mitarbeitenden aber nicht am Arbeitsplatz verweilen, sondern die Werkstücke von Station zu Station begleiten. Da die Mitarbeitenden genau wissen, wie das Werkstück insgesamt zu bearbeiten ist, kann beim One-Piece-Flow von Stück zu Stück eine andere Produktvariante bearbeitet werden, also Losgröße n = 1 (Arzet 2005, S. 12).
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Die „intelligente“ Fabrik findet Entsprechungen in anderen Anwendungsgebieten, beispielsweise bei der intelligenten Aussteuerung der Energieversorgung (Smart Grid), der vernetzten Haushaltsgeräte und integrierten Haussteuerung (Smart Home), der Automation und Zentralsteuerung von technischen Systemen in Zweckgebäuden (Smart Buildings) oder der datengestützten Optimierung von Warenströmen (Smart Logistics) (Acatech 2013, S. 28).
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RFID (Radio Frequency Identification) ist ein berührungsfreies Verfahren in der Nahfeldkommunikation (NFC – near field communication).
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Eine Ontologie beschreibt einen Wissensbereich (Knowledge Domain) mithilfe einer standardisierenden Terminologie sowie logischen Beziehungen zwischen den dort definierten Begriffen (z. B. beschrieben im Datenformat RDF). Das gemeinsame Vokabular wird in der Regel in Form einer Taxonomie (Klassifikation von Termini in Kategorien) gegeben (Hesse 2005).
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RDF (Resource Description Framework) ist ein Datenmodell im semantischen Web zur Formulierung logischer Beziehung, um ansonsten unstrukturierten Informationen einen Bedeutungsgehalt zu geben. In einem semantischen Webdokument könnte z. B. dem Begriff „Bank“ die zusätzliche Information mitgegeben werden, ob es sich um eine Sitzgelegenheit, ein Finanzinstitut oder eine Sedimentablagerung handelt. Daten werden mit RDF maschinenlesbar.
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OPC UA (Open Plattform Communication – Unified Architecture) ist ein industrielles Protokoll für die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M) mit der Fähigkeit, Maschinendaten (z. B. Regelgrößen, Messwerte, Parameter) nicht nur zu transportieren, sondern auch maschinenlesbar semantisch zu beschreiben.
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Zum Beispiel Lösungsverfahren für bislang unbekannte Störungen oder Bedieneingriffe in Nicht-Standardsituationen.
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Der Autor des Beitrages war Projektkoordinator des mit SCRUM-Methode durchgeführten Entwicklungsprojektes „iiRDS“.
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Der Autor des Beitrages war ebenfalls Projektleiter des Forschungsprojekts „Technische Kommunikation 4.0“.
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In der Branchenstudie wurde die intelligente Informationsbereitstellung als ein innovativer Ansatz in der Technischen Kommunikation vorgestellt, bei der definierte Zielgruppen (z. B. Anwender oder Servicetechniker) nur noch die für sie in einem bestimmten Kontext (z. B. eine bestimmte Maschine und eine bestimmte Funktion) und für einen bestimmten Zweck (z. B. Problemlösung oder Wartung) benötigten Informationen zeitnah und online zur Verfügung gestellt bekommen. Damit hätte intelligente Informationsentwicklung eine nutzerzentrierte Perspektive und ginge mit digitaler Bereitstellung von Technischer Dokumentation einher (Straub 2017, S. 47).
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Schaffner, M. (2019). Industrie 4.0: Technische Redakteure werden zu Semantikmodellierern. In: Hermeier, B., Heupel, T., Fichtner-Rosada, S. (eds) Arbeitswelten der Zukunft. FOM-Edition. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23397-6_7
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