Zusammenfassung
Bewegtbildmedien sind allgegenwärtig. Das Angebot von Produktionen, das zur Rezeption über TV-Sender, Kinos und vor allen Dingen online über Websites, Streamingdienste, Videoplattformen und Social Media jederzeit und gleichzeitig zur Verfügung steht, ist beachtlich groß und dessen Abruf wächst stetig. „Globally, IP video traffic will be 82 percent of all consumer Internet traffic by 2021, up from 73 percent in 2016. […] Internet video traffic will grow fourfold from 2016 to 2021, a CAGR of 31 percent“ (Cisco 2017: 2). Im vorliegenden Beitrag werden mögliche Ursachen und Folgen dieser sogenannten Videoisierung (Henschel 2016) diskutiert. Dabei wird der Versuch einer theoretisch fundierten Definition von Phänomenen unternommen, die als Auslöser der Zunahme von Bewegtbildmedien in der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation zugrunde liegen. Für diese Auseinandersetzung werden ausgewählte Begriffe aus kognitionstheoretischen Ansätzen zur Filmrezeption diskutiert. Zwei fehlleitende Annahmen, die zum einen aus missverständlich zu interpretierenden Aussagen in Fachliteratur zur visuellen Kommunikation entstehen können und zum anderen häufig Konfliktursache zwischen Auftraggeber und Kreativen in der Bewegtbildbranche sind, werden als analyseleitende Thesen behandelt. Die jeweiligen Faktoren, welche zu den beiden Fehlschlüssen führen, werden diskutiert. Fokussiert wird dabei auf folgende Perspektive: Ausgehend von den Motivationen der Hersteller und Distributoren von Video Content, Aufmerksamkeit und Reichweite zu generieren, wird der Hauptaugenmerk auf die Motivation der User gerichtet, Bewegtbildcontent zu nutzen. Es wird herausgearbeitet, welche Faktoren der mentalen Informationsverarbeitung die Entscheidung zur Videorezeption bedingen. Dabei werden Text und Bewegtbild als Objekte zweier verschiedener Medien zur Informationsvermittlung, die sich der Rezeption bieten, gegenübergestellt. Hierbei wird der Unterschied zwischen Text- und Bildrezeption herausgearbeitet, sowohl in Bezug auf die jeweils dabei aktiven kognitiven Verstehensleistungen als auch in Bezug auf die verschiedenen Strukturen, Elemente und Eigenschaften in den Texturen der Rezeptionsobjekte, welche die mentalen Prozesse bei deren Nachvollzug stimulieren. Die zweite These eröffnet die Diskussion über eine fehlleitende Annahme, durch welche, häufig sich wiederholende, Konfliktsituationen zwischen Auftraggebern und Kreativen in der Bewegtbildbranche verursacht werden. Um ein Verständnis und mögliche Lösungen dieses Konfliktes zu erörtern, werden vertiefend Zusammenhänge zwischen spezifischen mentalen Prozessen im Rezeptionserlebnis von Video Content erläutert und die Erfordernisse für die damit verbundenen Gestaltungsstrukturen im Wahrnehmungsobjekt herausgearbeitet. Abschließend werden, in Anlehnung an den philosophischen Begriff des „animal symbolicum“ von Ernst Casierer, Chancen der Videoisierung diskutiert, die in der Weiterentwicklung des Mediums „Bewegtbild“ hin zu einem eigenständigen Symbolraum in der Sozialisation liegen können.
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Gschwendtner, A., Erkelenz, M. (2018). Bewegtbildmedien – Faktoren, Prozesse und Potenziale eines kulturellen Symbolraums. In: Kochhan, C., Moutchnik, A. (eds) Media Management. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23297-9_15
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