Zusammenfassung
Die sprachliche Heterogenität der Schülerinnen und Schüler ist im Unterricht eine Herausforderung und Chance zugleich. In der Religionspädagogik liegen bereits ausführliche Konzepte vor, die auf die sprachlichen Herausforderungen sowie sprachliche Bildung im Religionsunterricht eingehen. Die sprachliche Heterogenität der Schülerinnen und Schüler sowohl im Kontext der Zuwanderungsgeschichte als auch im Zusammenhang mit religiöser Pluralität wurde jedoch bis jetzt nur sporadisch in die Diskussion einbezogen. Dieser Beitrag greift die religiöse Pluralität im Religionsunterricht auf und zeigt, dass diese auch an die u. a. migrationsbedingte sprachliche Heterogenität der Schülerinnen und Schüler gekoppelt ist. Somit bildet die sprachliche Heterogenität der Schülerinnen und Schüler nicht nur einen Heterogenitätsaspekt im Religionsunterricht neben anderen, sondern kann im Kontext der religiösen Pluralität als deren Begleitfaktor angesehen werden. Aus dieser Perspektive wird die sprachliche Heterogenität als einer der Ausgangsfaktoren für religiöses Lernen betrachtet. Vorhandene religionspädagogische Konzepte zum Umgang mit sprachlicher Heterogenität werden diskutiert. Weiterführende Perspektiven für die religionspädagogische Forschung und Lehrerausbildung werden im Anschluss vorgestellt.
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Notes
- 1.
Sonderregelungen betreffen die Bundesländer Bremen, Berlin, Brandenburg und Hamburg (Meyer-Blanck 2012, 164 ff.).
- 2.
Es geht hier um die Gemeinden, in denen in einer anderen Sprache als Deutsch kommuniziert wird.
- 3.
Dieser Begriff wird im Dokument verwendet.
- 4.
Aus der Sicht der theologischen Reflexion über die Kirche, Gemeinde, ihr Wesen, ihre Bedeutung im Kontext der Heilsgeschichte und unter Gottes Wirken.
- 5.
Der Begriff „Ökumene“ wird in mehreren Bedeutungen verwendet. Zum einen kann das Wort die weltweite Kirche Jesu Christi, die nicht auf ein Volk oder Nation begrenzt ist, beinhalten. Mit dem Begriff „Ökumene“ werden zum anderen Dialog und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen christlichen Kirchen gemeint.
- 6.
Es wird dabei an den Begriff „Third-Culture Kids“ angeknüpft (Evangelische Kirche in Deutschland 2014, S. 34).
- 7.
Auf der Internetseite der EKD wird migrationsbedingte Mehrsprachigkeit v. a. im Kontext des Gottesdienstes thematisiert. Es gibt eine Materialien- und Linksammlung zum Thema „Gottesdienst und Migration“. Dabei werden mehrsprachige Angebote im Gottesdienst in der ersten Linie an „Migranten“, „Flüchtlinge“ und „Ausländer“ gerichtet. Hierzu finden sich zahlreiche mehrsprachige Texte und Gottesdienstbausteine. In den einzelnen Landeskirchen gibt es weitere mehrsprachige Materialien wie Flugblätter in verschiedenen Sprachen für den Sonntagsgottesdienst sowie Willkommensplakate, die von der Organisation „Mission Eine Welt. Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern“ zur Verfügung gestellt werden.
- 8.
Bei den orthodoxen Gläubigen handelt es sich zum großen Teil um die Menschen mit Migrationshintergrund russischer, weißrussischer, ukrainischer, rumänischer, griechischer, bulgarischer, arabischer Herkunft und ihrer Nachkommen.
- 9.
Neben Nordrhein-Westfalen ist das Fach in Bayern (ab 1956), Niedersachsen (ab 1998), Hessen und Baden-Württemberg (ab 2016) eingerichtet.
- 10.
Für den Islam gilt in diesem Fall das Arabische, welches die Bedeutung einer sakralen Sprache besitzt: Der Koran wird auf Arabisch rezitiert.
- 11.
Ausführliches zur Problematik der Gruppenkonstruktion sowie Verallgemeinerung im DaZ-Diskurs vgl. Miladinović (2016).
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Danilovich, Y. (2019). Religiöse Bildung im Kontext der Mehrsprachigkeit. In: Danilovich, Y., Putjata, G. (eds) Sprachliche Vielfalt im Unterricht. Edition Fachdidaktiken. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23254-2_9
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