Zusammenfassung
Wenn „Sicherheit“ für Staaten oder Staatengebilde bedeutet, möglichst souverän zu entscheiden und das Eigene zu behaupten, dann ist Europas ökonomische Sicherheit massiv bedroht. Der Kontinent befindet sich – entgegen dem Wunschdenken der europäischen Politik – in einem weit fortgeschrittenen Prozess der Balkanisierung und der Fremdbestimmung. Das europäische Wirtschaftsmodell liegt unter Dauerbeschuss. Wenn das Ruder nicht bald herumgerissen wird, sind die tragenden Säulen unseres Wirtschaftsmodells – dezentrale Produktionsprozesse und in der Breite gut ausgebildete Menschen, ein leistungsfähiger Mittelstand, Sozialstaaten, die eine solidarische und leistungsorientierte Gesellschaft garantierten, und schließlich Bankensysteme, die der Wirtschaft und nicht einer kleinen Finanzoligarchie dienen – in ein bis zwei Jahrzehnten endgültig zerstört.
Dieser Beitrag beschäftigt sich insbesondere mit den Bedrohungen, denen das (mittel) europäische Wirtschaftsmodell in Zeiten globaler Hyperkonkurrenz ausgesetzt ist. Er will zeigen, dass die Veränderungen der letzten Jahrzehnte keinesfalls mit quasi naturgesetzlicher Konsequenz als Folge der „Globalisierung“ stattgefunden haben, sondern dass in den meisten Fällen ordnungs-, wirtschafts- und machtpolitische Überlegungen und Aspekte den Gang der Wirtschaftsentwicklung maßgeblich beeinflusst haben.
Es soll auch gezeigt werden, dass das zentraleuropäische Wirtschaftsmodell zukunftsweisend für den Umgang mit Ressourcen und Nachhaltigkeit für die ganze Welt sein kann, wenn Österreich, Deutschland, die Schweiz und andere Länder sich dieser Stärken bewusst werden und bereit sind, das eigene Wirtschaftsmodell entsprechend zu schützen.
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Literatur
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Otte, M. (2019). Globalisierung, mitteleuropäisches Wirtschaftsmodell und angelsächsischer Kapitalismus. In: Die Finanzmärkte und die ökonomische Selbstbehauptung Europas. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23179-8_19
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