Zusammenfassung
Dieser früheste familiensoziologische Beitrag fragt im Anschluss an René König, inwieweit die “Desintegration” der modernen Familie, d.h. ihre strukturelle Verselbständigung als Kleinfamilie im Zuge gesellschaftlicher Differenzierungsprozesse auch ihre “Desorganisation”, d-h. ihre Instabilität als Lebensform fördert, Die moderne Familie ist im Unterschied zur vormodernen Hauswirtschaft zu einem spezialisierten, aber auch störungsanfälligen Lebenszusammenhang geworden, der unter der Drohung der Selbstauflösung steht. Die Stabilität der Paarbeziehung wird zur entscheidenden Grundlage der „isolierten Kleinfamilie“ Die moderne Familie ist zwar gesellschaftlich fest institutionalisiert, aber gleichzeitig ein recht verletzliches Gebilde. Familie lässt sich als ein tendenziell überlastetes gesellschaftliches Teilsystem begreifen, das aus sich selbst heraus nicht die genügenden Kräfte besitzt, um mit den Spannungen fertig zu werden, die aus der Dynamik anderer gesellschaftlicher Teilbereiche resultieren. Familienpolitik sollte es nicht um Eingriffe in die familiäre Privatsphäre gehen, sondern um Gestaltung der Umweltbedingungen und Teilhabechancen von Familien.
Erstveröffentlichung in: Landeszentrale für politische Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (1975). Der Mensch in den Konfliktfeldern der Gegenwart. Köln: Verlag Wissenschaft und Politik, 167–188. – Die vorliegende Fassung wurde durch den Autor geringfügig überarbeitet. Der Text wurde der neuen Rechtschreibung angepasst.
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Kaufmann, FX. (2019). Familiäre Konflikte und gesellschaftliche Spannungsfelder (1975). In: Bevölkerung – Familie – Sozialstaat. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23171-2_7
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