Zusammenfassung
Mit seinem Film Naked Lunch wagt David Cronenberg im Jahre 1991 eine filmische Annäherung an das bis dahin als unverfilmbar geltende gleichnamige Werk des amerikanischen Beat-Poeten William S. Burroughs. Indem Cronenberg die exzessive Romanvorlage mit dem nicht minder exzessiven Leben des Autors verbindet und zu einem ungezügelten Bilder-Rausch verdichtet, gelingt es ihm, Burroughs’ Poesie ästhetisch erfahrbar zu machen. Naked Lunch lebt von einem filmischen Vorstellungsraum, der weniger ‚erzählt‘ als vielmehr den Text als solchen – also Geschichten, Legenden oder auch konkrete Personen und Orte, etwa New York und Tanger, – durchdringt.
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Der Roman Naked Lunch erscheint 1959 zunächst in Paris und erst 1962 nach Beendigung eines Rechtsstreits in den USA.
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Booklet der Naked Lunch DVD, Arthaus Collection.
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Einer der bekanntesten Aufstände ist der schlesische Aufstand im Jahre 1844, der von Gerhart Hauptmann in seinem Drama Die Weber (öffentliche Uraufführung 1894 in Berlin) und von Käthe Kollwitz in ihrem Zyklus Ein Weberaufstand (1893–1897) künstlerisch aufgearbeitet wurde.
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Analog zu Burroughsʼ Beginn mit der Arbeit an Naked Lunch in Tanger im Jahre 1953, unmittelbar nach dem Tod seiner Frau, wechselt auch die Handlung im Film Naked Lunch von den Ereignissen in New York zu den an den Roman Naked Lunch angelehnten halluzinativen Passagen in Interzone, dem „fiktive[n] Staat der Lust [… und] Drogen“ (Lindwedel 2011, S. 64). Da Burroughs während seiner Arbeit an Naked Lunch auch seine Homosexualität outet, kann das von Cronenberg inszenierte Allzweckloch als Formulierung und Verdichtung dieses Outings gesehen werden, ein Hinweis für den ich Sascha Seiler sehr danke.
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Miles (1999), S. 220, zitiert nach Burroughs, The Ticket That Exploded.
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Djellaba = lang wallendes Gewand (Tunika), das einfarbig oder dezent gestreift von Männern und bunt gemustert von Frauen getragen wird.
Literatur
Burroughs, William S. (1962): The Ticket That Exploded. Paris: Olympia Press.
Burroughs, William S. (1978): Naked Lunch [engl. 1959], in: I. Junkie/Auf der Suche nach Yage/Naked Lunch/Nova Express. Hg. und übers. von Carl Weissner, Frankfurt a. M.: Zweitausendeins.
Deleuze, Gilles und Félix Guattari ([franz. 1980] 1992): Das Jahr Null. Die Erschaffung des Gesichts. In dies.: Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie. Übers. von Gabriele Ricke und Ronald Voullié, Berlin: Merve.
Fehlig, Ursula (41988): Kostümkunde. Leipzig: VEB Fachbuchverlag.
Groh, Thomas (2011): Naked Lunch (1991). In Marcus Stiglegger (Hg.): David Cronenberg. Berlin: Bertz + Fischer, 207–211.
Kafka, Franz ([1912] 1995): Die Verwandlung. In: Die Verwandlung und andere Erzählungen. Köln: Könemann.
Lindwedel, Martin (2011): Vom Text zum Bild. David Cronenberg und die Literatur. In Marcus Stiglegger (Hg.): David Cronenberg. Berlin: Bertz + Fischer, 57–73.
Miles, Barry ([engl. 1993] 1999): William S. Burroughs. Übers. von Udo und Esther Breger, Berlin: Ullstein.
Runkel, Gunter (2003): Das Spiel in der Gesellschaft. Münster: LIT (Soziologie: Forschung und Wissenschaft 3).
Said, Edward W. ([engl. 1978] 52009): Orientalismus. Übers. von Hans Günter Holl, Frankfurt a. M.: Fischer.
Stiglegger, Marcus (2015): Mythische Räume im Film. In Silke Martin und Anke Steinborn (Hgg.): Orte. Nicht-Orte. Ab-Orte. Mediale Verortungen des Dazwischen. Marburg: Schüren, 87–100.
Film
Naked Lunch. Kanada/UK/Japan 1991. Regie: David Cronenberg.
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Steinborn, A. (2019). Der mythische Raum als ‚Interzone‘ der transtextuellen Entblößung. In: Stiglegger, M., Escher, A. (eds) Mediale Topographien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23008-1_8
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