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Option für die Armen. Beobachtungen zum Weg von Leonardo Boff

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Book cover Multipolarität und bipolare Konfrontationen

Part of the book series: Transatlantische Beziehungen ((TRANSBE))

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Zusammenfassung

Der brasilianische Franziskaner Leonardo Boff, neben dem Peruaner Gustavo Gutiérrez Hauptvertreter der Lateinamerikanischen Theologie der Befreiung, wurde zwischen 1984 und 1986 weltweit bekannt durch seinen Konflikt mit dem Vatikan in Gestalt Joseph Ratzingers, des Präfekten der Glaubenskongregation und späteren Papstes Benedikt XVI. Vor dem Hintergrund der sozialen Probleme zumal Brasiliens knüpfte Boff am Kirchenverständnis des II. Vatikanischen Konzils an und entwarf eine radikale Kirchenreform „von unten“, die aber von der Glaubenskongregation entschieden verworfen wurde. Die heutige Analyse der damaligen Auseinandersetzung Ratzinger-Boff lässt tiefe Differenzen im Wirklichkeitsverständnis wie in der Glaubensauffassung erkennen, die bis in die jeweilige Persönlichkeitsstruktur reichen. Der ungelöste Konflikt führte Boff zur Ausweitung des Begriffs Befreiung auf die Erde und die gesamte Schöpfung. Vorbild war ihm dafür Franz von Assisi, der im ersten lateinamerikanischen Papst Franziskus einen aktuellen Propheten findet.

Der folgende Beitrag ist eine erheblich erweiterte Fassung des gleichnamigen Artikels, der zuerst in Stimmen der Zeit 12/2013, 806–816, erschien. Eine frühere Arbeit des Vf. über „Mystagogie in der Theologie der Befreiung (Leonardo Boff)“ erschien in Fischer (1986, S. 122–134).

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Artikel in Stimmen der Zeit (10/2012, S. 655 ff.).

  2. 2.

    Die „vorrangige Option für die Armen“ als pastorale Leitlinie beschloss nach dem Konzil der lateinamerikanische Bischofsrat (CELAM) in Medellin (1968) und Puebla (1979) mit päpstlicher Billigung.

  3. 3.

    Boff (2002, S. 174).

  4. 4.

    Boff (2002, S. 177).

  5. 5.

    Freire und Betto (1986, S. 30 ff.); Metz (Vorwort) und Gutiérrez erörtern die frühe Dependenztheorie (Gutiérrez 1976, S. 77 ff.). Ihre Verdrängung durch „Globalisierung“ im Namen von Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit, ihre Erneuerbarkeit zeigen Duchrow und Hinkelammert (2005), Kap. VI.

  6. 6.

    Mithilfe der ausdrücklich erwähnten „harten“ Marx-Kritik des französischen Jesuiten Calvez (1970).

  7. 7.

    Illich (1978), Kap. III; Illich (1996, S. 41–48, 75–89).

  8. 8.

    Boff (2001, S. 76–80).

  9. 9.

    Vgl. für das Folgende v. a. Boff (1990).

  10. 10.

    Dazu Boff (1980a, 1980b).

  11. 11.

    Die MISEREOR-Hungertücher bezeugen die geistliche Produktivität der Bibellesung in Gemeinden armer Länder.

  12. 12.

    Metz (1997, 1980); Unfried (2013, S. 38 f.) (Buchempfehlung).

  13. 13.

    Der Vatikan hatte ja schon etliche durch Laien begründete „Neue Geistliche Gemeinschaften“ anerkannt.

  14. 14.

    Boff im Interview, Burneleit und Zedtwitz (2001, S. 1–3).

  15. 15.

    Ratzinger (1970, S. 99). Das Konzil jedoch sah mehr auf Gottes „Zeichen der Zeit“: Konstitution Kirche in der Welt von heute, Nr. 4.11.38.40.42.44.

  16. 16.

    Augustinus: Vor der ewigen Seligkeit ist irdisches Glück nur „Elend“ (miseria – De civ. Dei XIX,10). Ratzingers Position fußt wesentlich auf der augustinischen Geschichtstheologie mit der Differenz von civitas Dei und civitas terrena.

  17. 17.

    Benedikt XVI. (2016, S. 176).

  18. 18.

    Ratzinger (1998b, S. 156). Ratzinger ergänzte später, „bestimmte“ Befreiungstheologien hätten Gottes Reich durch rasche Herrschaftswechsel forcieren wollen (Peters 1999, S.  88). Dieses Projekt expressis verbis konnte ich in Boffs Schriften, soweit mir bekannt, nicht finden. Der Kardinal beließ es bei dieser vagen Anschuldigung.

  19. 19.

    Ratzinger (2004, S. 93 f.) Die unblutige Revolution der ‚Straße‘ in der DDR, gestützt von vielen evangelischen Christen, geht in Ratzingers Überlegungen nicht ein.

  20. 20.

    Boff (2013, S. 112 f.).

  21. 21.

    Vorwort zu Gutiérrez (1976).

  22. 22.

    Boff (1982, S. 62–65).

  23. 23.

    Vgl. Peters (1999, S. 50–55); zu Ratzingers Sicht kritisch: Fischer (2008, S. 189–196).

  24. 24.

    Hegel (1989), Einleitung.

  25. 25.

    Vgl. Schaff (1970), Teil III. Schaff unternahm es in diesem Rahmen auch, den katholischen Philosophen Gabriel Marcel zu widerlegen.

  26. 26.

    Coreth (1994, S. 190).

  27. 27.

    Gutiérrez (1976), II, 3. Kap. IV, 1. Kap.

  28. 28.

    Gutiérrez (1976, S. 246).

  29. 29.

    Boff (1990, S. 140 f.).

  30. 30.

    Boff (2001, S. 89–105).

  31. 31.

    Maaßen (2017, S. 29).

  32. 32.

    Peters (1999, S. 51). So auch die Sicht seines Lehrers Karl Rahner (Grund für den Dissens mit H.U. v. Balthasar).

  33. 33.

    Peters (1999), S. 22, 52 f).

  34. 34.

    Ratzinger selbst teilt mit, er habe in seiner Tübinger Zeit „das grausame Antlitz dieser atheistischen Frömmigkeit unverhüllt gesehen“, auch „die Zerstörung der Theologie“ durch den „marxistischen Messianismus“: (1998a, S. 139, 150). Boff selbst, tief berührt vom Herzen des hl. Franz (s. u.), lobte die „Herzlichkeit“ von Papst Johannes Paul II. bei dessen Brasilien-Reise 1980, wo er eine „außergewöhnliche Sensibilität für das Drama der Armen“ bewiesen habe (1982, S. 24 f.). So war, 4 Jahre später, das vom Papst gebilligte römische Verfahren gegen ihn eine schockartige Enttäuschung und verriet auf der Gegenseite einen Mangel an „Herz“, ja an Inkarnation.

  35. 35.

    Peters (1999, S. 57 f., 81, 88).

  36. 36.

    von Galli (1977), Kap.: „Armut – die Zukunft der Kirche“.

  37. 37.

    „Schönheit“ meint Bildung, Kultur, Rechtsordnung, gutes Gesundheits- u. Sozialsystem. Die Massendemonstrationen im Sommer 2013 meldeten diesen Hunger der regierenden Arbeiterpartei (Boff: Internet-Kolumne vom 05.07.2013).

  38. 38.

    La Croix vom 14./15. Mai 2011: Où en est la théologie de la libération?, p.13. In seiner Gastvorlesung SS 2001 an der Ev.-Theol.Fakultät Heidelberg stellte Boff die Befreiungstheologie in ähnlich erweitertem Begriff vor.

  39. 39.

    Löhr und Moltmann (2016, S. 95).

  40. 40.

    Boff (1976, S. 45).

  41. 41.

    Dt. Übersetzung des Originaltitels: „Das Christentum. Das Minimum vom Minimum“.

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Fischer, K.P. (2019). Option für die Armen. Beobachtungen zum Weg von Leonardo Boff. In: Schössler, D., Plathow, M. (eds) Multipolarität und bipolare Konfrontationen. Transatlantische Beziehungen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22927-6_8

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