Skip to main content

Protest – Pop?

Eine praxissoziologische Verhältnisbestimmung am Beispiel der NDW in Hagen

  • Chapter
  • First Online:
Die Praxis der Popmusik
  • 2076 Accesses

Zusammenfassung

Im Rahmen der Genese der Praxisformation des Rock und Pop zu Beginn der 1960er Jahre wird der musikalischen Praxis der Zeit immer auch ein protesthafter Charakter diagnostiziert. Auf Grund der allzu augenscheinlichen und im Angesicht von Jimi Hendrix oder Janis Joplin nur schwer zu leugnenden antiautoritären Note der Praktiken des Rock und Pop der 1960er Jahre gilt jedoch Protest bis heute zumeist unhinterfragt als Bestandteil des Musikmachens vor allem, aber nicht nur der jungen Generation. Verknüpft wird dies sowohl in der Musikwissenschaft, als auch in der Soziologie gerne und vorschnell mit den affizierenden Praxiselementen populärer Musik, die das Lebensgefühl und somit das Ziel der Auflehnung während des Musik Erlebnisses spürbar werden lassen. Doch was genau ist das Affektive populärer Musik und in wie weit spielt es überhaupt eine Rolle für den Anteil von Protestelementen von popmusikalischer Praxis? Zur Klärung dieser und anknüpfender Fragen wird ein Forschungsprogramm vorgestellt, das am Beispiel der Neuformierung der Praxisformation des Rock und Pop im Rahmen der Neuen Deutschen Welle mit einer diskursanalytisch informierten Soziologie der Praxis bezüglich des Affekts ontologische Anleihen bei Massumi macht, dessen Affektbegriff jedoch in der Tradition von Grossberg und Clough empirisch wendet und ihn mit Anleihen bei Stähelis Konzept des Kollektiven an einer Soziologie des popmusikalischen Protests ausprobiert. Dabei werden anhand erster Auswertungen empirischen Materials Fragen zum Verhältnis von neuer deutscher Popmusik der 1980er Jahre und den Anteilen antiautoritärem, emanzipativem oder ironischem Protest praxissoziologisch geklärt. So werden nicht nur die schwierige Nähe der soziologischen Auseinandersetzung mit Protest-Pop zur subjekt- und erfahrungsorientierten Emotionssoziologie überwunden und die Potentiale einer diskursorientierten Soziologie der Praxis deutlich, sondern auch über eine vergleichende Perspektive bezüglich der Genese der Rockformation und deren Neuformierung während der 1980er Jahre allgemeine Aussagen zum Verhältnis von Popmusik und Protest formuliert.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 34.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Giloth, Mathias, und Wolfgang Wanders. 2018: Offizielle deutsche Charts. https://www.offiziellecharts.de/charts/single-jahr/for-date-1982. Zugegriffen: 14. April 2018.

  2. 2.

    Song: Ein Jahr (Es geht voran), Künstler: Fehlfarben, Album: Monarchie und Alltag, ersch. 1980, Label: Welt-Rekord.

  3. 3.

    Song: Komm nach Hagen, Künstler: Extrabreit, Album: Die Rückkehr der Fantastischen 5! Format: Vinyl, ersch. 1982, Label: Metronome.

  4. 4.

    Single Auskopplung Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah) (2006) aus dem 3. Album Aufstand im Schlaraffenland, erschienen bei Island Records.

  5. 5.

    Durch global orientierte verstärkte mediale Aufmerksamkeit scheint es zwar, als träte momentan eine Revitalisierung performativen Protests auf den Plan, trotz der von StaBu deklarierten „partizipatorischen Revolution“ treten im Rahmen der sogenannten „unkonventionellen politischen Beteiligung“ jedoch vor allem Unterschriftensammlungen und klassische Demonstrationen verstärkt auf (vgl. Statistisches Bundesamt 2016, S. 403).

  6. 6.

    Man darf nicht den Fehler begehen, das ganze funktionalistisch zu denken. Auch bei Stäheli werden Infrastrukturen des Kollektiven nicht vom menschlichen Akteur willentlich hergestellt und können zwar oft genau das hervorbringen, was Körper affiziert, wie z. B. im Fußballstadion. Zum Teil ereignen sich aber auch komplett andere Praktiken, die in der Verkettung zu neuen und völlig anderen Praxisformen führen.

Literatur

  • Baacke, Dieter. 1998. Jugend und Jugendkulturen. Darstellung und Deutung. Weinheim: Juventa.

    Google Scholar 

  • Clarke, John, und Axel Honneth, Hrsg. 1979. Jugendkultur als Widerstand: Milieus, Rituale, Provokationen. Frankfurt a. M.: Syndikat.

    Google Scholar 

  • Clough, Patricia T. 2010. The affective turn. Political economy, biomedia, and bodies. In The affect theory reader, Hrsg. Melissa Gregg und Gregory J. Seigworth, 206–225. Durham: Duke University Press.

    Google Scholar 

  • Daniel, Anna, Frank Hillebrandt, und Franka Schäfer. 2015. Forever Young? Die besondere Dynamik der Praxisformation des Rock und Pop. In Routinen der Krise – Krise der Routinen. Verhandlungen des 37. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Trier 2014, Hrsg. Stephan Lessenich. o.O.

    Google Scholar 

  • Daniel, Anna. 2018. Die Do-It-Yourself-Kultur im Punk – Subkultur, Counterculture oder alternative Ökonomie? In Kultur – Interdisziplinäre Zugänge, Hrsg. Hubertus Busche, Thomas Heinze, Frank Hillebrandt, und Franka Schäfer, 203–228. Wiesbaden: Springer VS.

    Chapter  Google Scholar 

  • Deleuze, Gilles, und Felix Guattari. 1993. Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie. Berlin: Merve.

    Google Scholar 

  • Dietz, Hella. 2015. Polnischer Protest. Zur pragmatistischen Fundierung von Theorien sozialen Wandels. Frankfurt a. M.: Campus.

    Google Scholar 

  • Flür, Wolfgang. 2004. Ich war ein Roboter. Köln: VGS Verlag.

    Google Scholar 

  • Franke, Ulrich, und Kaspar Schiltz. 2013. “They Don’t Really Care About Us!” On political worldviews in popular music. International Studies Perspectives 14 (1): 39–55.

    Article  Google Scholar 

  • Foucault, Michel. 2003. Die Bühne der Philosophie. In Dits et Ecrits, Bd. 3, Hrsg. Daniel Defert und François Ewald. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Groos, Ulrike. 2002. Zurück zum Beton. Düsseldorf: König Verlag.

    Google Scholar 

  • Grossberg, Lawrence. 2010. Affect’s future: Rediscovering the virutal in the actual. In The affect theory reader, Hrsg. Melissa Gregg und Gregory J. Seigworth, 309–338. Berlin: Merve.

    Google Scholar 

  • Grosskurt, Kurt. Die Exrabreit-Story. Teil 04. http://www.die-breiten.de/story/teil04.html. Zugegriffen: 18. Dez. 2017.

  • Havaii, Kai. 2017. „Hart wie Marmelade – Erinnerungen eines Wahnsinnigen“. Essen: Klartext.

    Google Scholar 

  • Hebdige, Dick. 1979. Subculture. The meaning of style. London: Routledge.

    Google Scholar 

  • Hebdige, Dick. 1983. Subculture. Die Bedeutung von Stil. In Schocker. Stile und Moden der Subkultur, Hrsg. Dieter Dietriechsen, Dick Hebdige, und Olaph-Danke Marx, 22. Reinbek: Rowohlt. (Deutsche Übersetzung).

    Google Scholar 

  • Hillebrandt, Frank. 2016. Die Soziologie der Praxis als poststrukturalistischer Materialismus. In Praxistheorie. Ein Forschungsprogramm, Hrsg. Hilmar Schäfer, 71–94. Bielefeld: Transcript.

    Google Scholar 

  • Hornberger, Barbara. 2014. Geschichte wird gemacht. Eine kulturpoetische Untersuchung von ‚Ein Jahr (Es geht voran)‘. In Geschichte wird gemacht. Zur Historiographie populärer Musik, Hrsg. Dietrich Helms und Thomas Phleps, 77–99. Bielefeld: Transcript.

    Google Scholar 

  • Kleinkrieg, Stefan. 2006. Kleinkrieg.com – Betrachtungen eines Mittleren Charakters. http://www.kleinkrieg.com/blog/?page_id=59. Zugegriffen: 5. Juni 2018.

  • Latour, Bruno, und Gustav Roßler. 2007. Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie, 1. Aufl. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Maase, Kaspar. 2010. Was macht Populärkultur politisch?. Wiesbaden: Springer VS.

    Book  Google Scholar 

  • Massumi, Brian. 2010. Ontomacht. Kunst Affekt und das Ereignis des Politischen. Berlin: Merve.

    Google Scholar 

  • Marx, Karl. 1976 [1844]. Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. In Karl Marx/Friedrich Engels – Werke, 378–391. Berlin: Dietz.

    Google Scholar 

  • Reckwitz, Andreas. 2003. Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken: Eine sozialtheoretische Perspektive. Zeitschrift für Soziologie 32 (4): 282–301.

    Article  Google Scholar 

  • Rucht, Dieter. 2005. Soziale Bewegungen. In Lexikon der Politikwissenschaft, 3. aktualisierte und erweiterte Aufl., Hrsg. Dieter Nohlen und Rainer-Olaf Schultze, 902–905. München: C.H. Beck.

    Google Scholar 

  • Schäfer, Franka. 2018. Protestkultur im Diskursgewimmel – eine diskurstheoretische Erweiterung praxissoziologischer Protestkulturforschung. In Kultur – Interdisziplinäre Zugänge, Hrsg. Hubertus Busche, Thomas Heinze, Frank Hillebrandt, und Franka Schäfer, 127–151. Wiesbaden: Springer VS.

    Chapter  Google Scholar 

  • Schäfer, Franka, und Anna Daniel. 2015. Zur Notwendigkeit einer praxissoziologischen Methodendiskussion. In Methoden einer Soziologie der Praxis, Hrsg. Franka Schäfer, Anna Daniel, und Frank Hillebrandt, 37–58. Bielefeld: transcript.

    Chapter  Google Scholar 

  • Schneider, Frank A. 2008. Als die Welt noch unterging: von Punk zu NDW. Mainz: Ventil.

    Google Scholar 

  • Siegfried, Detlef. 2008. Sound der Revolte. Studien zur Kulturrevolution um 1968. Weinheim: Juventa.

    Google Scholar 

  • Stäheli, Urs. 2012. Infrastrukturen des Sozialen. Alte Medien – neue Kollektive? Zeitschrift für Medien und Kulturforschung 2:99–116.

    Google Scholar 

  • Statistisches Bundesamt, Hrsg. 2016. Datenreport 2016: Sozialbericht für Deutschland, Kapitel 13: Demokratie und politische Partizipation. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Datenreport/Downloads/Datenreport2016Kap13.pdf?__blob=publicationFile. Zugegriffen: 5. Jan. 2017.

  • Villa, Paula-Irene et al. 2012. Banale Kämpfe? In Perspektiven auf Populärkultur und Geschlecht. Eine Einleitung. Banale Kämpfe? Perspektiven auf Populärkultur und Geschlecht, Hrsg. Paula-Irene Villa, Ralf Steckert, Nadine Sanitter, Zara S. Pfeiffer, und Julia Jäckel, 7–22. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Franka Schäfer .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Schäfer, F. (2019). Protest – Pop?. In: Daniel, A., Hillebrandt, F. (eds) Die Praxis der Popmusik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22714-2_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-22714-2_6

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-22713-5

  • Online ISBN: 978-3-658-22714-2

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics