Zusammenfassung
Die dänische Konsensdemokratie, die fortschrittliche Wirtschafts-, Lohn- und Arbeitsmarktpolitik sowie der umfassende und universale dänische Wohlfahrtsstaat werden von vielen als Vorbild gesehen. Zu Recht? Das Buch zeigt auf, welche konkreten politischen Besonderheiten es tatsächlich gibt (negativer Parlamentarismus, Konsenskultur, kompetitiver Egalitarismus, Flexicurity, starker Fokus auf sozialen Investitionen), spart aber auch die Veränderungen, Schattenseiten und Probleme des Dänischen Modells nicht aus (Hire and Fire-Praktiken, Populismus, Performanz-Probleme in der Gesundheitsversorgung, Aushöhlung von Flexicurity durch Privatisierung von Arbeitsmarktrisiken, Deuniversalisierung). Vor dem Hintergrund einer ländervergleichenden Betrachtung ist das Fazit des Buches, dass Politik in Dänemark weiter egalitär und konsensual, aber nur noch eingeschränkt universal(istisch) ist. Außerdem wird deutlich, dass Policy-Learning – also die Übertragung bestimmter Politiken auf andere Länder – angesichts einer Vielzahl kontingenter Entwicklungen nur bedingt realistisch ist. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Ziel, Ansatz und Struktur des Buches.
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Notes
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So werden 20US$ Mindestlohn, die 33 Stunden-Woche und kostenlose Kinderbetreuung aufgezählt. Es gibt jedoch keinen generellen Mindestlohn, es gilt die 37 Stunden-Woche, Kinderbetreuung ist subventioniert; nicht kostenlos.
- 2.
Ein Buch, das den Enthusiasmus für den universalen dänischen Wohlfahrtsstaat besonders gut illustriert und auch auf ökonomische Kritik eingeht, ist von Svendsen und Svendsen (2016). Liest man die Einleitung, könnte man den Eindruck bekommen, es habe keine Privatisierung und Kürzungen gegeben. Natürlich gibt es auch nüchternere empirische Bestandsaufnahmen, die ich im Verlaufe dieses Buches auch würdigen werde.
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Damit ist gemeint, dass eine Person oder eine Partei wohlfahrtsstaatliche Leistungen unterstützt, aber bestimmte – meist direkt oder indirekt ethnisch definierte – Gruppen ausschließen möchte. Wie im weiteren Verlauf dieses Buches deutlich wird, wird vor allem (aber nicht nur) der Dänischen Volkspartei Wohlfahrtsstaatschauvinismus vorgeworfen.
Literatur
Armingeon, Klaus, Virginia Wenger, Fiona Wiedemeier, Christian Isler, Laura Knöpfel, David Weisstanner, und Sarah Engler. 2017. Comparative Political Data Set 1960-2015. Bern: Institut für Politikwissenschaft, Universität Bern.
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Coley, Nathan. 2017. The Same for Everyone. Installation von Nathan Coley, vor dem Rathaus in Aarhus im Rahmen des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2017. Genehmigt von Ib Christensen (i. A. der Stadt Aarhus). Foto: Alexander Horn.
Förster, Christian, Josef Schmid und Nicolas Trick. 2014. Die nordischen Länder. Politik in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden. Wiesbaden: Springer VS.
Jahn, Detlef. 2006. Einführung in die Vergleichende Politikwissenschaft. Wiesbaden: Springer VS.
Jochem, Sven. 2012. Die politischen Systeme Skandinaviens. Der skandinavische Weg der Demokratie. Springer VS: Wiesbaden.
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Svendsen, Gunnar Lind Haase und Gert Tinggaard Svendsen. 2016. Trust, social capital and the Scandinavian welfare state. Explaining the flight of the bumblebee. Cheltenham: Edward Elgar Publishing.
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Horn, A. (2019). Einleitung: Nordische Mythologie? Ziele, Ansatz und Struktur des Buches. In: Das politische System Dänemarks. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22550-6_1
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