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Etablierten-Außenseiter-Beziehungen im Ankunftsstadtteil Dortmunder Nordstadt

Eine qualitative Analyse der Konstruktion von sozialen Problemgruppen im Rahmen des Zuzugs von EU-2-Zugewanderten

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Die Problematisierung sozialer Gruppen in Staat und Gesellschaft

Zusammenfassung

Etablierten-Außenseiter-Beziehungen lassen sich nicht bloß zwischen Autochthonen und Allochthonen beobachten. Auch innerhalb der diversen Gruppen von Zugewanderten finden sich problematisierende Zuschreibungen, negative Wir-Bilder und ausgrenzende Praktiken gegenüber als randständig wahrgenommenen sozialen Gruppen. Am Beispiel der Dortmunder Nordstadt als Ankunftsstadtteil, der eine hohe kulturelle Pluralität und Fluktuation aufweist, spüren die beiden Autorinnen solchen Figurationen zwischen etablierten Türkeistämmigen und im Zuge der EU-2-Erweiterung neu zugewanderten Migrant*innen aus Bulgarien und Rumänien nach. Das Modell von Elias und Scotson wird dabei als fruchtbare Heuristik, um die Konstruktion und Wandelbarkeit sozialer Problemgruppen in den Blick zu nehmen, herausgearbeitet.

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Notes

  1. 1.

    Die Daten wurden im Rahmen eines von Ludger Pries und Sebastian Kurtenbach von Oktober 2014 bis Juli 2015 durchgeführten Bachelor-Empiriemoduls „Transnationale Migration und lokale Vielfalt – das Beispiel der Dortmunder Nordstadt“ an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum sowie der Masterarbeit der Erstautorin erhoben. Den Studierenden des Empiriemoduls, die ihre Daten zur Verfügung gestellt haben, sowie Ludger Pries und Sebastian Kurtenbach, die die Projekte begleitet haben, sei hier herzlich gedankt. Ein großes Dankeschön sei auch allen interviewten Bewohner*innen und übersetzend tätigen Sozialarbeiter*innen ausgesprochen, die mit ihrer Unterstützung die vorliegende Arbeit erst möglich gemacht haben.

  2. 2.

    In den theoretischen Erläuterungen der Konzepte von Elias und Scotson wird das Gendern zurückgestellt.

  3. 3.

    Für einen Überblick zu den Charakteristika von Ankunftsstadtteilen vgl. Kurtenbach (2013).

  4. 4.

    Die Heterogenität der Gruppe spiegelt sich auch in den verwendeten Kategorisierungen wider. In Deutschland vertreten Interessenverbände häufig Sinti und Roma (vgl. bspw. Zentralrat Deutscher Sinti und Roma). Auch einige Studien greifen die Bezeichnung auf (vgl. Brücker et al. 2013, S. 2, 10).

  5. 5.

    Da in Wanderungsstatistiken der EU-Staaten keine ethnischen Gruppen, wie zum Beispiel Roma, ausgewiesen werden, liegen jedoch keine konkreten Daten zum Anteil der nach Deutschland zugewanderten Roma vor (vgl. Brücker et al. 2013, S. 2, 10).

  6. 6.

    End (2013, S. 13) definiert Antiziganismus als „ein historisch gewachsenes und sich selbst stabilisierendes soziales Phänomen […], das eine homogenisierende und essentialisierende Wahrnehmung und Darstellung bestimmter sozialer Gruppen und Individuen unter dem Stigma ‚Zigeuner‘ oder anderer verwandter Bezeichnungen, eine damit verbundene Zuschreibung spezifischer devianter Eigenschaften an die so Stigmatisierten sowie vor diesem Hintergrund entstehende, diskriminierende soziale Strukturen und gewaltförmige Praxen umfasst“ (vgl. Scherr & Sachs in diesem Band).

  7. 7.

    Die Analyse und die bereits angedeutete Komplexität der Etablierten-Außenseiter-Figuration in Ankunftsgebieten zeigt, dass beide hier vorgestellten Gruppen sowohl Problematisierende als auch Problematisierte sind und sich dies in der individuellen Wahrnehmung und Handlungspraxis unterschiedlich stark niederschlägt. Dass Türkeistämmige hier als Problematisierende und die EU-2-Zugewanderten als Problematisierte bezeichnet werden, resultiert aus dem gewählten Analysefokus und ist nicht als essentialisierende Zuschreibung aufzufassen.

  8. 8.

    Die Angaben der Interviewpartner*innen wurden anonymisiert. Die Namen sind Pseudonyme, die basierend auf dem Herkunftsland der Personen gewählt wurden.

  9. 9.

    Im Rahmen der von Ines Gottschalk (vgl. 2016) in ihrer Masterarbeit vorgenommenen Analyse, für die die Daten unter anderem erhoben wurden, wird als Grund für die kollektive Kategorisierung als Bulgaren zum einen die Versuche türkischsprachiger Roma aus Bulgarien, sich als Türk*innen auszugeben, angeführt. Zum anderen wird ein in der Historie begründet liegendes Spannungsverhältnis zwischen Bulgarien und der Türkei, welches auch in der Migrationssituation weiterbesteht und sich im lokalen Beziehungsgefüge im Ankunftsland widerspiegelt, herausgearbeitet.

  10. 10.

    Auch Ceylan (vgl. Ceylan 2012) arbeitet die Bedeutung der relationalen Dauer in seiner in Duisburg Hochfeld durchgeführten Studie zur lokalen Etablierten-Außenseiter-Beziehung nach dem Zuzug von EU-2-Zugewanderten heraus.

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Gottschalk, I., Tepeli, D.A. (2019). Etablierten-Außenseiter-Beziehungen im Ankunftsstadtteil Dortmunder Nordstadt. In: Negnal, D. (eds) Die Problematisierung sozialer Gruppen in Staat und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22442-4_4

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