Zusammenfassung
Meritokratische Gesellschaften wenden das Leistungsprinzip als Garant und Gradmesser für gerechte Verteilung an. Die damit verbundene Chancengleichheitsannahme wird aber nicht realisiert. Wir sprechen daher vom Mythos der Meritokratie und weisen auf vielfältige Probleme sozialer Ungleichheit, besonders auch auf die anhaltende Geschlechterungleichheit hin. In der Debatte über die Forderungen des WGBU sehen wir den dringenden Bedarf, die Agenda zu erweitern und die transformative Geschlechterpolitik mit zu berücksichtigen. Wir betrachten Arbeitsorganisationen als Orte und Treiber der Transformation und regen an, Organisationen als gesellschaftliche Einrichtungen zu verstehen, die eine Transformation in Richtung Geschlechterdemokratie, Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechtergleichstellung wirksam vorantreiben können.
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Bendl, R., Eberherr, H., Hofbauer, J. (2019). Magie der Meritokratie. Hindernisse transformativer Geschlechterpolitik in Organisationen. In: Luks, F. (eds) Chancen und Grenzen der Nachhaltigkeitstransformation . Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22438-7_11
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