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Auf den Spuren einer gender- und differenzreflexiven Didaktik – nicht nur in der Informatik

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Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre

Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag bewegt sich an der Schnittstelle von Erziehungswissenschaft, Fachkultur der Informatik und diversitätssensibler Didaktik. Lehrenden an Schulen und Hochschulen bietet er theoriegeleitete Reflexionsimpulse zur aktiven (Um-)Gestaltung fachbezogener Lehr-/Lernarrangements. Vor dem Hintergrund aktueller bildungspolitischer Debatten zu Gender und MINT (Abschn. 1) führt der Beitrag hierzu in ein (Abschn. 2) (de-)konstruktives und intersektionales Verständnis von Geschlecht und Differenz ein. Mithilfe eines Schaubildes für eine gender- und differenzreflexive Lehre (Abb. 1) wird die Bedeutung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen für institutionalisierte Bildung anhand mehrerer Referenzebenen – Struktur und Repräsentationsebene (Abschn. 3.1), institutionelle Ordnungen (Abschn. 3.2), soziales Handeln (Abschn. 3.3) – herausgestellt und deren Einfluss auf pädagogisches Handeln durch Modifikation des Didaktischen Dreiecks erläutert. Fachbezogene Möglichkeiten (Abschn. 4) zur Implementierung von Gender- und Differenzreflexivität werden abschließend mit Unterstützung der feministischen Analysedimensionen People in Science (Abschn. 4.1), Knowledge of Science (Abschn. 4.2) und Culture of Science (Abschn. 4.3) am Beispiel der Informatik skizziert. Innerhalb des Beitrags wird für kritisch-dekonstruktive Formen diversitätssensibler Lehre argumentiert, die die Mehrdimensionalität von Differenzkategorien sowie die Situierung von Lehrenden, Adressat*innen und Fach-Gegenständen ins Zentrum professionellen pädagogischen Handelns rücken.

Die Erklärung der Symbole aus Abb. 1 werden im Anhang am Ende des Kapitels näher erläutert.

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Notes

  1. 1.

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  2. 2.

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  3. 3.

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  4. 4.

    Aktuell sind nach wie vor lediglich 28 % aller Studienanfänger*innen in den MINT-Fächern Frauen*, wie der OECD Bericht verdeutlicht.

  5. 5.

    Im hiesigen Beitrag werden überwiegend die Begriffe Gender- und Differenzreflexivität verwendet und innerhalb des 3. Kapitels als spezifisches Verständnis von Gender- und Diversitykompetenz verhandelt. Damit wird betont, dass es der hiesigen Perspektive nicht lediglich um einen sensiblen oder kompetenten Umgang mit einer ‚vorzufindenden‘ Diversität geht, wie es zuweilen die Begriffe ‚Gender- und Diversitätssensibilität‘ suggerieren, sondern um die ‚Reflexion‘ jener Konstruktionsprozesse, die dazu beitragen, Differenzen herzustellen, relevant zu setzen und auf mehreren Ebenen zu reproduzieren. In Anlehnung an das hiesige Praxishandbuch wird der Begriff ‚diversitätssensibel‘ dennoch zu Beginn des Beitrags verwendet, um einen niederschwelligen begrifflichen Einstieg in das Thema zu ermöglichen.

  6. 6.

    Zu (hinter-)fragen ist in diesem Zusammenhang, ob der Zuwachs wirklich auf die Fördermaßnahmen zurückzuführen ist, oder ob dieser nicht doch primär ein vorübergehender (Marketing-)Effekt veränderter statistischer Zuordnungsverfahren sowie Ergebnis der zunehmenden Prekarisierung der Erwerbssphäre ist, innerhalb derer MINT-Berufe als relativ einkommenssicher gelten.

  7. 7.

    Im Jahr 2017 forderte das Bundesverfassungsgericht, dass die Möglichkeit eines positiven Geschlechtseintrages in das Geburtenregister auch für ein drittes Geschlecht ermöglicht werden muss. Neben männlich und weiblich würde dies eine weitere Bezeichnung, z. B. „inter“ oder „divers“, umfassen. Die Neuregelung soll bis Ende 2018 umgesetzt werden. Das Urteil bezieht sich nicht nur auf Intersexualität, sondern soll all jenen Personen die sich dauerhaft weder als Mann noch als Frau zuordnen, eine dritte Option – unabhängig von biologischen Kriterien – ermöglichen. Siehe hierzu etwa: http://dritte-option.de/juristische-zusammenfassung-und-knappe-erlaeuterung-der-entscheidung-des-bundesverfassungsgerichts-vom-10-10-2017-1-bvr-201916/. Zuletzt zugegriffen: 24. April 2018. Als intersexuell werden Personen bezeichnet, deren biologisches Geschlecht (auf mehreren Ebenen z. B. Chromosomen, Hormonen, Genitalien) nicht eindeutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zuzuordnen ist. Von der Medizin werden diese natürlichen Varianten des Seins jedoch nach wie vor pathologisiert und zu Syndromen erklärt, vgl. http://www.im-ev.de/, Zuletzt zugriffen am 11. Dezember 2017.

  8. 8.

    Der dynamische Begriff „Natio-Ethno-Kulturelle Zugehörigkeit“ wurde von Paul Mecheril (2002b) geprägt und beschreibt die diffuse Vermengung der Differenzkategorien Nation, Ethnizität und Kultur (zuweilen Religion) bei der interaktiven Reproduktion von Migrationsanderen (z. B. ‚die‘ homophoben Jungen mit türkischem Migrationshintergrund). In diesem Beitrag wird dadurch der Begriff ‚Race/Rasse‘ zu ersetzen versucht, da es keine ‚Menschenrassen‘ gibt, gleichwohl rassifizierende Differenzkonstruktionen existieren (vgl. Mecheril et al. 2010).

  9. 9.

    Der Begriff Cissexualität/Cisgender oder Zissexualität (präfix: diesseits) geht auf den deutschen Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch zurück (1991). Er bezeichnet im Gegensatz zu Trans* (Präfix: jenseits) in absichtsvoll verfremdender Weise jene Menschen, die eine Übereinstimmung des biologischen Geschlechts (sex) und der Geschlechtsidentität (gender) aufweisen (sogenannte Biomänner/-frauen).

  10. 10.

    Die Ebene der Psyche, die in Anlehnung an Judith Butler (2001) insbesondere bei der Ausbildung einer vergeschlechtlichten und sexuellen Identität der Reflexion bedarf, wird im Rahmen dieses Beitrags aufgrund der begrenzten Zeichenzahl nicht näher erläutert.

  11. 11.

    Der mit einem Augenzwinkern zu betrachtende Begriff der subjektivierungsreflexiven Subjektorientierung geht auf ein Doktorand*innenkolloquium an der Bergischen Universität Wuppertal im Sommersemester 2017 zurück. Mit diesem soll nicht per se die Orientierung an den in der Praxis ‚anzutreffenden‘ Lebens- und Existenzweisen (Individualität) aufgegeben werden, jedoch im Sinne einer reflexiven Schleife der Erkenntnis Rechnung getragen werden, dass Subjektivität und Individualität in Abhängigkeit zu Differenzkategorien und damit verbundenen Subjektivierungsprozessen innerhalb von Macht- und Herrschaftsverhältnissen (Differenz) zu betrachten sind durch die allgemeingültige Bildungsansprüche und formal geltende Bildungschancen (Universalimus) faktisch konterkariert werden, da sie die potenzielle Vielfalt an Subjektformationen normieren und normalisieren, was wiederum dazu führt, dass bestimmte Subjekte ungleich innerhalb von Bildungsräumen positioniert sind.

  12. 12.

    Angesprochen werden hier zwei dekonstruktive Theoriefiguren: 1) Der Begriff der ‚Subjektivation/Subjektivierung‘, der im Sinne einer Aktualisierung von Sozialisationstheorien gelesen werden kann (Hartmann 2015) und auf die Gleichursprünglichkeit von Diskurs(en) und Subjekt(formation) im Kontext der fortlaufenden Prozesse der Subjektwerdung verweist, wonach Diskurse Subjekte produzieren und umgekehrt, „indem sich diese über jene identifizieren und jene diese durchdringen“ (Hartmann 2015, S. 56). 2) Werden hier ebenfalls Fragen nach den Prozessen der Materialisierung, also dem Verhältnis von Diskurs und Materialität berührt, die im Rahmen dieses Beitrags nicht eingeholt werden können. Für einen Überblick zu dekonstruktiven Perspektiven auf Körper, Technik, Medialität, aber auch Institutionen und Praktiken sowie zu konzeptionellen Vorstellungen von Materialisierung im Sinne „von Einschreibung, Dispositiven, Ko-Konstruktionen und Vergegenständlichungen“ (Bath, Wahrig & Wedl 2017, S. 4) sei auf den Beitrag „Materialität dekonstruktiv begreifen“ von Corinna Bath, Bettina Wahrig und Juliette Wedl (2017) verwiesen.

  13. 13.

    Schwarz wird hier großgeschrieben, da der Begriff in diesem Zusammenhang als Selbstbezeichnung fungiert(e), die zum einen auf Selbstermächtigung zielt, sich zum anderen aber der – mit dem Begriff verbundenen – rassifizierenden Wirkmacht bewusst bleibt.

  14. 14.

    „Damit hat Gender keinen ‚genuinen Kern‘ mehr, der sich durch den Einfluss anderer Kategorien verändert, vielmehr wird Gender selbst als interdependente Kategorie gefasst, wobei hinzuzufügen wäre, dass dann auch Klasse oder Ethnizität als interdependente Kategorien konzeptualisiert werden müssen, sowie von interdependenten Geschlechterverhältnissen bzw. interdependenten Dominanzverhältnissen ausgegangen werden muss“ (Walgenbach 2007, S. 61).

  15. 15.

    Im hiesigen Beitrag wird einerseits der zentralen Einsicht Katharina Walgenbachs (2007) gefolgt, dass Gender bzw. Differenzkategorien als interdependente Kategorien zu denken sind, gleichwohl kann diesem Anspruch insbesondere bei den Ausführungen zu Geschlecht und Informatik (noch) nicht ungebrochen entsprochen werden. In Ergänzung und zuweilen in Kontrast zu Walgenbach wird ebenfalls der von Winker & Degele (2010) – leicht abgewandelten – Struktur von vier Differenzkategorien gefolgt, die zur Analyse von Struktur- und Repräsentationsebene vorgeschlagen werden (Körper, Klasse, Heteronormativität und ‚Race‘ (hier: Natio-Ethno-Kulturelle Zugehörigkeit in Anlehnung an Mecheril 2002b), um einerseits der Komplexität des Intersektionalitätsparadigmas sprachlich habhaft zu werden und andererseits, um darauf hinzuweisen, dass Intersektionalität spezifischer politischer und sozialer Bewegungen entstammt, die einen je eigenen historischen Hintergrund – mit gewissen Parallelen und Unterschieden – besitzen. Die vier verwendeten Differenzkategorien korrespondieren insofern mit den vier sozial-historischen Bezugspunkten des Intersektionalitätsparadigmas. Nach Bronner & Paulus (2017, S. 65 ff.) sind dies klassenbezogene, „rassen“ bezogene, geschlechtsbezogene sowie körperbezogene Bewegungen.

  16. 16.

    Indem von Subjektformationen und Identitätskonstruktionen die Rede ist, wird der poststrukturalistischen Erkenntnis entsprochen, dass Diskurse und Subjekte als gleichursprünglich betrachtet werden können.

  17. 17.

    Für die zahlreichen Rückmeldungen bei der Entwicklung des Schaubilds in Form einer (Land-)Karte und des dazugehörigen Kompasses, der im Rahmen dieses Beitrags nicht expliziert werden kann, danke ich insbesondere Franco Rau, Felix Broj sowie den Kolleg*innen des Praxislabors.

  18. 18.

    Der Begriff der (Land-)Karte wird hier nicht in einem engen geografischen Sinn verwendet, sondern als ein durch diagrammatische Darstellungsformen unterstütztes ‚Denkwerkzeug‘ verstanden mit deren Hilfe „abstrakte Verhältnisse erlebbar und darstellbar“ (Meyer, Meyer & Jansen 2018, S. 11) gemacht und Lernprozesse angeregt werden können (siehe hierzu auch den Begriff „Landkartendenken“, ebd.).

  19. 19.

    Abb. 1 kann in diesem Sinne als eine (intersektionale sowie fachbezogene) Modifikation der von zahlreichen Autor*innen (z. B. Winheller 2017) im Rekurs auf Kunert-Zier (2005) und das Genderkompetenzzentrum (www.genderkompetenz.info/)) vorgeschlagenen Definition von Gender- oder Diversitykompetenz (Wissen, Wollen, Können) verstanden werden. Dies stellt einen Versuch dar, die mit Genderkompetenz verbundenen gesellschaftlichen Bedingungen, die etwa bei Budde und Venth (2010) als Genderdimensionen bezeichnet werden (z. B. gesellschaftliche Kontexte, Praxiskontexte, Methodik und Didaktik sowie Adressat*innen), systematischer und vernetzter in ihrer Bedeutung für die Subjektbildung und für das professionelle pädagogische Handeln heuristisch zu erfassen. Die Mehrebenenanalyse nach Winker und Degele (2010) wird, wie etwa von Bronner & Paulus (2017) vorgeschlagen, damit zu einem Praxisinstrument, durch welches „subjektive Lebenslagen und Handlungsgründe sowohl von Sozialarbeitenden [Anm. d. Verf.: pädagogischen Fachkräften] als auch von Adressat_innen vertieft eruiert sowie mit gesellschaftlichen Ungleichheits- und Herrschaftsmechanismen komplex und widersprüchlich zusammenhängend erfasst und verstanden werden“ (Bronner & Paulus 2017, S. 101–102) können.

  20. 20.

    Herrschaftsverhältnisse werden hier in Anschluss an Foucault (2005) als spezifische Formen von Machtverhältnissen verstanden, in denen alternative Handlungsspielräume stark eingeschränkt – jedoch nicht unmöglich – sind.

  21. 21.

    Das gesetzliche Fehlen eines positiven Geschlechtseintrags für ein drittes Geschlecht, wie es bis zum Jahr 2017 bestand, kann beispielswiese als eine (Geschlechter-)Differenz stabilisierende institutionelle Ordnung bezeichnet werden, die faktisch zur Diskriminierung intergeschlechtlicher Personen führt.

  22. 22.

    Angesprochen sind damit z. B. institutionalisierte (Differenz-)Ordnungen auf diskursiver und materieller Ebene, wie etwa die Zweigeschlechtlichkeit und Dis/Ability dramatisierende und zugleich die Wechselwirkungen von Geschlecht und Behinderung dethematisierende Aufteilung in drei Toiletten innerhalb des öffentlichen Raums (Mann, Frau, Behinderte), die entsprechende Handlungen auf der Interaktionsebene provozieren, anleiten und stützen.

  23. 23.

    Wenn es gilt, institutionelle Ordnungen zu benennen und zu reflektieren, kann dies – im Sinne der Involviertheit – freilich am besten anhand der eigenen Organisation geschehen und inhaltlich ausgeführt werden; um die Dimension der institutionellen Ordnungen und Diskriminierungen nicht zu trivialisieren, darf jedoch nicht hierbei verharrt werden, da ansonsten die Gefahr besteht, (de-)privilegierende Mechanismen, die über die jeweilige Institution und Organisation hinausweisen, aber zugleich mit diesen verbundenen sind, zu übersehen (z. B. Deprivilegierungen im Übergang von Schule zu Studium/Beruf und von Studium zu Beruf). Umgekehrt bedeutet dies: Auch wenn das hiesige Schaubild sich überwiegend aus Erkenntnissen gender- und differenzreflexiver Schulpädagogik sowie Hochschuldidaktik generiert und auf die damit verbundenen Institutionen und Organisationen (Universitäten, Hochschulen und Schulen) bzw. Bereiche (Lehre, Forschung, Administration) ausgerichtet ist, gilt es, dieses an die theoretisch und faktisch relevanten Strukturen der jeweiligen Bezugsinstitution und realen Organisation anzupassen bzw. entsprechend zu modifizieren. So wären etwa bereits für den Schulkontext weitere Anpassungen notwendig, um z. B. „[i]nstitutionelle Prozesse, Zusammenarbeit mit Leitung, Kollegium, Eltern, Behörden (Kontextarbeit)“ (Grünewald-Huber & von Gunten 2009, S. 38) verstärkt in den Blick der Analyse zu rücken. Für die soziale Arbeit oder politische Bildung wären wiederum andere Modifikationen erforderlich.

  24. 24.

    Unter Rekurs auf den „Doing Difference Ansatz“ (West & Fenstermaker 1995) wird in Anschluss an Karin Bräu (2017) davon ausgegangen, „dass es im Blick auf die Herstellung und Institutionalisierung von Differenzordnungen gleiche oder ähnliche Mechanismen unabhängig von der im Fokus stehenden Differenzkategorie gibt“ (ebd., S. 106).

  25. 25.

    Zur formulierten Kritik an der ‚technologischen Suggestionskraft‘ des Kompetenzbegriffes siehe im Kontext interkultureller Kompetenz Mecheril (2002a). Für daran anschließende Kritiken am Beispiel aktueller Genderkompetenzmodelle sowie für das hier lediglich angerissene Verständnis von Kompetenz siehe Klenk & Langendorf 2016; Balzter et al. 2017; Kleiner & Klenk 2017; Balzter & Klenk 2018.

  26. 26.

    Selbstverständlich können in diesem Modell nicht alle wichtigen Ermöglichungs- und Verhinderungsbedingungen von Vermittlung beachtet werden. Lehrende sind damit aufgefordert, ihre eigenen (z. B. fachbezogenen) Erkenntnisse zu implementieren. Dadurch könnten etwa hochschuldidaktische Erkenntnisse zum Verhältnis von Prä-Konzepten der Lernenden und Fach-/Gegenstände Berücksichtigung finden, etc. Der um das Differenzreflexive Didaktische Dreieck gezogene Kreis ist dem folgend offen für weitere Akzentuierungen und Ergänzungen, die Lehre und Vermittlung in situationsspezifischer sowie struktureller Weise betreffen.

  27. 27.

    Diese drei Analyseebenen sind im Grunde nicht nur für die MINT-Fächer gedacht, sondern können und sollen auch auf weitere Fächer und Fachkulturen bezogen werden.

  28. 28.

    Die hiesige Pyramide entstand aus dem nach wie vor zentralen Elementen des Didaktischen Dreiecks mit einem Fokus auf hochschulische Lehrräume. Welches Verhältnis die hiesige Pyramide zu Michael Frankes und Andreas Gruschkas didaktischer Pyramide (Franke & Gruschka 1996) und der dort formulierten Kritik am Didaktischen Dreieck hätte, gilt es, in einem weiteren Beitrag zu erörtern.

  29. 29.

    Zu dem Begriff der contact zone siehe insbesondere Pratt (1991).

  30. 30.

    Im Rahmen dieses Beitrags werden primär Möglichkeiten und Grenzen gender- und differenzreflexiver Perspektiven in ihrer Bedeutung für die professionalisierte Lehrpraxis fokussiert. Strukturelle Barrieren sowie Maßnahmen zur Umgestaltung der Übergänge von Schule zu Beruf/Hochschule oder zur organisationalen Entwicklung und Umgestaltung von Informatikstudiengängen, die diesen Barrieren entgegenwirken sollen, können im Rahmen dieses Beitrags nicht dargestellt werden, gleichwohl diese eine zentrale Gelenkstelle sind, um gender- und differenzreflexive Erkenntnisse auf Ebene der Organisation und des Fachs nachhaltig zu verankern. Vor diesem Hintergrund soll daher zumindest auf ausgewählte Projekte zur Reflexion, Integration und Umgestaltung der MINT-Fächer (insbesondere der Informatik) aus einer gender- und differenzreflektierenden Perspektive verwiesen werden. Dies sind etwa die Projekte: „IGaDtools4MINT – Integration von Gender and Diversity in MINT-Studiengängen an Hochschulen“ (http://www.gdi.rwth-aachen.de/tools4mint; Leicht-Scholten & Schroeder 2014), das Zertifikatsprogramm „Gender Pro MINT“ (https://www.genderpromint-zifg.tu-berlin.de; Lucht 2017), das Projekt „InfoSphere – Schülerlabor Informatik“ (http://schuelerlabor.informatik.rwth-aachen.de/), das Projekt „Analyse von Studieninhalten und Modulordnungen einzelner Studiengänge in den MINT-Fächern hessischer Universitäten und Hochschulen und Erarbeitung eines Handbuches für die systematische und fachlichem Standard entsprechende Integration von Genderaspekten in die Lehre“ (www.gffz.de), das Projekt „Gender MINT“ an der Hochschule Hannover (siehe Götschel in diesem Band) sowie die Verbundprojekte zum Transfer von Genderwissen in die MINT-Fächer „GenderingMINT“ (http://www.genderingmint.uni-freiburg.de) und „GEWINN“: Gender. Wissen. Informatik. Netzwerk zum Forschungstransfer des interdisziplinären Wissens zu Gender und Informatik“ (https://www.gender-wissen-informatik.de, zuletzt zugriffen: 11. Dezember 2017.

  31. 31.

    http://www.finut.net/, zuletzt zugriffen:11. Dezember 2017.

  32. 32.

    Die hier im Rekurs auf Haraway dargelegte Perspektive erscheint anschlussfähig an das, was Euler (2005, S. 193) als ‚reflektierte Sachkompetenz‘ bezeichnet. Zentraler Bezugspunkt ist auch hier „die Sachlichkeit des Faches in Beziehung zu anderen Fächern und der historisch-sozialen Realität. Reflektierte Sachkompetenz als subjektives Prinzip der Bildung zeichnet eine Perspektive aus, die die Realität bestimmende wissenschaftlich-technische Realität mit den reflexiven Ansprüchen der Kultur auf eine immanente Weise subjektiv zu verbinden vermag“ (Kehren 2016, S. 193).

  33. 33.

    „Keller (1995) unterschied bei der transdisziplinären Analyse des fachimmanenten Wissens ‚Science of Gender‘ und ‚Gender in Science‘. Londa Schiebinger fasst diese beiden Stränge für den MINT Kontext in ‚Knowledge of Science‘ zusammen“ (Götschel 2017, S. 130; siehe ebenfalls Götschel in diesem Band).

  34. 34.

    Die folgenden Kapitel stellen eine Erweiterung der bereits in Huch/Lücke (2015) sowie Balzter, Klenk & Zitzelsberger (2017) erschienen Beiträge zur Informatik dar.

  35. 35.

    Siehe https://www.wired.de/collection/life/ilooklikeanengineer-macht-plakatwerbung-zur-kampagne-gegen-sexismus sowie http://www.gffz.de/lakof-projekt/faecher-studienbereiche/informatik/fachgeschichte -und-fachkulturen/vielfaeltige-informatik/, zuletzt zugegriffen: 24. April 2018.

  36. 36.

    http://www.informatik.uni-bremen.de/soteg/gerd/?action=modell, zuletzt zugegriffen: 11. Dezember 2017.

  37. 37.

    Siehe hierzu auch das Projekt Informattraktiv: http://dimeb.informatik.uni-bremen.de/informat traktiv/index.php, zuletzt zugegriffen: 11. Dezember 2017.

  38. 38.

    „Im DFG-Projekt Weltbilder in der Informatik wurden fachkulturelle Hintergründe für Ausprägungen des Studiums der Informatik an fünf Studienorten in Deutschland untersucht; dies gleichzeitig einmal zu Beginn des Studiums und ein anderes Mal nach zwei Jahren (keine Längsschnittstudie), was Rückschlüsse auf nicht thematisierte Prämissen und Verfahrenstraditionen im Studium erlaubt. Ziel war dabei, Ansatzpunkte zu finden, um mehr Informatik-Absolvierende dafür zu gewinnen, mehr Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, das Studium praxisrelevanter zu gestalten und so zur Verbesserung der Praxis der Software-Entwicklung beizutragen“ (Schinzel 2015, S. 118).

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Weiterführende Literatur

  • Zur weiterführenden Auseinandersetzung mit den Themen Gender, Diversity und MINT in Schule und Hochschule werden folgende Sammelbände mit fachbezogenen Beiträgen empfohlen:

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Correspondence to Florian Cristobal Klenk .

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Anhang

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Legende

figure aa
Karte für eine gender- und differenzreflexive Lehre

Die folgende Legende dient als theoriegeleitete Hilfestellung, um die Karte für eine gender- und differenzreflexive Lehre in ihren analytischen Bedeutungsdimensionen auf einer abstrakt deskriptiven Ebene zu verstehen. Aus diesem Ansatz heraus kann sie die angeführten Begriffe lediglich in sehr allgemeiner Art und Weise skizzieren und deren Relevanz sowohl für die pädagogische Theorie als auch Praxis nur andeuten, also weder in ihrer faktischen Komplexität, theoretischen Tiefe noch anhand (interdependenter) Differenzkategorien für bestimmte pädagogische Handlungsfelder präzisieren – letzteres geschieht am Beispiel des Geschlechts und im Hinblick auf die Lehrer*innenbildung in der Informatik im Beitrag.

Die praktische Aufgabe, die Bedeutung sozialer Ungleichheiten und (interdependenter) Differenzverhältnisse (z. B. Klasse, Heteronormativität, natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Dis-/ Ability) in Rekurs auf ausgewählte Referenzebenen (Makro-, Meso- und Mikroebene) innerhalb und für bestimmte pädagogische Handlungsfelder zu identifizieren wie auch zu konkretisieren, bleibt damit den geneigten Leser*innen überlassen, die diese Karte als heuristisches Werkzeug für eine gender- und differenzreflexive Lehre nutzen, modifizieren und erweitern möchten.

Erfahrungen aus der eigenen Lehrpraxis zeigten in diesem Zusammenhang, dass es Studierenden des Lehramtes und der Pädagogik nach einer angeleiteten Einarbeitungsphase durchaus gelang, mit der Karte präzisere Reflexionen über vertikale sowie horizontale Bildungsungleichheiten anzustellen, zumal die analytischen Unterscheidungen eine korrektive Wirkung entfalteten, die Studierende zum einen konkrete Ansatzpunkte für ihre mündlichen/ schriftlichen Beiträge lieferte und zum anderen vereinseitigenden Lesarten entgegenzuwirken vermochte – z. B. wenn Studierende in mündlichen Beiträgen ausschließlich die individuelle, didaktische Ebene fokussieren, dabei allerdings institutionelle und organisationale Interventionsmöglichkeiten oder strukturelle Grenzen vernachlässigten, oder wenn in Diskussionen der Eindruck der Unausweichlichkeit gesellschaftlicher Strukturen entstand, ein Blick auf die Ebene der sozialen Praktiken jedoch erneut dazu animierte, subversives Potenzial auf der Mikroebene ausfindig zu machen.

figure ab
Macht- und Herrschaftsverhältnisse

Das Begriffspaar Macht- und Herrschaftsverhältnisse wird in der Erziehungs und Sozialwissenschaft häufig als Umbrella Term zur Beschreibung sowohl horizontaler als auch vertikaler Formen sozialer Ungleichheit herangezogen. Macht und Herrschaft beziehen sich in diesem Verständnis auf alle drei Referenzebenen (Makro-, Meso- und Mikroebene), verlaufen faktisch quer zu diesen und reproduzieren sich auf je spezifische Weise über selbige sowie in Rekurs auf (interdependente) Differenzkategorien (siehe Kap. 2).

Bedingt durch die analytische Trennung in drei Referenzebenen und vier (strukturelle) Differenzkategorien (Klasse, Heteronormativität, natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Dis-/ Ability) – wie es in Anlehnung an die Mehrebenenanalyse (Winker & Degele 2009) als Praxisinstrument (Bronner & Paulus 2017) geschieht – können reale Formen sozialer Ungleichheit anhand exemplarischer gesellschaftlicher wie auch organisationaler Teilbereiche untersucht und existierende Asymmetrien zwischen sowie innerhalb von (interdependenten) Differenzkategorien hinsichtlich mehrerer Ebenen aufgezeigt und hinterfragt werden (siehe hierzu Kap. 3). In Anlehnung an die Gedanken des Philosophen Michel Foucault werden hierbei Herrschaftsverhältnisse als besonders verfestigte und erstarrte Formen von Machtverhältnissen aufgefasst, in denen alternative Handlungsspielräume stark limitiert – wenngleich nicht unmöglich – sind.

Eine kritisch-dekonstruktiven Pädagogik (Hartmann 2002; 2013; Balzter et al. 2017) geht davon aus, dass Erziehung und Bildung sowie Pädagogik als Disziplin selbst Teil von Macht- und Herrschaftsverhältnissen innerhalb globalisierter Zonen sind und damit ex- und implizit einen Beitrag zur Herstellung, Unterbrechung und/ oder Transformation sozialer Ungleichheiten leisten. Globalisierte Zonen stellen Astrid Messerschmidt (2007) zufolge „transnationale Orte kapitalistischer Vergesellschaftung [dar], die miteinander verbunden sind durch Produktion, Konsum und Zirkulation“ (Messerschmidt 2007, S. 1). Erziehung, Bildung und auch pädagogische Professionalität befinden sich resultierend daraus nicht in Opposition zu sozialen Ungleichheiten, sondern haben sich auf die jeweilige Epoche, die globalen, materiellen und diskursiven Bedingungen der Möglichkeiten von Pädagogik zu beziehen, um so den faktischen (Miss-)Erfolg des universalistischen Anspruchs auf Bildung an den realen gesellschaftlichen Verhältnissen zu evaluieren und ihr (selbst-)kritisches Vermögen an eben diesen zu schärfen (Gamm 2018: S.90) (siehe ebenfalls Kap. 2).

Makroebene

figure ac
Strukturebene

figure ad
Repräsentationsebene

Analytisch lassen sich Macht- und Herrschaftsverhältnisse auf der Makroebene als Verschränkung der Struktur- und Repräsentationsebene denken.

In Verweis auf die Strukturebene wird insbesondere auf materielle und soziale, in Verweis auf die Repräsentationsebene speziell auf diskursive und historische Verhältnisse aufmerksam gemacht, die zur (Re-)Produktion sozialer Ungleichheiten beitragen – faktisch sind beide Ebenen ineinander verschränkt und als Teile von Macht und Herrschaftsverhältnissen nicht auf die Makroebene zu reduzieren. Eine konsequente Differenzierung in rein materielle Bedingungen aufseiten der Strukturebene und rein diskursive Bedingungen aufseiten der Repräsentationsebene ist folglich – streng genommen – unmöglich: So können etwa Diskurse und Normen nicht ohne die konkreten historischen, materialistischen Verhältnisse gedacht werden; umgekehrt sind staatliche Regulierungen in Form von Gesetzen und Programmen zugleich selbst Teil von Diskursen.

In Anlehnung an kritische Bildungstheorie(n) und (de-)konstruktive Geschlechtertheorie(n) verweist das Attribut kritisch-dekonstruktiv vor diesem Hintergrund auf eine dialektische Betrachtungsweise von materiellen wie auch diskursiven Macht- und Herrschaftsverhältnissen, indem es daran erinnert, dass sowohl Struktur- als auch Repräsentationsebene spezifische Möglichkeiten zur Analyse horizontaler und vertikaler Ungleichheit offerieren, jeweils aber auch Grenzen aufzeigen.

Die Erfahrungen mit Studierenden an der Technischen Universität Darmstadt haben ans Licht gebracht, dass es ihnen in der Reflexion (interdependenter) Differenzverhältnissen zudem häufig leichter fällt, beide Ebenen im Blick zu behalten, wenn diese zunächst getrennt voneinander betrachtet und jeweils anhand gesellschaftlicher Teilbereiche spezifiziert werden, um auf diesem Wege der vorhandenen Komplexität von Macht- und Herrschaftsverhältnissen analytisch besser habhaft zu werden. Unter Strukturebene werden dementsprechend eher materielle (sozioökonomische Verhältnisse, Abhängigkeiten, Freiheiten und (über-) stattliche Regulierungen) gefasst, wohingegen unter der Repräsentationsebene vermehrt diskursive und symbolische (Diskurse und Normen, historische Entwicklungen sowie Dis-/ Kontinuitäten) Verhältnisse subsumiert werden (siehe ebenfalls Kap. 3.1).

figure ae
Sozioökonomische Verhältnisse und Ungleichheiten

Sozioökonomische Verhältnisse verweisen auf die Wechselbeziehung zwischen der jeweils aktuellen materialistischen Wirklichkeit und den mit dieser verbundenen (über-)staatlichen Sozialstrukturen (Rechte, Pflichten, und Freiheiten) innerhalb globalisierter Zonen. Angesprochen sind damit etwa Formen der internationalen Arbeitsteilung, ausbeuterische (Re-)Produktionsverhältnisse mit ungleicher Ressourcenverteilung und Entlohnung (z. B. im Care Sektor oder für Personen des globalen Südens, Nord-Süd-Gefälle etc.), die in Wechselbeziehung zu (interdependenten) Differenzkategorien stehen, sowie generelle Prozesse wirtschaftlicher und ökologischer Art mit Einfluss auf Umwelt und Mensch, z. B. die faktische Nicht Nachhaltigkeit durch Ausschöpfung natürlicher und menschlicher Ressourcen, das ökonomische Grundprinzip der kontinuierlichen Akkumulation von Kapital als scheinbar notwendige Voraussetzung von Gesellschaften, (Bildungs-)Programme zur Generierung flexibler Arbeitskräfte (z. B. Lebenslanges Lernen) (siehe ebenfalls Kap. 3.1).

figure af
Rechte, Pflichten und Freiheiten. Abhängigkeiten und (über-)staatliche Regulierungen

Rechte, Pflichten und Freiheiten sowie damit verbundene Abhängigkeiten (für bestimmte Lebensweisen beziehen sich auf (über-)staatliche Regierungsformen und reale Regulierungsweisen, die als eine „Kombination von Zwang (Gesetze, Verordnungen) und Vertrag (institutionalisierte Kompromisse, gesellschaftliche Zustimmung), durch spezielle institutionelle Formen (Familie, Ehe, Haushalt)“ (Bronner & Paulus 2017, S. 25) zum einen gestaltet und durch diverse staatliche Apparate zum anderen um und durchgesetzt werden (z. B. Judikative, Legislative und Exekutive) (siehe ebenfalls Kap. 3.1).

figure ag
Diskurse, Normen und symbolische Ordnungen

In Anlehnung an machtanalytische Theoretiker*innen (z. B. Derrida, Foucault, Butler) werden Diskurse nicht als eine Anhäufung deskriptiver Aussagen über eine a priori existierende Welt begriffen, sondern als Macht Wissens Komplexe aufgefasst, denen produktive (normative) Wirkung hinsichtlich der Generierung von Objekten und Subjekten zugeschrieben wird. „Diskurse sind also nicht (nur) gesprochene Sprache. Sie sind mehr als das: Diskurse sind Systeme des Denkens und Sprechens, die das, was wir von der Welt wahrnehmen, konstituieren, indem sie Art und Weise der Wahrnehmung prägen“ (Villa 2003, S. 20). Diskurse, die gleichfalls auf diskursive Praktiken verweisen, üben damit erheblichen Einfluss darauf aus, welches Wissen, welche Normen – nicht nur, aber auch – über (interdependente) Differenzkategorien als Wahrheit gelten, wie und woran Differenzen klassifiziert werden und welcher Wert ihnen zu oder abgesprochen wird. Dies impliziert, dass Diskurse die Antwort auf die Frage (mit-)hervorbringen, welche Subjektpositionen als intelligibel, also sozial les und anerkennbar gelten (z. B. Diskurse über Geschlecht, die Cis-Mann und Cis-Frau als Standard, Inter*geschlechtlichkeit als Abweichung konzipieren) und welche Lebensweisen tendenziell eben nicht bzw. weniger.

Kontrastiv zu überstaatlichen Regulierungen, die zumeist auf expliziten gesellschaftlichen Übereinkommen und Zwängen aufbauen, basieren Diskurse eher auf impliziten Wissensformationen, die von den Individuen zumeist präreflexiv verinnerlicht und über deren soziales Handeln und Sprechen (re-)produziert werden. „Diskurse üben durch die Übermittlung von jeweils gültigem Wissen Macht aus, weil sie Wissen transportieren und dadurch kollektives und individuelles Bewusstsein ermöglichen“ (Bronner & Paulus 2017, S. 27). Ihnen kann damit ein besonderer Stellenwert bei der Subjektformation und Identitätsbildung zugeschrieben werden (siehe ebenfalls Kap. 3.1).

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Historische Entwicklungen, Hintergründe und Dis-/ Kontinuitäten

Vor dem Hintergrund, dass Personen in historische und gesellschaftlich Diskurse hineingeboren werden (z. B. in ein System der Zweigeschlechtlichkeit) und aufgrund ihrer Sozialisation bzw. Subjektivation (interdependente) Differenzkategorien selten als historisch konstituiert wie auch sozial konstruiert wahrzunehmen lernen, erscheint eine historisch systematische Betrachtung der historischen Konstitutionsbedingungen von (interdependenten) Differenzverhältnissen als ein möglicher pädagogischer Ansatzpunkt, um der Historizität und Dis-/Kontinuität symbolischer Repräsentationsformen, die bestimmte Bilder und Vorstellungen von Differenz installieren und soziale Ungleichheit legitimieren (z. B. über Naturalisierung oder Kulturalisierung von Differenz), auf die Spur zu kommen.

Während sozialkonstruktivistische Ansätze (z. B. Doing Gender) die Frage nach dem Wie stellen (z. B. Wie wird Geschlecht über Interaktionen aktuell hergestellt?), kann eine historische Betrachtung mit Fokus auf Diskurse demgegenüber Antworten auf die Frage nach dem Warum geben (z. B. Warum ist Geschlecht eine so bedeutende Differenzkategorie geworden, wieso gilt eine heterosexuelle Identität als natürliche Seinsweise, war das schon immer so, oder sind historisch andere Repräsentationsformen möglich?) und damit die Kontingenz von (interdependenten) Differenzkategorien und sozialen Ungleichheiten aufzeigen (siehe ebenfalls Kap. 3.1).

Mesoebene

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Institutionelle Ordnungen und Organisationsbereiche

Unter institutionellen Ordnungen werden spezifische Logiken (nicht nur) des jeweiligen Handlungsfelds sowie routinierte Mechanismen desselbigen gefasst, denen eine relative Autonomie zugeschrieben werden kann und die dazu beitragen, dass bestimmte Situationen, Deutungs oder Handlungsmuster strukturell nahegelegt bzw. evoziert werden (z. B. Dramatisierung der Zweigeschlechtlichkeit durch die schulische Geschlechtertrennung im Sportunterricht). Abgesichert werden institutionelle Ordnungen auf Strukturebene mit der Hilfe (über-)staatlicher Regulierungen (z. B. über die gesetzlich geregelte Schulpflicht, die das Durchlaufen des Bildungssystems erfordert; die Notwendigkeit, ein Geschlecht bei der Geburt festzulegen; rechtliche Privilegierung von Ehe und Familie etc.), sodass sie vermittelt über organisatorisches Handeln in Wechselwirkung mit sozialen Praktiken (Mikroebene) zur (Re-)Produktion sozialer Ungleichheiten beitragen können, indem sie etwa normalisierende Perspektiven über (interdependente) Differenzkategorien (unter-)stützten, die bis zu institutioneller Diskriminierung führend können (Gocmolla & Radtke 2009). Zahlreiche Studien aus der Schulforschungen konnten zudem belegen, wie etwa „Geschlecht in der Schule und mit den dort institutionalisierten Ordnungen, organisatorischen Rahmungen, den räumlichen und zeitlichen Strukturen sowie den vorhandenen Materialien und Artefakten interaktiv hergestellt wird“ (Bräu 2017, S. 105).

Identifizieren lassen sich institutionelle Ordnungen demnach u.a. anhand der folgend dargestellten Organisationsbereiche: Es wird gefragt, wie über diese zur Herstellung, Unterbrechung oder Transformation von (intersektionalen) Differenzkategorien beigetragen wird – sie sind damit allerdings nicht einfach gleichzusetzten. Welche Organisationsbereiche in den Fokus der Reflexion zu rücken sind, ist letztlich organisationsabhängig und wird im Nachstehenden mit Bezug auf die Hochschule für institutionalisierte Bildungsinstitutionen möglichst allgemein sowie in Anlehnung an das intersektionale Diversitykonzept von Leah Czollek und Gudrun Perko (2015, S. 28ff.) dargestellt (siehe ebenfalls Kap. 3.2).

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Rahmenbedingungen

Zu fassen sind hierunter generelle organisationale Rahmenbedingungen und Strategien, wie z. B. Ressourcen, zeitliche Strukturen, Leitungsebene, Arbeitsbedingungen/-zeiten, Entlohnung, rechtliches Verhältnis zwischen Arbeitgeber*in und den Arbeitnehmer*innen, Personalentwicklung, Qualitätsentwicklung, Zielvereinbarungen und Controlling diversitätsorientierter Strategien (z. B. Gender Mainstreaming), rechtliche Grundlagen der Organisation im Verhältnis zu (über-)staatlichen Regulierungen (z. B. AGG etc.) (siehe ebenfalls Kap. 3.2).

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Administration

Zu fassen sind hierunter generelle Aspekte der betrieblichen und/ oder öffentlichen Verwaltung bzw. der damit verbundenen Arbeitsfelder, z. B. spezifische Dienstleistungen in der Hochschuldidaktik, interne/ externe Öffentlichkeitsarbeit, Sekretariate, Raumverwaltung, Ordnungs- und Sicherheitsdienste, Gebäudepflege etc.), das Wechselverhältnis von Selbst und Fremdverwaltung der Organisation (z. B. Abhängigkeit gegenüber bestimmten Regulierungen wie den Schulgesetzten, Hochschulgesetze im Verhältnis zu internen Bestimmungen, Ziele und Aufgaben bzw. deren Umsetzung in der Verwaltung) (siehe ebenfalls Kap. 3.2).

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Informeller Bereich

Zu fassen sind hierunter generelle Aspekte, die jegliche informelle Bereiche tangieren, wie z. B. die gelebte Fachkultur, den Arbeitsbereich betreffende habitualisierte Kommunikationsformen, soziale Routinen und Gepflogenheiten unter den Mitarbeiter*innen der Organisation, des Faches oder zwischen sowie innerhalb bestimmter (Status-)Gruppen (siehe ebenfalls Kap. 3.2).

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Forschung und Lehre

Zu fassen sind hierunter generelle Aspekte, die die Lehre und Forschung betreffen und folgend teilweise im Didaktischen Dreieck präzisiert werden, z. B. existieren Formen der gender- und differenzreflexive Interaktion sowie Kommunikation, (Hochschul-)Didaktik und Methodik, auch Lebensweisen finden sich in Unterrichtsmaterial repräsentiert, und zwar in Text und Bild usw.

Bezogen auf die Forschung stellt sich damit zugleich die Fragen, wie z. B. (interdependente) Differenzkategorien in Anträgen und im Forschungsdesign sowie bei der Einstellung von Mitarbeiter*innen berücksichtigt werden, an wen sich die Forschung richtet, wer von ihr profitiert, welche Personen (nicht) berücksichtigt werden (z. B. bei Publikationen), wer die realen Nutzer*innen der Forschungsergebnisse/ Artefakte sind und wer deren Untersuchungsobjekt/-subjekt stellt usw.

Prinzipiell geht es demnach darum herauszufinden, welchen Einfluss die Forschung und Lehre auf die (Re-)Produktion, Unterbrechung und/ oder Veränderung von (interdependenten) Differenzverhältnissen ausüben und wie diese derart zu gestalten sind, dass sie partizipativer und inklusiver werden (siehe ebenfalls Kap. 3.2).

Mikroebene

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Soziale Praktiken, Subjektformationen und Identitätskonstruktionen

Die Mikroebene wird im hiesigen Modell auf sämtliche soziale und diskursive Praktiken, die Formationsweisen von Subjekten und Subjektpositionen, wie sie etwa unter den Begriffen Sozialisation und Subjektivation verhandelt werden, und sämtliche hiermit verbundene Techniken der Identitätsbildung bezogen (z. B. Entwicklung einer kohärenten geschlechtlichen Identität). Dem folgend geht es auf der Mikroebene nicht um internale Zuschreibungen von Wesenseigenschaften (z. B. „muslimische Frauen sind so und so“), sondern um die Untersuchung der Frage, wie etwa performative Adressierungspraktiken (z. B. „du bist aber ein wilder Kerl“), Formen des Doing Gender und Doing Difference identitäre, subjektive und soziale Identifikationsmöglichkeiten sowie die Denk und Handlungsspielräume der Akteur*innen (z. B. Pädagogi*innen, Schüler*innen, Studierende etc.) ermöglichen, erweitern und/ oder auch beschränken (siehe ebenfalls Kap. 3.3).

Das hierunter angeführte differenzreflexive Didaktische Dreieck verweist ferner darauf, dass Gender- und Diversitykompetenzen (Wissen, Wollen und Können) sich praktisch stets in Rekurs auf die je konkreten (situierten) Lehrenden, Adressat*innen und Fachgegenstände erweisen und herstellen müssen, wobei Lehre sich im Spannungsfeld von struktureller Ungewissheit auf der einen und den unzähligen (fach-)didaktischen und methodischen Möglichkeiten zur Gestaltung anregender Lehr-Lern-Settings auf der anderen Seite bewegt.

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Situierte Lehrende

Hierunter wird grundlegend angezeigt, dass Lehrende innerhalb von Macht und Herrschaftsverhältnissen mehrdimensional wie auch häufig asymmetrisch entlang mehrerer Ebenen und (interdependenter) Differenzkategorien verortet sind und werden, wobei sich hierüber bestimmte Vorlieben, Abneigung, Interessen, (ex- und implizite) Diskriminierungsweisen, Privilegien sowie Zuschreibungen und sogenannte blinde Flecken generieren können. Zu beachten ist, dass Lehrende innerhalb institutionalisierter Bildungsräume qua Profession und (Aus-)Bildung zumeist eine höhere Machtposition und erweiterte Verantwortung gegenüber den Adressat*innen einnehmen (sollen/ müssen/ dürfen) – z. B. aufgrund ihres organisationalen Status‘ als Professor*in, wegen ihres Wissensvorsprungs etc. (siehe ebenfalls Kap. 3.3).

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Situierte Adressat*innen

Hierunter wird grundlegend angezeigt, dass die jeweiligen Adressat*innen innerhalb von Macht- und Herrschaftsverhältnissen mehrdimensional und häufig asymmetrisch entlang mehrerer Ebenen sowie (interdependenter) Differenzkategorien verortet sind und werden, wobei hierüber bestimmte Vorlieben, Abneigungen, Interessen, Diskriminierungsweisen, Privilegien sowie Zuschreibungen und blinde Flecken entstehen können. Zu beachten ist, dass Adressat*innen innerhalb institutionalisierter Bildungsräume qua Organisation häufig eine niedrigere Machtposition einnehmen als Lehrende, dies jedoch keineswegs impliziert, dass deren Handlungsspielräume dadurch unmöglich sind (siehe ebenfalls Kap. 3.3 und siehe den Begriff „Kontaktzone(n)“).

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Situierte Fach /Gegenstände

Fachbezogene (Bildungs-)Inhalte, Artefakte und Wissensformationen sind immer innerhalb gesellschaftlicher Verhältnisse durch Menschen entstanden und der feministischen Wissenschaftsforschung folgend aufgrund dessen niemals frei von sozialen und kulturellen Zuschreibung innerhalb jener Kontexte, in welchen sie erzeugt und verwendet werden, wodurch diese sowohl ex- als auch implizit in die Generierung der Wissensbestände, die Auswahl der Methoden, die Aufbereitung und Darstellungsformen der Ergebnisse usw. einfließen und hierüber auch deren Wahrnehmung und Verbreitung beeinflussen können (siehe Kap. 4). Umgekehrt können die fachlichen Inhalte, Artefakte und Wissensformationen wiederum selbst als Ko-Konstruktionen (interdependenter) Differenzverhältnisse betrachten werden, die ebenfalls eine differenzerzeugende, neutralisierende oder verändernde Wirkung bei den Akteur*innen entfalten können. Donna Haraway prägte in diesem Zusammenhang den Terminus des Situierten Wissens (im engl. Original im Plural: Situated Knowledges, Schmitz 2016), wonach nicht eine scheinbar neutrale, sondern allein eine partiale Perspektive einen ‚objektiven‘ Blick verspricht (Haraway 1995, S. 82), denn „Wissen vom Standpunkt des Unmarkierten ist wahrhaft phantastisch, verzerrt und deshalb irrational“ (ebd., S. 87). Praktisch kann die Situierung bestimmter Fachinhalte etwa anhand ihrer historischen und aktuellen Begründungs-, Entstehungs-, Verwendungs- und Verwertungszusammenhänge (Euler 2005) in der Gesellschaft und Geschichte sowie in Rekurs auf die drei Analysedimensionen People in Science, Knowledge of Science und Culture of Science vertiefend eruiert werden (siehe ebenfalls Kap. 4.1, 4.2 und 4.3).

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Ungewissheit und Antinomien

Der Blitz verweist als Icon einerseits darauf, dass pädagogisches Handeln trotz der Entwicklung von (Gender und Diversity-)Kompetenz weiterhin ein Agieren unter Bedingungen struktureller Ungewissheit bleibt, es aufgrund des pädagogischen Technologiedefizits also keine rezeptartigen oder mechanistischen Lösungen zur Initiierung von Lern- und Bildungsprozessen gibt, damit ‚Scheitern‘ stets möglich bleibt. Genau aus diesem Grund haben pädagogische Fachkräfte ihr Handeln ex post zu begründen, können in actu allerdings auch nicht nicht-handeln. Diese und weitere handlungslogische Spannungsverhältnisse (schul-)pädagogischen Handelns differenziert Werner Helsper in einem strukturtheoretischen Modell pädagogischer Professionalität anhand verschiedener, nicht aufzulösender, aber wiederholt auszugestaltender Antinomien (Helsper 2003) – zumeist werden in Rekurs auf Helsper folgende dichotomen Spannungsverhältnisse angeführt: Nähe und Distanz, Subsumtion und Rekonstruktion, Autonomie und Zwang, Organisation und Interaktion, Gleichheit und Differenz. Dieser Punkt verweist somit auf die prinzipiellen Grenzen pädagogischen Handelns –hierzu sei ebenfalls auf die Begriffe Kompetenzlosigkeitskompetenz (Mecheril 2002) und Genderkompetenzlosigkeitskompetenz (Kleiner/ Klenk 2017) unter dem Punkt Gender- und Diversitykompetenz sowie die Ausführungen in Kap. 3.3 verwiesen.

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Fachdidaktik und Methodik

Bleistift und Lineal stehen als Icon exemplarisch für die unzähligen, fachspezifischen, erziehungswissenschaftlichen sowie (fach-)didaktischen und (fach-)methodischen Konzepte sowie empirischen Erkenntnisse zur Gestaltung anregender Lern- und Bildungsräume. In Kontrast zu den strukturellen Antinomien, die auf Erfahrungen der Offenheit und Ungewissheit im pädagogischen Handeln aufmerksam machen, wird hierüber auf die zahlreichen Möglichkeiten und ‚Werkzeuge‘ zur Initiierung von Lern und Bildungsprozessen verwiesen, derer sich Lehrende bedienen können.

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Kontaktzone(n)

Lehre und Unterricht als Kontaktzonen zu verstehen, bedeutet nach Nora Sternfeld (2013), sie als „vermachtete Handlungsräume“ (ebd., S. 32) anzuerkennen. Es handelt sich also um Räume, in denen Macht – nicht zuletzt aufgrund der existierenden interdependenten Differenzverhältnisse und der sich hieraus ergebenden sozialen Ungleichheiten – auch auf der Ebene der Individuen asymmetrisch verteilt ist. Der Terminus der Kontaktzone(n) spricht entsprechend die Involviertheit in, nicht selten auch die ungleiche Situierung durch Macht- und Herrschaftsverhältnisse für Lehrende und Lernende an und macht auf das damit verbundene Konflikt- und Verletzungspotenzial in Lehrsituationen aufmerksam, ohne Subjekte in Rekurs auf (interdependente) Differenzkategorien zu essenzialisieren, oder ihnen Handlungsfähigkeit abzusprechen.

Das Icon „Achtung Kontaktzone“ fungiert nicht allein als ein Warnhinweis für ein risikoreiches Gebiet – was pädagogisches Handeln sicherlich ist –, sondern es zielt auf die grundlegende Achtung vor und praktische (Be-)Achtung von durch Macht- und Herrschaftsverhältnisse hergestellten, asymmetrisch strukturierten Bildungsräumen mit ungleich verteilten Ressourcen ab. Der Punkt fordert Lehrende dazu heraus, diese Asymmetrien in ihrem Deuten und Handeln zu berücksichtigen und auf didaktischer Ebene in selbstkritischer Art und Weise zu adressieren.

People in Science

Dieser Punkt fokussiert insbesondere das Verhältnis von Lehrenden und Adressat*innen auf dem Didaktischen Dreieck und möchte historische sowie aktuelle Partizipationsstrukturen auf- und umarbeiten, indem danach gefragt wird, welche Lebensweisen oder welche Leistungen von welchen Lebensweisen innerhalb der Fachkultur und des Lehr Lern Settings (un-)sichtbar sind bzw. gemacht werden (z. B.: Werden etwa die Leistungen schwarzer Frauen in der Informatik angemessen vermittelt, dargestellt etc.?) (ausführlich siehe Kap 4.1.).

Knowledge of Science

Dieser Punkt fokussiert insbesondere das Verhältnis von Lehrenden und Fachgegenständen auf dem Didaktischen Dreieck und zielt darauf ab, fachspezifische Wissensformationen und Artefakte aus einer gender- und differenzreflexiven Perspektive heraus zu reflektieren, um auf diese Weise aufzuzeigen, wie diese zur Herstellung (interdependenter) Differenzverhältnisse beitragen. Konkret sind damit etwa vergeschlechtliche Genialitätsmythen in der Physik gemeint. Gefragt wird prinzipiell danach, wie sich soziale Ungleichheiten beispielsweise in die Fachgegenstände und Wissensformationen, Curricula und Lernzugänge einschreiben – und umgekehrt, wie sich die (situierten) Fachgegenstände sowie das zirkulierende situierte Wissen als Ko-Konstrukteur*innen von (interdependenten) Differenzkategorien manifestieren und hierüber Lern- und Partizipationsbarrieren in der Lehre schaffen (ausführlich siehe Kap. 4.2).

Culture of Science

Dieser Punkt richtet die Aufmerksamkeit auf das Verhältnis von Adressat*innen und Fachgegenständen auf dem Didaktischen Dreieck und zielt auf die Reflexion fachkultureller Normen sowie des Fachimages ab, indem danach gefragt wird, wie diese wiederum in einem Wechselverhältnis zu (interdependenten) Differenzkategorien stehen und hierüber Barrieren für bestimmte Adressat*innen errichtet, verstärkt oder eingerissen werden können, um das Fach und die Vermittlung perspektivisch derart zu verändern, dass es möglichst alle Adressat*innen inkludiert und ihnen eine aktive Partizipation ermöglicht (ausführlich siehe Kap. 4.3).

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Gender- und Diversitykompetenz (losigkeitskompetenz)

Mit der grafischen Positionierung der Elemente Wissen, Wollen und Können im Zentrum des Didaktischen Dreiecks wird in Anschluss an aktuelle erziehungswissenschaftliche Modelle geschlechterreflexiver Professionalität angezeigt, dass (intersektionale) Gender- und Diversitykompetenz als ein Dreiklang aus kognitiven, affektiven und verhaltensbezogenen Komponenten (Walgenbach 2017, S. 120) konzipiert wird (siehe u.a. https://www.genderkompetenzinfo.de). Unter Gender- und Diversitykompetenz können demnach professionalisierte Deutungs- und Handlungsdispositionen sowie Fertigkeiten und Fähigkeiten verstanden werden, die – im Sinne eines Kompasses – Orientierungshilfen für die Gestaltung einer gender- und differenzreflexiven Lehre liefern.

Indem nun dieser Kompass in das Zentrum des Didaktischen Dreiecks sowie der Grafik eingebettet wird, soll darauf hingewiesen werden, dass Wissen, Wollen und Können (nicht nur) auf einzelne Lehrpersonen zu beziehen sind, (sondern) gleichfalls gesellschaftlicher und organisationaler Flankierungen bedürfen (z. B. der Organisations- und Strukturentwicklung), damit Gender- und Diversitykompetenz bei den Lehrenden gebildet werden kann (z. B. indem bestimmte zeitliche und materielle Ressourcen in der Hochschule bereitgestellt werden). Die Ergänzung der Gender- und Diversitykompetenz um die Begriffe der Kompetenzlosigkeitskompetenz (Mecheril 2002) bzw. Genderkompetenzlosigkeitskompetenz (Kleiner/ Klenk 2017) stellt in Erweiterung aktueller Kompetenzmodelle ein Plädoyer dafür dar, die prinzipiellen Grenzen des eigenen Wissens, Wollens und Könnens bzw. Handelns anzuerkennen sowie die mit Professionalität einhergehende Vorstellung von Souveränität zu hinterfragen, um sich sowohl in Bezug auf quasitechnologische Kompetenzversprechen als auch im Hinblick auf eine Vorstellung von Geschlecht als reiner Kategorie verunsichern zu lassen und Lehrende damit von der bildungspolitischen Anrufung zu entlasten, sich in Sachen Vielfalt und Heterogenität – trotz existierender Handlungsungewissheiten – als kompetent zu präsentieren (siehe Kap. 2.1 und Kap 3.3).

Wissen

Wissen verweist auf die Notwendigkeit, theoretische und empirische Erkenntnisse über die soziale (Re-)Produktion sozialer Ungleichheit(en) zu erlangen, um ein Verständnis für die historischen, gesellschaftlichen sowie fachbezogenen Konstitutions- und interaktionalen Konstruktionsmechanismen (interdependenter) Differenzverhältnisse auf mehreren Referenzebenen entwickeln zu können. Darüber hinaus bezieht sich Wissen ebenso auf aktuelle Fakten über die jeweiligen Lebens- und Bildungsbedingungen der situierten Akteur*innen sowie die (interdisziplinären) Theoriemodelle gender- und differenzreflexiver Wissenschaft im jeweiligen Handlungsfeld.

Wollen

Unter dem Terminus Wollen werden Aspekte wie eine kritische Haltung gegenüber (interdependenten) Differenzkategorien und die Bereitschaft, Macht- und Herrschaftsverhältnisse (selbst-)reflexiver Weise im pädagogischen Denken und Handeln zu adressieren, subsumiert. Dieses Wollen fokussiert die Entwicklung motivationaler Bereitschaften und organisationaler Strukturen, die diese Bereitschaften wiederum unterstützen, um sich sowohl anerkennend als auch kritisch-dekonstruktiv auf die existierende sowie potenzielle Vielfalt an Lebensweisen im jeweiligen Handlungsfeld beziehen zu können und sich aktiv für gender- und differenzbezogene Themen einzusetzen.

Können

Können richtet das Augenmerk auf die Aneignung von (fach-)methodisch-didaktischen Handlungsdispositionen und Fähigkeiten, die zu einem wertschätzenden und differenzreflexiven Umgang mit vielfältigen, mehrdimensional situierten Lebensweisen in der Bildungspraxis und Fachlehre einen Beitrag leisten. Dieses Können bezeichnet damit eine Theorie-Praxis-reflektierende Analyseperspektive hinsichtlich pädagogischer Situationen, durch die es möglich werden kann, (intersektionale) Konstruktionsprozesse von Differenz in der Praxis (ex post und in actu) wahrzunehmen sowie diese in einer gender- und differenzreflexiven Art zu adressieren, um hierüber wiederum zur Reduktion von Diskriminierung und Verletzungen sowie zur Erhöhung kollektiver und individueller Handlungsfähigkeit/ Freiheit (im Sinne von Mündigkeit) einen Beitrag zu leisten.

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Klenk, F.C. (2019). Auf den Spuren einer gender- und differenzreflexiven Didaktik – nicht nur in der Informatik. In: Kergel, D., Heidkamp, B. (eds) Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre. Prekarisierung und soziale Entkopplung – transdisziplinäre Studien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22400-4_11

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-22399-1

  • Online ISBN: 978-3-658-22400-4

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