Zusammenfassung
Mode ist ein unausweichlicher Bestandteil unseres Seins, Zeichen des Zeitgeistes und Spiegel der Gesellschaft, Zeugnis sozialer Ungleichheit und damit ein wichtiges Ausdrucksmittel des menschlichen Miteinanders. Sie dient als soziales Kommunikationsmittel, wodurch Kulturkreise oder soziale Gruppen anhand von Kleidung optisch identifizierbar werden. Im Mittelalter beispielsweise war Mode ständegebunden.
„Brian: ‚Ihr seid doch alle Individuen!‘
Masse: ‚Ja, wir sind alle Individuen!‘
Brian: ‚Und ihr seid alle völlig verschieden!‘
Masse: ‚Wir sind alle völlig verschieden!‘
Einer: ‚Ich nicht…‘“
Monty Python: Das Leben des Brian
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Notes
- 1.
Normal meint hier einfach nicht nach Metal aussehend.
- 2.
Siu beschrieb die chinesischen Gastarbeiter, welche in den Großstädten der Vereinigten Staaten Wäschereibetriebe führten. Da der Gastarbeiter kein Interesse daran hat, sich in die fremde Kultur einzugliedern, bezieht er mit den anderen Gastarbeitern gleicher Kultur eigene Stadtviertel, in welchen die partizipierte Kultur überstilisiert dargestellt wird: Chinatown. Da sie während der Arbeitszeit fast ausschließlich mit Angehörigen der amerikanischen Kultur zusammentreffen, überstilisieren sie die eigene Kultur in der Gemeinschaft, mit dem Ziel, Zugehörigkeit darzustellen und die Kultur aufrechtzuerhalten. Man symbolisiert sich gegenseitig: Ich bin immer noch einer von euch! (vgl. Siu 2002). Es sei an dieser Stelle aber natürlich darauf hingewiesen, dass derartige Segregationsprozesse immer auch durch strukturelle Gründe – Mietunterschiede, Diskriminierung und teilweise sogar legale Reglementierungen bedingt sind (vgl. hier beispielsweise die beeindruckende Studie von Rothstein 2017).
- 3.
- 4.
Die Band Randale wirbt damit, dass sie kindgerechten Metal macht. Bei einem Konzert gab es genug erwachsene Fans, die enthusiastisch bei einer Show mitmachten, welche für 5 bis 10-Jährige konzipiert war.
- 5.
Goffman unterscheidet in aufrichtige und zynische Spieler. Erstere sind von ihrer Rolle weitestgehend überzeugt, während die Zweitgenannten sie bewusst vorspielen (vgl. Goffman 2013, S. 19–22).
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Loeppke, Y. (2020). Leder, Nieten, Kutte – Kleidung und nonkonformistischer Konformismus. In: Richter, N., Kopp, J. (eds) Entering the Battlefield. Erlebniswelten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22384-7_7
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