Zusammenfassung
Dass die psychotherapeutische Praxis eine Bühne mit doppeltem Boden ist, illustriert zunächst eine Sitzung mit einer Lehrerin, die sich über den Analytiker aufregt. Der manifeste Sinn ihres Interagierens wird dadurch bestimmt, dass sie ihn aufgrund seines Teetrinkens für desinteressiert hält. Ihre Einfälle offenbaren, dass sich hinter ihrer Empörung der latente Sinn einer unbewältigten Kindheitsszene verbirgt. Als Kind war sie wütend auf den Vater, der sich für sie nicht interessierte und sich hinter sein Biertrinken zurückzog. Sodann geht es um eine Stunde mit einer Promotionsstudentin, die dem Analytiker erzählt, wie matt und schlapp sie sich fühlt. In seiner emotionalen Reaktion (Gegenübertragung) spürt er nicht nur ihre depressive Erschöpfung, sondern auch die dahinter verborgene unbewusste Wut. Ihre Assoziationen zeigen, dass sie maßlos wütend auf die kühle und unempathische Mutter ist.
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Literatur
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König, HD. (2019). Verdrängte Wut und unbewußte Sehnsucht nach Liebe. Tiefenhermeneutische Rekonstruktion der Doppelbödigkeit einzelner Behandlungsstunden. In: Die Welt als Bühne mit doppeltem Boden. Kritische Sozialpsychologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22352-6_3
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