Zusammenfassung
Wenn Merkel in der Regierungserklärung von 2014 erklärte, es gehe ihr um »den Menschen«, dann suggerierte der manifeste Sinn der Rede, dass sie die Interessen aller Bürgerinnen und Bürger vertrat. Durch die Parteinahme »für den Menschen« verbannte sie auf die latente Bedeutungsebene ihrer Ansprache das Problem der sozialen Ungleichheit, dem entsprechend sich die wirtschaftlich Mächtigen auf Kosten der sozial Schwachen durchsetzen. Auch Merkels Selbstdarstellung war doppelbödig: Zwar ist manifest, dass sie sich an die Vernunft des Fernsehpublikums wandte und es argumentativ überzeugen wollte. Doch latent ist, dass das Publikum aufgrund ihrer monotonen Stimme müde wurde und auf eine kindliche Erlebnisweise regredierte, der entsprechend es die Kanzlerin als eine gute Mutter erlebte, deren märchenhafter Botschaft, dass alles gut ist, Glauben geschenkt wurde.
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König, HD. (2019). Die frohe Botschaft der guten Mutter. Tiefenhermeneutische Rekonstruktion einer Rede von Angela Merkel. In: Die Welt als Bühne mit doppeltem Boden. Kritische Sozialpsychologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22352-6_12
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