Zusammenfassung
Nachdem Edward Said 1978 die Othering-Theorie publiziert hatte und nur knapp zehn Jahre später dieser kulturwissenschaftlich ausgerichtete Ansatz durch die Ethnisierungstheorie um eine gesellschaftswissenschaftliche Perspektive erweitert worden war, hätte es eigentlich nahe gelegen, sich nun auch kritisch direkt mit den staatlichen wie kommunalen Institutionen zu befassen, die ja ganz wesentlich den Umgang mit der Einwanderung wie den Eingewanderten (den „Ausländern“) steuerten. Tatsächlich hat es jedoch noch viele Jahre gedauert, bis zumindest in der Forschung erkannt wurde, dass ein im kulturellen Kontext inszeniertes Othering genauso wie eine im alltäglichen Zusammenleben verankerte Ethnisierung sowohl im gesellschaftspolitischen bzw. im öffentlichen Diskurs als auch im institutionellen Kontext verbreitet sind.
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Notes
- 1.
Die erste klassische Untersuchung dazu war die von Gomolla und Radtke aus dem Jahr 2001 zur institutionellen Diskriminierung in der Schule (Gomolla und Radtke 2009).
- 2.
„Warum wird über sexuelle Übergriffe angesehener Männer wie dem Hollywood–Produzenten Harvey Weinstein ganz anders gesprochen als über die Kölner Silvesternacht von 2015/2016?“ Helma Lutz: Gender und Migration In: Mediendienst/Rat für Migration vom 14.12.2017.
- 3.
Vgl.: Quelle: https://www.express.de/2954152682018.
- 4.
Vgl. die Recherche der Süddeutschen Zeitung vom 12.02.2018.
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Bukow, WD. (2019). Die Bürokratische Ordnung des Anderen – zum Umgang mit unwillkommenen Newcomern. In: Arslan, E., Bozay, K. (eds) Symbolische Ordnung und Flüchtlingsbewegungen in der Einwanderungsgesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22341-0_4
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