Zusammenfassung
Eine Facette des Schicksals von Geflüchteten und Exilierten scheint in dieser Zeile aus Brechts Gedicht „An die Nachgeborenen“ auf, auf der Suche nach einem sicheren Ort viele andere durchlaufen zu müssen. Auf die Lage der Geflüchteten, die vor allem 2015/2016 in die Bundesrepublik Deutschland kamen, trifft diese kurze Beschreibung oft zu, waren viele von ihnen doch zunächst in verschiedenen anderen Ländern, um ihrem durch Krieg und/oder Unterdrückung gekennzeichneten Heimatland zu entfliehen.
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Notes
- 1.
Die beiden Ausdrücke „Flüchtlinge“ und „Geflüchtete“ werden im öffentlichen Diskurs unterschiedlich akzentuiert. Während der Ausdruck Flüchtlinge eigentlich den anhaltenden Zustand des Flüchtens beschreibt, betont der Ausdruck „Geflüchtete“ das Ende der Flucht; die Menschen, die geflüchtet sind, sind (wie vorläufig bisweilen auch immer) zunächst einmal angekommen. Da das auf die Lage der Bewohner_innen in den untersuchten Unterkünften zutrifft, wird an dieser Stelle überwiegend der Ausdruck Geflüchtete benutzt.
- 2.
Nach einer Dokumentation der Amadeu Antonio Stiftung und PRO ASYL wurden im Jahre 2017 bundesweit 1713 flüchtlingsfeindliche Vorfälle (in 2016 waren es 3768 rassistische Übergriffe gegen Geflüchtete) verzeichnet, darunter 23 Brandanschläge und 1364 sonstige Übergriffe wie Sprengstoffanschläge, Steinwürfe, Schüsse, aber auch Hakenkreuz-Schmierereien sowie andere Formen von Volksverhetzung. Dabei versuchen rassistisch motivierte Täter mit Anschlägen auf in Bau befindliche Unterkünfte den Zuzug von Geflüchteten zu verhindern. Daneben dokumentiert die Chronik 326 tätliche Übergriffe wie Angriffe mit Messern, Schlag- oder Schusswaffen und Faustschläge (vgl. https://www.proasyl.de/news/gewalt-gegen-fluechtlinge-2017-von-entwarnung-kann-keine-rede-sein/).
- 3.
Ziel der von den Malteser Werken beauftragten externen wissenschaftlichen Evaluation durch das Team von der Fachhochschule Dortmund, unter Leitung von Marianne Kosmann, Kemal Bozay und Ghada Saad-Heller war die systematische Untersuchung des integrationsstiftenden Charakters der Deutschkurse und ihrer psychosozialen Wirkungen auf die Teilnehmer_innen, Flüchtlingsbetreuer_innen und Dozent_innen in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete.
- 4.
Der Feldbegriff (Kräftefeld, sozialer Raum oder Handlungsraum) ist im Sinne Pierre Bourdieus als Differenzierungs- und Abgrenzungsbegriff zu verstehen, der sich einerseits auf die Herausbildung einzelner Handlungsbereiche (z. B. Recht, Wirtschaft, Politik, Religion, Kunst) bezieht und andererseits auch auf die Subfelder des Bildungs- und Kulturfelds (vgl. Bourdieu 1992/1996).
- 5.
Wegen der Sprachenvielfalt der zu erreichenden Zielgruppe wurde bei der Zusammenstellung des Forschungsteams auf ein großes Sprachenspektrum geachtet.
Literatur
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Bozay, K. (2019). „Deutsch von Anfang an“. In: Arslan, E., Bozay, K. (eds) Symbolische Ordnung und Flüchtlingsbewegungen in der Einwanderungsgesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22341-0_22
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