Zusammenfassung
Mit dem zweiten Summer of Love 1988 erlebten Drogen, allen voran LSD und Ecstasy (MDMA), eine Renaissance. Kurz schien es, als würden sie erneut Teil einer rebellischen Gegenkultur, in Kombination mit Techno, Rave und langen Nächten. Allerdings zeigte sich recht schnell, dass die neue Jugendkultur weniger im Aufbruch begriffen war. Vielmehr dienten Drogen dazu, Arbeitswelt und Partykultur, Normalität und Ausbruch in Einklang zu bringen, was zu einer eigenwilligen Affirmation des Normalen führt. In diesem Kontext entwickelte sich Drogenkonsum zum Modus der Selbstoptimierung: Er hilft zur Entspannung, zur Leistungssteigerung oder fördert vermeintlich die Kreativität. Was zwei Jahrzehnte zuvor Mittel zum Ausbruch, zum „drop out“ (Timothy Leary) sein sollte, passt sich nun dem neuen „Geist des Kapitalismus“ an und bereitet einen Zugriff auf Drogen vor, der später mit dem Schlagwort Neuro-Enhancement von sich reden machen und den Drogenkonsumenten zum „unternehmerischen Selbst“ umformen wird.
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Feustel, R. (2019). Drogen als Selbstoptimierung. In: Feustel, R., Schmidt-Semisch, H., Bröckling, U. (eds) Handbuch Drogen in sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22138-6_9
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