Zusammenfassung
In dem Beitrag wird zunächst überlegt, wie sich die weitgehende Unhinterfragbarkeit des (medizinisch-naturwissenschaftlich orientierten) Suchtkonzeptes bzw. des Suchtdiskurses analytisch fassen lässt. Im Anschluss daran wird gefragt, welche Effekte dieser spezifischen Rationalität des Suchtdiskures beschrieben werden können: Dabei werden einerseits die Wechselwirkungen zwischen dem Suchtdiskurs und dem Handeln der beteiligten Akteure – im Sinne eines „Doing Addiction“ – erörtert, und andererseits gefragt, ob und wie die jüngeren Entwicklungen im Bereich der „Sucht“ als Pathologisierung oder Medikalisierung interpretiert werden können.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine leicht überarbeitete Version des Beitrags „‚Sucht‘ als leerer Signifikant: Zur Pathologisierung und Medikalisierung von Alltagsverhalten“, erschienen in: Anhorn, A., M. Balzereit. (Hrsg.) 2016. Handbuch Therapeutisierung und Soziale Arbeit. Wiesbaden, 837–852.
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Schmidt-Semisch, H. (2019). „Sucht“. In: Feustel, R., Schmidt-Semisch, H., Bröckling, U. (eds) Handbuch Drogen in sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22138-6_12
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