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Der Altersübergang als gesellschaftliches Problem und als Gestaltungsaufgabe – Einführende Überlegungen zu einer risikoreichen Lebensphase

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Der Altersübergang als Neuarrangement von Arbeit und Leben

Zusammenfassung

Das Alter(n) heute hat viele ‚Gesichter‘: gesund oder krank, jugendlich oder faltig, aktiv oder geruhsam, zufrieden oder traurig – zwischen den jeweiligen Polen finden sich zahlreiche Mischformen von Zuständen, Gemütslagen und Lebenssituationen, die es nicht mehr zulassen, von ‚den Alten‘ zu sprechen. Die Adressierung einer mehr oder weniger homogenen Gruppe von Menschen in einer gemeinsamen Altersspanne rechtfertigt sich allenfalls noch durch demografische (bevölkerungsstatistische) oder biologische Bezüge, wobei sich auch bei letzteren nur grobe Verallgemeinerungen über eine Altersgruppe vornehmen lassen (vgl. die Hinweise zu sozialstrukturellen Bedingungsfaktoren für Morbidität und Mortalität weiter unten im Text). Spätestens wenn man Alter als soziokulturelle Kategorie versteht, die sich unter gesellschaftlichen Einflüssen wandelt, muss man Alter(n) differenzierter betrachten.

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Notes

  1. 1.

    Ende des 19. Jahrhunderts betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern 35 Jahre, bei Frauen 38 Jahre. Die Lebenserwartung nahm vor dem Ersten Weltkrieg auf 45 bzw. 48 Jahre zu „und ist bis zum Zweiten Weltkrieg auf etwa 60 bzw. 63 Jahre gestiegen. Am Ende der Nachkriegszeit, im Jahr 1973, konnten Eltern eines Neugeborenen schon damit rechnen, dass ihr Junge 68 bzw. ihr Mädchen 74 Jahre alt werden würde“ (Hradil 2012). Im Jahr 2015 lag die durchschnittliche Lebenserwartung eines Neugeborenen bei 78 Jahren (Junge) bzw. 83 Jahren (Mädchen). Heute 80-Jährige haben eine fernere Lebenserwartung von weiteren 7,8 (Männer) bzw. 9,3 (Frauen) Jahren (vgl. https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Sterbefaelle/Tabellen/LebenserwartungDeutschland.html; sowie Pelizäus-Hoffmeister 2011). Jenseits dieser statistischen Beschreibungen bedeutet dieser Zuwachs an Lebensjahren für den Einzelnen, dass sein Alt-Werden für ihn selbst – und für die Gesellschaft, in der er lebt – zur biographisch erwartbaren Wahrscheinlichkeit wird, die in die eigene Lebens- und Versorgungsplanung – mit einbezogen werden muss.

  2. 2.

    Gängige Unterscheidungen der verschiedenen Altersphasen heute sind z. B. die Unterteilung in Kindergartenalter, Grundschulalter, Jugendalter, Frühes Erwachsenenalter/Postadoleszenz (20–30 Jahre), Mittleres Erwachsenenalter (30–50/65 Jahre), Hohes Erwachsenenalter (ab 50/65), ‚Junge‘ Alte (55–65 Jahre), ‚Alte‘ Alte (ab 75 Jahre), Drittes Alter (bis Mitte 80) und Viertes Alter (ab Mitte 80).

  3. 3.

    Adenauer wird nachgesagt, dieses System der im Umlageverfahren finanzierten dynamischen Rente mit der Aussage „Kinder bekommen die Leute immer“ begründet zu haben.

  4. 4.

    Etwas differenzierter umfasst die Normalbiographie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Kindergarten und Vorschule, die Grundschule und eine weiterführende Schule bis zum Hauptschulabschluss, zur Mittleren Reife oder zum Abitur. Darauf folgt (für den Mann) eine qualifizierte Berufsausbildung oder ein Hochschulstudium. Die daran anschließende Berufslaufbahn als sogenanntes Normalarbeitsverhältnis ist gekennzeichnet durch Vollbeschäftigung, unbefristete Arbeitsverträge, berufliche Aufstiege und mit dem Alter steigende Realeinkommen. Mit der Pensionierung wird das Ende der aktiven Erwerbsphase eingeläutet. Die Ruhestandsphase ist durch den Wegfall von (Erwerbs-)Arbeit geprägt und umfasst die letzten Lebensjahre; die Frau hingegen führt – diesem normativen Programm einer weiblichen Normalbiographie zufolge – nach ihrer Heirat eine Existenz als Hausfrau, Ehefrau und Mutter (vgl. zum Lebenslauf und dessen Wandel z. B. Kohli 2003).

  5. 5.

    Dem Altersübergangs-Report 2015 ist zu entnehmen, dass das „mittlere Austrittsalter aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung für ältere Beschäftigte des Geburtsjahrgangs 1945 bei 60,5 Jahren, für die 1948 Geborenen bei 61,7 Jahren [lag]. (…) Trotz dieses markanten Anstiegs blieb das durchschnittliche Austrittsalter aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung deutlich unterhalb der für diese Kohorten gültigen Regelaltersgrenze von 65 Jahren. (…)“ Weiter heißt es: „Das Ende einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bedeutet oft nicht das Ende jeglicher Erwerbsaktivität. Infolgedessen liegt das mittlere Alter für den vollständigen Arbeitsmarktaustritt deutlich oberhalb des mittleren Austrittsalters aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung“ (Brussig 2015, S. 1).

  6. 6.

    So Jens Spahn, damals Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung am 21. August 2016; http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/montagsinterview-den-rentnern-geht-es-so-gut-wienie-1.3130047?reduced=true.

  7. 7.

    Vgl. die Diskussion in Butterwegge et al. (2012).

  8. 8.

    Das Projekt ‚FISnet – Flexible, individualisierte Service-Netzwerke‘ mit der Laufzeit von November 2014 bis Oktober 2018 wird im Rahmen des Förderschwerpunkts ‚Gesundheits- und Dienstleistungsregionen von morgen‘ (GeDiReMo) mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01FR14018 (u. a.) gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.

  9. 9.

    Der Satzung der WHO von 1948 zufolge ist Gesundheit ein „Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“; online unter: https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/text.xav?SID=&tf=xaver.component.Text_0&tocf=&qmf=&hlf=xaver.component.Hitlist_0&bk=bgbl&start=%2F%2F*%5B%40node_id%3D%27248014%27%5D&skin=pdf&tlevel=-2&nohist=1.

  10. 10.

    Namentlich beteiligt sind folgende Organisationen und Personen: Forschungspartner: Universität Augsburg, Professur für Soziologie/Sozialkunde und Forschungseinheit Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt; Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München e. V.; Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie gGmbH; Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten, Fakultät für Soziales und Gesundheit; Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm, Fakultät für Informationsmanagement. Betriebliche Praxispartner: Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen der Stadt Augsburg; Klinikum Augsburg; Landratsamt Augsburg; manroland web systems GmbH; Stadtsparkasse Augsburg. Umsetzungspartner: AOK Bayern (Direktion Augsburg); Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e. V. (AHPV); Berufsbildungszentrum Augsburg & Schwaben gGmbH; Bezirk Schwaben; Bündnis für Augsburg, Freiwilligen-Zentrum Augsburg; Constantin Carl, Nicolai Nedeltschev; Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V.; Deutsche Rentenversicherung Schwaben; EureCons Förderagentur GmbH; rh11 Unternehmensberatung GmbH; Gesundheitsamt Augsburg; Netzwerk Generation 55 plus – Ernährung und Bewegung; Birgit Proske; Volkshochschule Augsburg e. V.; Volkshochschule Landkreis Aichach-Friedberg e. V.

  11. 11.

    Der konzeptionelle Fokus des Projekts, die Entwicklung und Umsetzung kooperativer Dienstleistungsangebote, wird in einer eigenen Publikation mit entsprechendem Schwerpunkt ausführlicher thematisiert.

  12. 12.

    Als genereller Hinweis für den vorliegenden Band gilt: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in den Beiträgen das generische Maskulinum verwendet. Sofern nicht anders vermerkt, beziehen sich die Inhalte auf Angehörige aller Geschlechter.

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Schneider, W., Stadelbacher, S. (2019). Der Altersübergang als gesellschaftliches Problem und als Gestaltungsaufgabe – Einführende Überlegungen zu einer risikoreichen Lebensphase. In: Schneider, W., Stadelbacher, S. (eds) Der Altersübergang als Neuarrangement von Arbeit und Leben . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21974-1_1

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