Zusammenfassung
In diesem Kapitel liefern wir einen kurzen Überblick über die Idee der Außerirdischen im westlichen Denken. Nach einem ausführlichen historischen Rückblick widmen wir uns den medialen Bildern, die unsere zunehmend globalisierte Kultur sich von jenen „maximal Fremden“ macht. Dabei werden wir mit einer untrennbaren Melange aus traditionsreichen philosophischen Gedanken, vielfältigen wissenschaftlichen Erkenntnissen und insbesondere auch fiktionalen Repräsentationen der unterschiedlichsten Art konfrontiert. Die heute in der Öffentlichkeit, aber auch in der Wissenschaft vorherrschenden fiktionalisierten Alienbilder haben erhebliche Auswirkungen auf die wissenschaftliche Suche nach Außerirdischen – und auch auf die Prognose der möglichen Folgen eines interstellaren Kontakts.
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Notes
- 1.
De immenso ist eine in der Literatur und Forschung gebräuchliche Abkürzung für den vollständigen Titel der Schrift: De Innumerabilius, Immenso et Infigurabili, seu De Universo et Mundus libri octo (vgl. Heuser 2008, S. 62).
- 2.
Zu jener Zeit wurden entsprechende Erzählungen allerdings noch nicht so genannt. Der Begriff ‚Science Fiction‘ entstand erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Dennoch können die Werke von Godwin und Wilkins als frühe Science Fiction-Erzählungen oder als Vorläufer der modernen Science Fiction betrachtet werden.
- 3.
Übersetzt: „Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen wäre.“
- 4.
Anders bei Geistern: In seinem Essay Träume eines Geistersehers aus dem Jahr 1766 argumentiert Kant, dass Geistwesen der menschlichen Erfahrung nicht zugänglich und deren Existenz daher weder beweis- noch widerlegbar sei. Er schreibt: „Man kann demnach die Möglichkeit immaterieller Wesen annehmen ohne Besorgnis, widerlegt zu werden, wiewohl ohne Hoffnung, diese Möglichkeit durch Vernunftgründe beweisen zu können“ (Kant 1954, S. 19).
- 5.
Etwas Ähnliches wiederholte sich viele Jahrzehnte später im Rahmen der Diskussionen rund um das sogenannte ‚Marsgesicht‘, einer 1976 vom Orbiter der Raumsonde Viking I fotografierten Felsformation, die auf der ersten Fotografie an ein menschliches Gesicht erinnert und Spekulationen darüber auslöste, ob es sich dabei um Überbleibsel einer außerirdischen Hochzivilisation auf dem Mars handeln könnte (siehe etwa Hoagland 1994).
- 6.
Bis heute besteht die im Jahre 1979 gestartete Reihe aus sechs Filmen: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979), Aliens – Die Rückkehr (1986), Alien 3 (1992), Alien – Die Wiedergeburt (1997), Prometheus – Dunkle Zeichen (2012) und Alien: Covenant (2017).
- 7.
Bislang sind erschienen: Krieg der Sterne (1977), Das Imperium schlägt zurück (1980), Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983), Episode I – Die dunkle Bedrohung (1999), Episode II – Angriff der Klonkrieger (2002), Episode III – Die Rache der Sith (2005), Das Erwachen der Macht (2015), Die letzten Jedi (2017). Neben der eigentlichen Filmreihe erschienen darüber hinaus mehrere Ableger-Filme, die im Star Wars-Universum spielen.
- 8.
Z. B. Das Ding aus einer anderen Welt (1951), Invasion vom Mars (1952), Kampf der Welten (1952), Die Dämonischen (1956) und Blob – Schrecken ohne Namen (1958).
- 9.
Wie z. B. in Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951), Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977), Cocoon (1985) Abyss (1989) oder Arrival (2016).
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Schetsche, M., Anton, A. (2019). Nachdenken über Außerirdische. In: Die Gesellschaft der Außerirdischen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21865-2_2
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