Skip to main content

Die Außerirdischen vor den Toren der Soziologie

  • Chapter
  • First Online:
  • 1773 Accesses

Zusammenfassung

In unserer Einleitung erläutern wir, warum jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, das Programm der Exosoziologie nach Jahrzehnten wieder aufzunehmen und sich aus sozialwissenschaftlicher Perspektive intensiv mit extraterrestrischen Intelligenzen zu beschäftigen: Die Soziologie muss auf die sich häufenden Hinweise aus der naturwissenschaftlichen Forschung reagieren, nach denen die Existenz außerirdischen Lebens an vielen Orten des Universums wahrscheinlicher erscheint als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Die neue Bindestrichsoziologie wird dabei methodisch und theoretisch auf zwei Säulen ruhen: der Futurologie und der Fremdheitsforschung.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   74.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Zitiert wird nach der uns vorliegenden englischen Übersetzung aus dem Jahre 1971, die die NASA erstellen ließ.

  2. 2.

    Im englischsprachigen Raum hat sich heute hingegen der Begriff ‚Astrobiology‘ durchgesetzt (bis in die 1990er-Jahre hinein war teilweise auch von ‚Bioastronomy‘ die Rede).

  3. 3.

    Im Gegensatz zur SETI-Forschung westlichen Typs ist die sowjetische Debatte, nicht zuletzt unter dem Einfluss von Linguisten wie B. V. Sukhotin, durch eine eher kritische Einschätzung der Verständigungsmöglichkeiten gekennzeichnet (wir werden in Kap. 4 darauf zurückkommen).

  4. 4.

    Als sein Aufsatz zur Exosoziologie erschien, lehrte Jan Mejer an der University of Hawai’i (Hilo). Einige Jahre später ging er an das Whitman College im US-Bundesstaat Washington, wo er Ende der 1990er-Jahre verstarb. Am Whitman College lehrte Mejer, dessen soziologische Dissertation der „Theory of Disruptive Crisis“ gewidmet war, primär im Bereich der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung – dort gibt es bis heute zu seinen Ehren einen „Jan Mejer Award for Best Essay in Environmental Studies“. (Wir danken Professor Alton Okinaka von der University of Hawai’i und Professor Keith Farrington vom Withman College für ihre aufschlussreichen Auskünfte über das Wirken von Jan Mejer; persönliche Korrespondenz mit M. Schetsche).

  5. 5.

    Siehe http://www.astrosociology.org/aboutARI.html.

  6. 6.

    Unter dem Stichwort ‚Kosmosoziologie‘ wird ein durchaus ähnliches Programm im SF-Roman Der dunkle Wald des chinesischen Bestsellerautors Cixin Liu (2018; chinesisches Original 2008) verhandelt. Dort retten letztlich nur die Ergebnisse dieser Disziplin die Menschheit vor bösartigen außerirdischen Invasoren – etwas, was so wohl nur in der Science Fiction denkbar ist.

  7. 7.

    Wobei nicht zu vergessen ist, dass Weltraumforschung, auch die bemannte, von ihren Anfängen an stets auch eine militär- und machtpolitische Dimension hatte – dies ist hier aber nicht das Thema (vgl. dazu Welck 1986; Schetsche 2005).

  8. 8.

    Wir können dem an dieser Stelle nicht systematisch nachgehen, verweisen deshalb nur exemplarisch auf den Band von Günter Anders Der Blick vom Mond (1970), welcher der kulturwissenschaftlichen Raumfahrtkritik eine prominente Stimme gab.

  9. 9.

    Unter dem Akronym METI (= Messaging to Extra-Terrestrial Intelligence) werden seit Jahren Versuche unternommen, durch eigene Radiobotschaften Außerirdische auf die Erde bzw. die Existenz der Menschheit aufmerksam zu machen – wir gehen auf diese unseres Erachtens höchst problematischen Experimente in Kap. 6 näher ein.

  10. 10.

    Zur Einführung in die Raumfahrtsoziologie siehe Marsiske (2005) sowie den aktuellen Band von Spreen und Fischer (2014).

  11. 11.

    Gegenteilige Annahmen in der Laienforschung, namentlich im Kontext der sog. Paläo-SETI-Tradition, diskutieren wir in Kap. 11.

  12. 12.

    Siehe etwa die Beiträge in Wirth et al. (2016).

  13. 13.

    Jungk war einer der Vordenker der Friedens- und Ökologiebewegung. Sein Buch Der Atomstaat (1977) prägte den Kampf gegen die Nutzung der Kernenergie über Jahre hinweg.

  14. 14.

    In diesen Kontext gehört auch, dass der praktische Arbeitsschwerpunkt von Jan Mejer an der Universität in Hawaii die Katastrophenforschung war (persönliches Kommunikat seines ehemaligen Kollegen, Professor Alton M. Okinaka – E-Mail an M. Schetsche vom 21.11.2017).

  15. 15.

    Der Erstkontakt mit einer außerirdischen Zivilisation stellt in der informationstechnisch vernetzten Welt zweifellos ein globales Ereignis mit entsprechenden Wirkungen dar. Ein solcher Kontakt in historischer Zeit, namentlich in der menschlichen Vor- oder Frühgeschichte, könnte hingegen durchaus als lokales Ereignis konzipiert werden, von dem nur die Bevölkerung einer eng begrenzten Region betroffen ist (dies ist Thema der Paläo-SETI-Forschung, mit der wir uns in Kap. 11 auseinandersetzen).

  16. 16.

    Es gibt allerdings Ausnahmen. So entfaltet Justin Stagl (1981, S. 279) seine Argumentation explizit in Abgrenzung zu Simmels programmatischem Hinweis auf die „Bewohner des Sirius“. Der Untersuchungsauftrag der Wissenschaft hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen von Interaktion bzw. Kommunikation gilt für ihn ausdrücklich für „alle Menschen bzw. für alle vernünftigen Wesen“ (S. 279) – auch wenn im Text nicht darauf eingegangen wird, um was für „vernünftige Wesen“ jenseits des Menschen es sich handeln könnte (vgl. hierzu auch Stichweh 1997, S. 165).

  17. 17.

    Hier wird davon ausgegangen, dass der ontologische wie der kommunikative Status der jeweiligen Akteure situativ (also ‚lebensweltlich‘) von den Beteiligten festgelegt und erst dann in der wissenschaftlichen Beobachtung reproduziert wird. Wenn der wissenschaftliche Beobachter selbst ein Mensch ist, wird die lebensweltliche Referenz seiner Rekonstruktionen die Situationsdefinition der beteiligten menschlichen Akteure sein – nicht zuletzt deshalb, weil die entsprechenden Definitionen der nichtmenschlichen Beteiligten ihm vorgängig nicht zugänglich sein werden.

  18. 18.

    Wir werden im Kap. 10 die Frage stellen, ob es nicht viel wahrscheinlicher ist, dass wir eines Tages mit einer postbiologischen ‚Maschinenzivilisation‘ konfrontiert sein werden.

Literatur

  • Anders, Günter. 1970. Der Blick vom Mond. Reflexionen über Weltraumflüge. München: Beck.

    Google Scholar 

  • Berger, Peter L., und Thomas Luckmann. 1966. The Social Construction of Reality. A Treatise in the Sociology of Knowledge. Garden City, NY: Doubleday.

    Google Scholar 

  • Engelbrecht, Martin. 2008. SETI – Die wissenschaftliche Suche nach außerirdischer Intelligenz im Spannungsfeld divergierender Wirklichkeitskonzepte. In Von Menschen und Außerirdischen. Transterrestrische Begegnungen im Spiegel der Kulturwissenschaften, Hrsg. Michael Schetsche und Martin Engelbrecht, 205–226. Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

  • Flechtheim, Ossip K. 1970. Futurologie. Der Kampf um die Zukunft. Köln: Verlag Wissenschaft und Politik.

    Google Scholar 

  • Graf, Hans Georg. 2003. Was ist eigentlich Zukunftsforschung. Sozialwissenschaft und Berufspraxis 26 (4): 355–364.

    Google Scholar 

  • Grazier, Kevin R., und Stephen Cass. 2015. Hollyweird science: From quantum quirks to the multiverse. New York: Springer.

    Book  Google Scholar 

  • Hitzler, Ronald, und Michaela Pfadenhauer, Hrsg. 2005. Gegenwärtige Zukünfte. Interpretative Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Diagnose und Prognose. Wiesbaden: VS Verlag.

    Google Scholar 

  • Hogrebe, Wolfram, Hrsg. 2005. Mantik. Profile prognostischen Wissens in Wissenschaft und Kultur. Würzburg: Königshausen & Neumann.

    Google Scholar 

  • Jungk, Robert. 1973. Der Jahrtausendmensch. Bericht aus den Werkstätten der neuen Gesellschaft. München: Bertelsmann.

    Google Scholar 

  • Kaplan, S. A. (russ. Orig. 1969) 1971. Exosociology – The search for signals from extraterrestrial civilisations. In Extraterrestrial civilizations. Problems of interstellar communications, Hrsg. S. A. Kaplan, 1–12. Jerusalem: Israel Program for Scientific Translations.

    Google Scholar 

  • Knoblauch, Hubert, und Bernt Schnettler. 2004. „Postsozialität“, Alterität und Alienität. In Der maximal Fremde. Begegnungen mit dem Nichtmenschlichen und die Grenzen des Verstehens, Hrsg. Michael Schetsche, 23–42. Würzburg: Ergon.

    Google Scholar 

  • Kosow, Hannah, und Robert Gaßner. 2008. Methoden der Zukunfts- und Szenarioanalyse – Überblick, Bewertung und Auswahlkriterien (IZT-Werkstattbericht 103). Berlin: Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. https://www.izt.de/fileadmin/publikationen/IZT_WB103.pdf. Zugegriffen: 1. Nov. 2017.

  • Kreibich, Rolf. 2006. Zukunftsforschung (IZT-Arbeitsbericht 23/2006). http://www2.izt.de/pdfs/IZT_AB_23.pdf. Zugegriffen: 1. Nov. 2017.

  • Liu, Cixin. 2018. Der dunkle Wald. München: Heyne.

    Google Scholar 

  • Marsiske, Hans-Arthur. 2005. Heimat Weltall. Wohin soll die Raumfahrt führen? Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Maul, Stefan. 2013. Die Wahrsagekunst im alten Orient. München: Beck.

    Book  Google Scholar 

  • Meadows, Dennis L. 1972. Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt.

    Google Scholar 

  • Mejer, Jan H. 1983. Towards an exo-sociology: Constructs of the alien. Free Inquiry in Creative Sociology 11 (2): 171–174.

    Google Scholar 

  • Münkler, Herfried, und Bernd Ladwig. 1997. Dimensionen der Fremdheit. In Furcht und Faszination. Facetten der Fremdheit, Hrsg. Herfried Münkler, 11–43. Berlin: Akademie.

    Google Scholar 

  • Neyer, Franz J., und Frank M. Spinath, Hrsg. 2008. Anlage und Umwelt. Neue Perspektiven der Verhaltensgenetik und Evolutionspsychologie. Stuttgart: Lucius & Lucius.

    Google Scholar 

  • Schetsche, Michael. 2004. Der maximal Fremde – Eine Hinführung. In Der maximal Fremde. Begegnungen mit dem Nichtmenschlichen und die Grenzen des Verstehens, Hrsg. Michael Schetsche, 13–21. Würzburg: Ergon.

    Google Scholar 

  • Schetsche, Michael. 2005. Rücksturz zur Erde? Zur Legitimierung und Legitimität der bemannten Raumfahrt. In Rückkehr ins All (Ausstellungskatalog, Kunsthalle Hamburg), 24–27. Ostfildern: Hatje Cantz.

    Google Scholar 

  • Schetsche, Michael, René Gründer, Gerhard Mayer, und Ina Schmied-Knittel. 2009. Der maximal Fremde. Überlegungen zu einer transhumanen Handlungstheorie. Berliner Journal für Soziologie 19 (3): 469–491.

    Google Scholar 

  • Shostak, Seth. 1999. Nachbarn im All. Auf der Suche nach Leben im Kosmos. München: Herbig.

    Google Scholar 

  • Shuch, H. Paul. 2011. Searching for extraterrestrial intelligence – SETI past, present, and future. Berlin: Springer.

    Book  Google Scholar 

  • Simmel, Georg. 1958. Soziologie: Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, 4. Aufl. Berlin: Duncker & Humblot.

    Google Scholar 

  • Spreen, Dierk, und Joachim Fischer. 2014. Soziologie der Weltraumfahrt. Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

  • Stagl, Justin. 1981. Die Beschreibung des Fremden in der Wissenschaft. In Der Wissenschaftler und das Irrationale, zweiter Band, Hrsg. Hans Peter Duerr, 273–295. Frankfurt a. M.: Syndikat.

    Google Scholar 

  • Stagl, Justin. 1997. Grade der Fremdheit. In Furcht und Faszination – Facetten der Fremdheit, Hrsg. Herfried Münkler, 85–114. Berlin: Akademie.

    Google Scholar 

  • Steinmüller, Angela, und Heinz Steinmüller. 2004. Wild Cards. Wenn das Unwahrscheinliche eintritt, 2. Aufl. Hamburg: Murmann.

    Google Scholar 

  • Stichweh, Rudolf. 1997. Ambivalenz, Indifferenz und die Soziologie des Fremden. In Ambivalenz. Studien zum kulturtheoretischen und empirischen Gehalt einer Kategorie zur Erschließung des Unbestimmten, Hrsg. Heinz Luthe und Rainer E. Wiedemann, 165–183. Opladen: Leske und Budrich.

    Google Scholar 

  • Stuckrad, Kocku von. 2007. Geschichte der Astrologie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München: Beck.

    Google Scholar 

  • Vossenkuhl, Wilhelm. 1990. Jenseits des Vertrauten und Fremden. In Einheit und Vielfalt. XIV. Dt. Kongress für Philosophie Giessen, 21–26 September 1987, Hrsg. Odo Marquard, 101–113. Hamburg: Meiner.

    Google Scholar 

  • Waldenfels, Bernhard. 1997. Topographie des Fremden. Studien zur Phänomenologie des Fremden, Bd. 1. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Welck, Stephan Frhr. von. 1986. Weltraum und Weltmacht. Überlegungen zu einer Kosmopolitik. Europa-Archiv 41 (1): 11–18.

    Google Scholar 

  • Wirth, Sven, et al., Hrsg. 2016. Das Handeln der Tiere. Tierische Agency im Fokus der Human-Animal-Studies. Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

  • Zaun, Harald. 2010. SETI – Die wissenschaftliche Suche nach außerirdischen Zivilisationen. Chancen, Perspektiven, Risiken. Hannover: Heise.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Michael Schetsche .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Schetsche, M., Anton, A. (2019). Die Außerirdischen vor den Toren der Soziologie. In: Die Gesellschaft der Außerirdischen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21865-2_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-21865-2_1

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-21864-5

  • Online ISBN: 978-3-658-21865-2

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics