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„All included“? Into what? – Heteronormativitätskritische Perspektiven auf diskriminierungssensible Bildungsarbeit

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Pädagogik in Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen

Part of the book series: Interkulturelle Studien ((IKS))

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Zusammenfassung

Vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen werden zunehmend öffentlich sichtbarer und können als Bestandteile gesellschaftlicher Normalität wahrgenommen werden. Dies gilt nicht zuletzt auch aufgrund homonationalistischer Diskurse. Zugleich gibt es gegenläufige Tendenzen, die diese Normalisierung zu bekämpfen suchen. Dies geschieht vor allem im Bereich der Pädagogik, bei dem es um die Frage geht, ob und wie Kindern und Jugendlichen das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt nahegebracht werden soll. Diese Debatten bilden den Hintergrund, vor dem sich Pädagog*innen bewegen, wenn sie die Facetten vielfältiger sexueller und geschlechtlicher Lebensweisen bearbeiten. Mit einer heteronormativitätskritischen Analyse lässt sich aufschlüsseln, wo Engführungen und Begrenzungen des Themas vorgenommen werden, die letztendlich eine inklusionsorientierte pädagogische Praxis, die Vielfalt von der Vielfalt aus denkt, einschränkt.

Die kapitalistische Gesellschaft erzeugt den Homosexuellen wie sie den Proletarier hervorbringt, wodurch sie ständig ihre eigenen Schranken errichtet.

(Hocquenghem 1974, S. 11)

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Notes

  1. 1.

    Das Akronym steht für LesbischSchwulBisexuellTransInter.

  2. 2.

    Das Projekt wird gefördert im Rahmen des Programms Demokratie leben! des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2015–2019).

  3. 3.

    Dies gilt ebenso für wissenschaftlich Tätige. In diesem Sinne danke ich Jutta Hartmann, Uli Streib-Brzič und den Herausgebenden dieses Bandes für ihr anregendes Feedback.

  4. 4.

    Das Indefinitpronomen „man“, welches üblicherweise an dieser Stelle stehen würde, bezeichnet in der Regel eine beliebige Person. Aus dem Alt- bzw. Mittelhochdeutschen stammend, ist diese Person männlich. Da wir nicht wissen, ob die Person in dem geschilderten Fall ein Geschlecht hat und welches das ist, habe ich hier die neutrale Form „mensch“ gewählt.

  5. 5.

    Eine Möglichkeit, geschlechtszuweisenden Wortendungen zu entkommen, besteht darin, diese nach dem Wortstamm durch ein ‚x‘ zu ersetzen. Das ‚x‘ kann als Ausstiegsoption (‚Exit‘) oder Durchkreuzen von Geschlechtszuweisungen verstanden werden (vgl. Gallmann 2016: 6).

  6. 6.

    Dies war schon in frühen Texten der Queer-Bewegung sichtbar: „Being queer means leading a different sort of life. […] Yeah, QUEER can be a rough word but it is also a sly and ironic weapon we can steal from the homophobe’s hands and use against him.“ (Anonym 1990).

  7. 7.

    Jagose schreibt: „Acknowledging the inevitable violence of identity politics and having no stake in its own hegemony, queer is less an identity than a critique of identity“ (ebd.).

  8. 8.

    Transgeschlechtlichkeit ist hier im Sinne des verbreiteteren Begriffs ‚Transsexualität‘ zu verstehen. Diesen verwende ist hier aber nicht, da er v. a. ein medizinischer Begriff ist und ihm eine lange Pathologisierungsgeschichte anhaftet. Zum zweiten legt der Begriff nahe, dass es fälschlicherweise um eine Form von Sexualität geht.

  9. 9.

    Dieser Begriff ist auch den meisten Erwachsenen unbekannt, da er kaum in Alltagsmedien verwendet wird. Er ist als Gegenbegriff zu Trans*Geschlechtlichkeit zu verstehen und dient explizit dazu, die ansonsten unmarkierte Norm zu markieren.

  10. 10.

    Diese Ungleichbehandlung wird bald Geschichte sein, da der Bundestag am 30. Juni 2017 den Gesetzentwurf für die sogenannte ‚Ehe für alle‘ angenommen hat und auch der Bundesrat den Beschluss eine Woche später ohne Einspruch passieren ließ. Die umgangssprachliche Bezeichnung ‚Ehe für alle‘ entspricht dabei keinesfalls der Realität, etwa gilt sie nicht für Personen, die eine gleichgeschlechtliche Ehe anstreben, deren Heimatstaat diese aber nicht vorsieht.

  11. 11.

    Dies bezog sich z. B. auf das sogenannte Ehegattensplitting, das eine steuerliche Vergünstigung ermöglicht, wenn ein*e Ehepartner*in – meistens die Frau – weniger verdient. Das Ehegattensplitting existiert nach wie vor und wird kritisiert, weil es eine Abhängigkeitsbeziehung fördert, Teilzeitarbeit nahe legt, welche – insbesondere im Fall einer Scheidung – zu Altersarmut führen kann. Ärmere Familien oder Alleinerziehende können von dieser steuerlichen Regelung nicht profitieren.

  12. 12.

    Privilegierte Drittstaaten sind etwa die USA und Kanada.

  13. 13.

    Conchita Wurst gewann als Österreichische Teilnehmerin den Eurovision Song Contest im Jahr 2014 mit dem Lied „Rise like a phoenix“. Ihr Markenzeichen ist ein Vollbart.

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Busche, M. (2018). „All included“? Into what? – Heteronormativitätskritische Perspektiven auf diskriminierungssensible Bildungsarbeit. In: Mai, H., Merl, T., Mohseni, M. (eds) Pädagogik in Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen. Interkulturelle Studien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21833-1_8

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