Zusammenfassung
Das Forschungsfeld der Biographieforschung ist in den griechischen Sozialwissenschaften erst in den 1990er Jahren entstanden. Die ersten Forschungen, die Lebensgeschichten und biographische Erzählungen verwertet haben, hatten eine kritische Haltung gegenüber dem vorherrschenden positivistischen Muster der quantitativen Sozialforschung und versuchten die Perspektive sozialer Gruppen in den Vordergrund zu stellen, die vom vorherrschenden sozialwissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossen waren. Diese Forschungen waren jedoch oft von einer methodologischen Spontanität gekennzeichnet und es fehlte ihnen an systematischen Methoden sowohl der Produktion als auch der Auswertung biographischer Erzählungen. In den letzten 15 Jahren hat sich das Interesse an der Biographieforschung in Griechenland verstärkt. Zahlreiche Forschungen wurden in einer methodologisch und theoretisch reflektierten Weise durchgeführt, während ziemlich viele Texte publiziert wurden mit methodologischem Inhalt. Gleichzeitig sind in vielen griechischen Städten Oral-History-Gruppen entstanden, die über die Erhebung und Analyse von Lebensgeschichten versuchen, Aspekte lokaler Geschichte „von unten heraus“ zu beleuchten. Internationale Zusammenarbeit im Bereich der Bildung und Forschung führte zu der Etablierung eines Stroms rekonstruktiver Biographieforschung in Griechenland, die sehr stark von der deutschsprachigen Diskussion beeinflusst ist.
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Tsiolis, G. (2018). Biographieforschung in Griechenland. In: Lutz, H., Schiebel, M., Tuider, E. (eds) Handbuch Biographieforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21831-7_63
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